Arjuna Fan Fiction ❯ Mondkinder ❯ Lias Traum ( Chapter 4 )

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Müde tapste Juna lautlos durch die Wohnung, zog sich aus und kuschelte sich in ihr Bett. Es war ein langer Tag gewesen. Im Bett gegenüber schlief Lia und man sah von ihr nur die hellblonden Haare und die Nasenspitze zwischen Polster und Decke herausragen. Juna wünschte sich von Herzen, sie hätte auch so einen gesunden Schlaf wie ihre Freundin, seufzte, und nickte ein.
 
Plötzlich gellte ein Schrei durch die Nacht: „Aah! Juna! Da! Da! Das gibt's nicht! - Chris, Chris! Nein, bleib da, lass mich nicht wieder allein!“ Juna fuhr auf und sah Lia senkrecht im Bett sitzen, die Arme nach etwas ausgestreckt, die Augen in Panik weit aufgerissen. Sie stammelte unzusammenhängendes Zeug und wirkte völlig aufgelöst. Juna stieg aus dem Bett, ging zu ihrer Freundin und legte ihr einen Arm um die Schultern. Aber Lia stieß ihren Arm krampfhaft weg und stammelte: „Weißt du nicht, dass man einen Telepathen ohne seine Erlaubnis nicht berührt? Du bist ja selber Telepathin, hat dir das nie jemand gesagt? - Ich hab Chris gesehen! Glaub's mir oder nicht, er war da! In Astralform!“
Juna starrte ihre Freundin nur verwirrt an und sagte: „Das war sicher nur ein böser Traum, Lia, hier ist niemand! Du hast schlecht geträumt, die Luft ist hier drin so stickig! Was hast du denn geträumt?“ Sie ging zum Fenster und kippte es. Kühle Nachtluft kam herein und allmählich beruhigte sich Lia so weit, dass sie auf Junas Frage kohärent antworten konnte.
„Ich habe geschlafen, plötzlich werde ich am Ellenbogen getippt, einmal, zweimal. Ich drehe mich um, weil ich denke, es wäre Zeit für die Schule, und murmle schläfrig: Lass mich!' Da werde ich wieder angetippt. Also mache ich die Augen auf, um zu sehen, wer mich aus meinem angenehmen Schlaf holt, und sehe vor mir eine lichte Gestalt mit türkisen Augen, hellblonden Haaren und weißem Gewand schweben. Verdutzt reibe ich mir die Augen, denke mir, das gibt's nicht, und setze mich auf, um genauer zu sehen. Kannst du dir mein Erstaunen vorstellen, als ich erkenne, wer das ist? Chris in Astralprojektion! Mich hat fast der Schlag getroffen, weil ich dachte, er wäre tot und ich sähe seinen Geist. Darum hab ich auch geschrieen, worauf er verschwunden ist, und sehr traurig ausgesehen hat. Erst dann ging mir auf, dass Geister üblicherweise anders aussehen, und da wollte ich ihn zurückrufen.“
Juna schüttelte den Kopf. „Ich hab niemanden gesehen und ich spüre auch niemanden mehr hier. Was das auch immer gewesen ist, es ist nun fort, Lia, du kannst getrost wieder schlafen. Soll ich dir ein Glas Wasser holen?“ Lia nickte. „Ja, das wäre lieb von dir.“ - „Okay, wart einen Moment.“ Sie verließ das Zimmer und kam mit einem Glas Wasser für jede zurück und grinste: „Das haben wir uns nach dem Schreck verdient, nicht wahr?“ - „Und ob, Juna! Irgendwie denk ich, es war nur ein Traum.“ - „Na also! Sag, nur so eine Frage: Gibt es ein Foto von deinem Chris?“
Lia sah auf: „Natürlich! Wart einen Moment!“ Sie sprang auf, drehte die Schreibtischlampe auf und grub in ihren Sachen, bis sie ein Fotoalbum zu Tage förderte, darin ein wenig herumsuchte, bis sie eine bestimmte Seite gefunden hatte und es ihr hinhielt. Juna konnte die Verblüffung nur schwer verbergen: Das Foto zeigte tatsächlich Chris Hawken, nur jünger und kräftiger! Neben ihm saß auf einem Baumstumpf ein Mädchen, das aufgrund ihres hellen Haars unschwer als Lia zu erkennen war.
„Interessant“, murmelte sie. „Ihr zwei seht euch ja wirklich verblüffend ähnlich! Wirklich verblüffend!“ Na da bin ich ja gespannt, wie Chris darauf reagiert. Lias Reaktion möchte ich auch erleben - sofern sie Chris in seinem momentanen Zustand überhaupt erkennt!' Laut sagte sie: „Na da kann man euch Hübschen nur wünschen, dass ihr euch wieder findet. Huah! Ich bin hundemüde, ich glaub, ich leg mich wieder aufs Ohr!“ - „Hast recht, Juna, zumindest ich habe morgen den ganzen Tag Unterricht und nachher noch Geige!“ Lia stöhnte theatralisch, zog eine Grimasse und nahm ihr Fotoalbum wieder entgegen. Sie legte es auf den Schreibtisch, drehte das Licht ab und ging wieder zu Bett. In dieser Nacht gab es keine weiteren Störungen.