Original Stories Fan Fiction / Fables/Fairytales Fan Fiction ❯ Wieder die Mächte der Finsterniss ❯ Die letzte Schlacht ( Chapter 15 )

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Die letzte Schlacht


Es dauerte eine ganze Weile, aber schließlich waren sie alle wieder vereint und beinahe am Ziel.
Jacen und Mat kamen als Erste zu der Sphinx.
Sie wussten beide nicht, wie ihnen geschah, als das Monster mit dem Körper eines Löwen und dem Menschenkopf plötzlich den schmalen Durchgang durch das Tal versperrte.
"Ihr könnt nicht hier durch! Erst musst ihr mein Rätsel lösen, wie schon jeder andere vor euch auch."
"Ach ja? Und was, wenn wir die falsche Antwort geben?" fragte Jacen nicht gerade höflich. "Dann, Kleiner, werde ich euch fressen. Und ich habe schon lange nichts mehr gefressen."
"Ja? Wahrscheinlich, weil dein Rätsel so leicht ist, das es jeder lösen kann!"
"Nein, du vorlauter Bengel, sondern weil schon lang keiner so dumm war, sich mit zu nähern. Ich habe alle vor euch gefressen. Und mit euch beiden mache ich dasselbe!"
"Na dann stell dein Rätsel, so schwer kann's ja nicht sein, oder."
"Gut, du hast es selbst gewollt. Aber ihr habt nur einen Versuch!

Immer essend, allverzehrend, nie zufrieden, allzerstörend, niemals jemals wirklich satt, bis sie die Welt verschlungen hat. Wer ist die Dame?"

"Dürfen wir uns beraten?" fragte Mat.
Das ist nicht leicht, dachte er dabei, hoffentlich fällt uns was Vernünftiges ein.
"Natürlich, aber ihr werdet trotzdem mein Mittagessen. Wenn ihr mir bis Mittag keine Antwort gebt habt ihr ebenfalls verloren."
Die beiden entfernten sich etwas von der lachenden Kreatur und setzten sich ins Gras, um zu überlegen.
"....allzerstörend, niemals jemals wirklich satt....." murmelte Mat vor sich hin.
"Feuer?" schlug Jacen vor.
"Ne, das kann ja nicht die ganze Welt verschlingen.... Wie wär’s mit nem Erdbeben?"
Sie überlegten hin und her, aber irgendwie schien nichts zu passen.
"Hallo! Hey, ihr zwei!"
Mat und Jacen drehten sich beim Klang der vertrauten Stimmen um.
Jake und Brigitte stürmten auf sie zu und umarmten die beiden fest.
Aufgeregt durcheinander schnatternd versuchten sie, einander auszufragen, die neuen Begleiter vorzustellen und auch das Rätsel zu lösen, alles gleichzeitig.
"He, das ist Draganta, er..."
" Was will die Welt essen"
"...Welt essen? Warst du zu lang in der Sonne?"
"...Yezariael, er hat..."
"...ist Jaina nicht..."
"...nur bis Mittag Zeit, also..."
"...komisches Rätsel..."
"...ist ein Lindwurm, kein..."
"...und dann haben wir Charon zum..."
"...welche Dame denn?..."
"...und der Greif war..."
"...der Vulkan ist puff und bumm und...”
"...da war ein Loch im Boden und dann ein..."
"...warum nie zufrieden?"
"Was? Mittagessen? WIR? Was fällt der denn ein!"
"...und irgendwas mit Asgard..."
"...nicht wird sein vorher..."
".....schlechte Zeiten...."
"...Siegelsteine leben..."
"...und Runden gibt’s auch, aber..."
"...auf uns gewartet, versteht ihr..."
"...Zeiten fordern ewige Nacht..."

Nach einer Weile beruhigten sich alle wieder und wandten sich wieder dem Rätsel zu, denn das war im Moment wichtiger.
Zum erzählen würden sie nachher auch noch Zeit haben.
Falls es ein nachher gab.
Aber wie sie auch nachdachten, es kam nichts dabei raus.
Schließlich kamen sie überein, dass der Vorschlag von Jacen mit dem Feuer sich noch am wahrscheinlichsten anhörte, aber sie zögerten trotzdem noch.
Alle hatten sie das Gefühl, das es nicht richtig ist.
Brigitte ließ sich von Mat noch mal das Rätsel sagen, in der Hoffnung, doch noch die richtige Lösung zu finden:
" Immer essend, allverzehrend, nie zufrieden, allzerstörend, niemals jemals wirklich satt, bis sie die Welt verschlungen hatte. Wer ist die Dame?"
"Eine Dame... Also etwas mit die. Nicht das Feuer."
"Die Zeit." kam eine leise Stimme von hinten.
Brigitte drehte sich um, aber da war nur Gebüsch.
Dann aber taucht raschelnd und murrend Jaina auf.
Sie sah aus, als wäre sie den ganzen Weg durch den Wald nur durchs Gebüsch gekrochen, denn überall hängten Blätter und kleine Zweige an ihr.
"Das war ja 'ne schöne Abkürzung! Mitten durchs dichteste Unterholz hast du mich geschleppt."
"Aber wir sind da, oder nicht!"
"Du hast leicht reden, bei deiner Größe kannst du ja leicht unten durch gehen."
Alle sahen nach unten mit wem sie eigentlich redete.
Ein kleiner Fuchs trappelte aus dem Gebüsch.
"Wieso? Ich hab uns doch and Ziel gebracht, da wolltest du doch hin." antwortete der Fuchs.
Erstaunt sahen alle runter, als Jaina ihre ungewöhnliche Begleiterin vorstellte.
"Das hier ist Kiri" stellte Jaina den kleinen Fuchs vor.
"Die Zeit" wiederholte Kiri noch mal, "das ist die Antwort auf euer Rätsel."
"Und woher weißt du das?" fragte Jacen, der als erster die Sprache wieder fand.
Der Fuchs redete wirklich.
Aber war das wirklich sooo ungewöhnlich?
Er hatte einen Drachen als Freund, und Jake und Brigitte hatten eine lebende Steinfigur mitgebracht; sie waren Nixen, Sphinxen und Greifen begegnet.
Warum sollte ein Fuchs also nicht reden?
Und Rätsel lösen?!
"Meine Mama hat mir das mal verraten. Ich bin nämlich kein gewöhnlicher Fuchs, müsst ihr wissen, ich bin ein Prismenfuchs."
"Aha. Und das ist was.....?"
Entrüstet sah Kiri Mat an.
"Soll das heißen, du hast noch nie von uns gehört?"
"Nö, sollte ich das etwa?"
Mat grinste Jacen an, die beiden fanden die Entrüstung des Füchsleins lustig.
Und Jacen setzte wie immer noch eines drauf:
" Ich finde, du siehst wie ein ganz normaler Fuchs aus. Aber ein ganz kleiner!"
Beide grinsten über das ganze Gesicht.
"Und seit wann können ganz normale Füchse reden, du....du..."
"Ganz ruhig, die wollen dich doch nur ärgern. Bist du sicher, das Zeit richtig ist?" versuchte Jaina Kiri abzulenken.
Diese fixierte Jacen und Mat mit blitzenden Augen.
Plötzlich war ein klingeln zu hören und Kiri wurde zu Glas.
Sie verlor alle Farbe und ihre Konturen wurden hart und scharf.
Mat und Jacen rissen erschrocken die Augen auf, als sie sich plötzlich nicht mehr rühren konnten.
Zufrieden wurde Kiri wieder normal und drehte sich zu Jaina um.
“Ja ich bin mir sicher."
"Gut, dann sollten wir das der da auch sagen. Aber bitte entzauber meinen Bruder vorher. Er ist zwar manchmal lästig, aber ich will ihn trotzdem nicht gern hier stehen lassen. Ich hab mich halt schon so an ihn gewöhnt. “
Kiri tat ihr den Gefallen und Jacen stellte sich gleich vor seiner Schwester auf:
" An mich gewöhnt? Was bin ich, ein alter Zaun? Unnütz, aber halt schon immer da?"
Jaina umarmte ihren Bruder fest: “Ja, du hast mir auch gefehlt, Brüderchen"
Der Junge machte ein verdutztes Gesicht.
Dann ließ sie ihn los und marschierte auf die Sphinx zu:
"Hey du! Wir haben die Antwort!"
Ihr Bruder schlug vor Schreck die Hand vor den Mund; wie redete seine Schwester denn mit der Sphinx?!
Die wird dich noch fressen, sei bitte nicht so frech, beschwor Jacen sie in Gedanken.
Wo Frech-sein doch mein Gebiet ist!
Trotzdem musste er unwillkürlich grinsen.
Ja, das ist meine Schwester!
Er stellte sich neben sie: "Unsere Antwort ist Die Zeit."
Die Sphinx sah jeden von ihnen schweigend an.
Alle hielten den Atem an:
War die Antwort richtig, und sie durften weitergehen?
Oder endete hier und jetzt ihre Reise, nur wegen eines falschen Wortes.
Es war nur das Flüstern des Windes zu hören."
"Nun gut! Die Antwort ist richtig."
Jaina fiel Jacen vor Erleichterung gleich noch mal um den Hals.
"Zum Glück ist es bald vorbei!"
Die Sphinx sah sie nachdenklich an.
"Nein, Mensch, es ist noch lange nicht vorbei. Es fängt gerade erst an."
"Was fängt an?"
"Der Anfang von Ende. Das Ende der Sterne. Vielleicht. Vielleicht aber auch nur euer Ende. Seid ihr bereit? Bereit für das Unbekannte? Dann tretet ein. Doch seid gewiss: Der wahre Schrecken liegt noch vor euch. Und es gibt kein zurück, denn jeder ist ein Gefangener seines Schicksals. Es naht der Tag der Freiheit sich....."
Vor sich hinmurmelnd drehte sie sich um.
Plötzlich fing sie an zu singen:
“Wenn längst vorbei die Freudentage, hör zu, oh Menschenkind. Von großem Leid erzählt die Sage, den and'ren ist der Sieg......"
Verwirrt sahen sich alle an.
Das waren ja nicht gerade schöne Aussichten.
"Ja, so was in der Art hat der Greif auch gesagt. Schlimme Zeiten sind im Sattel, hat er gesagt. Und in einem Buch haben wir was ähnliches gelesen. Wenn einst vorbei die Freudentage, hör zu, oh Menschenkind, von großem Leid erzählt die Sage, der große Krieg beginnt."
Und so besprachen und erzählten sie das Geschehene im Weitergehen.
Jeder erzählte den anderen seine Erlebnisse seit der Trennung.
"Aber wozu hat Raida uns den Nebel geschickt? Sie hat uns doch zu ihren Leuten geschickt, damit die uns aufhalten. Warum hat sie uns nicht gleich in die Pampa geschickt, anstatt zu riskieren, dass wir ihr weiter in die Quere kommen."
"Weil nicht Raida euch dahin geschickt hat, sondern die kurzen Wege."
"Die kurzen Wege?"
Inzwischen war es Abend geworden, und alle hatten es sich um ein Lagerfeuer herum bequem gemacht.
Bald würden sie ihr Ziel erreichen, sie konnten es schon fast sehen.
Ein heller Umriss in der Ferne, aber sie konnten ihn in zwei Stunden erreichen.
Trotzdem hatten sie beschlossen, noch einmal ihr Lager aufzuschlagen.
Am nächsten Morgen würden sie dann ausgeruht aufbrechen.
Einstweilen jedoch waren sie viel zu aufgeregt, um ans schlafen zu denken.
"Was sind die kurzen Wege?" wiederholte Jacen seine Frage an Kiri, da sie nicht gleich antwortete.
Der kleine Fuchs ignorierte ihn noch kurz, um Jacen zu provozieren, der auch prompt darauf reinfiel, bevor sie erklärte:
" Die kurzen Wege sind ein Teil der wilden Magie. Dort leben unter anderen wir Prismenfüchse nämlich, wisst ihr.
Normalerweise sind wir unsichtbar, wenn wir wollen.
Aber das kann ich noch nicht so gut, deshalb hat mich Jaina auch gefunden in der Kristallhöhle.
Mit Hilfe der wilden Magie kann man ein Tor zu den kurzen Wegen öffnen. Die sind eine Art Abkürzung. Aber es ist sehr gefährlich, dort allein und ohne Ziel rumzurennen. Ihr hättet an jedem Ort und zu jeder Zeit wieder rauskommen können. Ihr habt echt Glück gehabt.
Der Eingang liegt immer im Nebel, und manchmal geht man dort nur drei Schritte und ist viele Kilometer entfernt, obwohl man nicht mal den Nebel von Ein- und Ausgang verlassen hat. Oder man irrt tagelang herum, nur um am Ausgangspunkt wieder rauszukommen. Aber hundert Jahre früher.
Oder später. Man muss schon wissen, was man tut. Oder eben Glück haben."
"Aber wie sieht es dazwischen aus? Zwischen dem Nebel um den Eingang und dem um den Ausgang?"
"Das ist unterschiedlich, je nachdem, wer das Tor dorthin öffnet.
Wenn es ein Mensch macht, landet er immer auf derselben Ebene:
Dunkle Wege durch einen düsteren Wald.
Wir Prismenfüchse dagegen leben auf einer ganz anderen Ebene der wilden Magie. Ebenfalls ein Wald, aber ein wunderschöner.
Dort ist immer Frühling und die Bäume selbst strahlen ein ganz sanftes, warmes Licht aus, und es wird dort nie richtig Nacht.
Es gibt zwar eine Dämmerung, aber es wird nicht ganz finster.
Aber die Sterne und den Mond gibt es dort nicht, so wie bei euch. Ich mag das Mondlicht, wisst ihr. Und so viele Sterne..."
"Da, wo du herkommst gibt es wohl keine Sterne?"
"Nein, die sehe ich zum ersten Mal. Aber ich habe davon gehört, kleine Lichter..."
"Wieso bist du eigentlich dort abgehauen, wenns da so schön war?"
"Ich war neugierig auf die Welt da draußen. Ich wollte wissen, wie Menschen aussehen, ob sie wirklich so gefährlich sind, wie alle behaupten. Und ich wollte sehen, wie Nacht ist, so ganz ohne Licht.
Ich dachte, es müsse furchtbar sein, wo doch die Bäume und Pflanzen kein Licht geben. Also habe ich mich heimlich weggeschlichen.
Aber jetzt weiß ich nicht mehr so genau, wie ich heimkomme. Es ist alles s groß hier. Und so laut und chaotisch.
Wusstet ihr, das die Menschen Hunde darauf abrichten, uns zu jagen? Auf einmal waren ganz viele Hunde hinter mir her, und ich bin nur noch in Panik davongelaufen. Zum Glück habe ich die Höhle dort gefunden.
Und dich, Jaina. Kein Wunder, dass Wulfin keine Hunde mag. Die tun blind, was man ihnen sagt und haben selbst vor uns Unsterblichen jeglichen Respekt verloren..."
"Wer soll vor dir halben Portion auch groß Respekt haben." warf Jacen dazwischen und wuschelte Kiri durchs Fell, die dafür nach ihm schnappte.
Draganta kam Jacen zur Hilfe und hob den kleinen Fuchs vorsichtig auf.
Das konnte dann Jaina nicht einfach durchgehen lassen und warf sich auf den Rücken des Drachen, und alle vier tobten durchs Gras.
Nach einer Weile sahsen sie zerzaust und voller Gras wieder am Lagerfeuer.
"Sag mal, Jaina, ich dachte du wärst von Kira aus mit diesem Mädchen unterwegs gewesen. Wo ist die den abgeblieben?"
Jacen sah seine Schwester fragend an.
"Keine Ahnung. Sie ist kurz nach unserem Aufbruch ganz komisch geworden. Und dann bin ich in der Früh Aufgewacht und sie war weg. Ich hab überall gesucht, aber sie war nicht zu finden. Und dann hab ich Schutz vor einem Gewitter gesucht, Genau in derselben Höhle wie Kiri auch. Ich hoffe, sie ist in Ordnung."
"Hat sie denn erzählt, wer sie eigentlich ist? Oder wie und warum sie dort war?"
"Nicht viel, nur dass sie noch viel zu tun hätte, bevor sie zu Raida geht. Sie hat irgendetwas persönliches mit ihr zu regeln. Sie hat ihre Familie entführt, glaub ich.
Oder so was in der Art.
Sie wollte sich uns anschließen, denn sie ist in der Nähe von Raidas Schloss aufgewachsen. Sie hätte uns in der Gegend dort helfen können. Na ja, aber anscheinend ist sie allein losgezogen. Um den Drachen, -sorry,- den Lindwurm"
verbesserte sie sich in Dragantas Richtung gewandt,
"wird sich ja Ravana kümmern, aber Raida ist unser Problem."
"Aber darum können wir uns ja noch Gedanken machen, wenn wir dort sind. Ich bin ja schon gespannt, wie dieses Schloss aussieht, wo diese Hexe haust."
Allmählich kamen alle zur Ruhe, und bald darauf waren sie eingeschlafen, nachdem die Gespräche verstummt waren.

Am nächsten Morgen standen sie schweigend auf und packten alles zusammen.
Irgendwie hatte keiner Lust, was zu sagen, deshalb gingen sie einfach los und hingen jeder seinen eigenen Gedanken nach.
Was würde das Ende ihrer Reise für sie alle als Gemeinschaft bedeuten?
Und für die drei Unsterblichen?
Jacen, Jaina und Jake werden wohl zu Nebus zurückkehren und weiter ihren Studien nachgehen.
Aber war das wirklich noch das Sinnvollste?
Auf ihrer Reise waren sie durch Dörfer gekommen, wo man Magie schon für Taschenspielertricks hielt, an die keiner mehr glaubte.
Und wenn man Yezariael glauben schenkte war die Magie immer noch weiter auf dem Rückzug.
Würde sie bald ganz verschwinden?
Welchen Sinn hatten dann schon Magier?
Aber etwas anderes zu machen, das war ebenso unvorstellbar!
Sicher übertrieb Yezariael nur, und so ein paar Dörfer bewiesen noch lange nichts, oder? Und Mat und Brigitte?
Die Beiden würden sicher von König begnadigt werden, denn schließlich hatten sie im Grunde nichts gemacht.
Chaurons Leuten durfte man nicht einfach freie Hand lassen, so einfach war das.
Also hätten sie im Grunde genommen ja noch eine Belohnung dafür verdient.
Alles würde gut werden.
Aber warum waren sie dann so bedrückt bei dem Gedanken, dass sie sich bald trennen würden?
So kamen sie bald in Sichtweite ihres Ziels, ohne das sie es merkten.

Vor ihnen tauchte ein Palast aus seltsamem weißem Stein auf.
Er wirkte durchscheinend und der Wind pfiff durch die vielen Türmchen wie durch eine Orgel.
Eine leicht verstimmte Orgel leider, denn etwas an den Tönen klang falsch.
"Die singende Burg" flüsterte Brigitte ehrfürchtig.
Draganta konnte seine Aufregung kaum aushalten und zappelte herum:
" Los. Los, gehen wir weiter." Beim näher kommen sahen sie auch warum manche Töne falsch waren:
Im manchen der Türme hatten Singvögel ihre Nester gebaut um den Wind verstopft.
Das Gebäude war durchscheinend und sah aus, als währe es aus Eis geschmolzen worden.
Aber als sie die Mauer vorsichtig berührten war sie ganz fest.
Und auch nicht kalt, wie sie erwartet hatten.
Aber dafür viel glatter als jeder andere Stein, und sie konnten ihr Spiegelbild darin verschwommen wahrnehmen.
Das ganz wirkte so zerbrechlich, und doch... als könnte nichts diese Mauern zum Einsturz bringen.
Vorsichtig gingen sie durch das große Portal und durch einen langen Saal weiter.
Ganz leicht konnten sie die Landschaft draußen sehen, das helle Gras, den blauen Himmel über ihnen, und einen leichten Schatten, wenn ein Vogel vorbeizog.
Sie hörten das leise Singen des Windes, eine leise Melodie, die bisher nur die Vögel gehört hatten.
Langsam gingen sie weiter.
Hier herrschte ein sanfter Frieden, der es schwer machte zu glauben, dass das ein Gefängnis für so ein mächtiges Wesen wie den Gargoyl Ravana sein soll.
Am Ende des langen Ganges kamen sie durch einen Durchgang in einen großen, runden Saal.
Der Durchgang erweckte noch mehr den Eindruck als alles andere, das er einfach hineingeschmolzen worden war.
Eigentlich sah die ganze Burg aus, als währe sie in nur einem Gruß gemacht worden. Selbst sie Ecken waren irgendwie abgerundet, nicht wie mit einem Werkzeug hineingehauen oder zusammengefügt, sondern als wollte der Erbauer sie nur andeuten, weil sie sonst zu hart und schroff wirken würden.
Vor ihnen lag ein großer, runder Saal, dessen Decke hoch über ihnen auf vierundzwanzig Säulen ruhte.
In jeder dieser Säulen, die von oben herab zu fließen schienen, war ein kleiner grauer Stein zu sehen, der mit roten Linien überzogen war.
Jaina sah sich einen der Steine genauer an.
Irgendwie hatte sie das Gefühl, als hätte sie ihn schon einmal gesehen, womöglich sogar in der Hand gehabt.
Aber das konnte gar nicht sein, Wahrscheinlich hatte sie die Zeichen mal in einem der unzähligen Bücher in Nebus' Turm gesehen.
Und jetzt, in dieser Atmosphäre...
“Hey, komm schon, schau dir das an."
Jaina verdrängte den Gedanken, drehte sich um und lief zu ihrem Bruder, um sich seine Entdeckung anzusehen.
In der Mitte des Saales war ein Rad mit fünf Speichen im Boden eingelassen.
Die Speichen waren in rot, gelb, blau, grün und braun, während der kleinere und der äußere Kreis schwarz waren.
"Und jetzt?"
"Stellen wir uns jeder zu seiner Farbe. Mal sehen, ob was passiert."
Jaina stellte sich ans Ende der Blauen Linie, Jacen an die Rote, Jake zur Braunen, Mat auf die Grüne und Brigitte auf den Gelben Streifen. Da flammten ihre Kristalle auf, wie das Mosaik auch.
Als jeder auf seinem Platz stand, fingen die Linien des Mosaiks plötzlich an, hell zu leuchten.
Das Licht war so stark, das alle die Augen schließen mussten. Mit einem Mal schien der Boden unter ihnen zu kippen, alles fing an zu wirbeln, und sogar die Farben schienen ins Gegenteil umzuschlagen.

Schien eben noch die Welt nur aus grellem Licht zu bestehen, war sie jetztfinster und kalt.

Doch auch das ging so schlagartig vorbei, wie es begonnen hatte.

Plötzlich müde und angeschlagen lagen die Fünf im harten Gras.

Erstaunt rappelten sie sich auf. Die Gegend sah ungemütlich aus, ein Geröllfeld, mit stacheligen, drahtigen Grasbüscheln, die sich widerwillig aus dem harten Boden quälten. Sie saßen auf einem Abhang, an dessen Fuß eine hässliche Burg stand.
Sie sah aus wie aus dem Boden gewachsen, farblos und unheimlich.
"Das ist also Raida's Basis!"
"Ja, und wir müssen uns reinschleichen und die Quelle ihrer Macht zerstören.
"Was auch immer das ist"
"Vielleicht....."
"Was vielleicht, Jaina? Hast du 'ne Idee?"
"Na ja, Kiras Quelle war ein Brunnen. Vielleicht ist es bei Raida etwas Ähnliches."
"Ja, Nebus hat ja so was vermutet, erinnert ihr euch?"
"Natürlich, es war seine einzige Erklärung, warum sie in so kurzer Zeit um so vieles stärker werden konnte. Sie muss irgendetwas gefunden haben, was sie anzapft."
"Oder sie hat mit jemanden einen Pakt geschlossen."
"Ach ja, noch was. Habt ihr auch eine Stimme gehört? Gerade eben, in dem Licht? Ich glaube, das war Ravana. Aber ich weiß nicht genau, was er gesagt hat. Irgendwie.... Ich glaube, er wollte uns ermutigen! Kann das sein? Und noch was wichtiges hat er gesagt." "Ja, das wir nicht aufgeben sollen.
Es wird noch schwerer werden. Je näher du dem Licht kommst, desto größer wird dein Schatten. Dein Herz wird zur Finsternis, die alles verschlingt" "Ja und irgendwas von wegen Es wird immer eine Tür zum Licht führen. Und Die Wahrheit ist sichtbar für jene die suchen und glauben."
"Was wollte er uns sagen? Was bestimmtes?"
"Er hat uns viel Glück gewünscht. Ganz sicher. Und eine Warnung war es auch. Also, sehen wir zu, dass wir weiterkommen, nicht, das wir so kurz vorm Ziel noch geschnappt werden."
Sie gingen also den Hang hinunter zur Burg hin.
Seltsamerweise waren weder Wachen noch Hunde oder sonst was in der Nähe.
War das eine Falle?
Oder waren sie falsch hier?
Auch auf den Mauern war keine Menschenseele zu sehen.
Aber auch kein Eingang, durch den man unauffällig hineingelangen konnte.
Lucy sah die Ankunft der Gefährten im Spiegel ihrer Mutter.
"Verdammt, was wollen die so schnell hier. Ich brauche noch eine ganze Weile, bis ich die Steine aus dem Spiegel hohlen kann."
dachte das Mädchen und betrachtete den großen Spiegel mit dem massiven goldenen Rahmen.
Er war größer als sie selbst und stand in einem Raum voll mit Spiegeln in allen Größen und Formen.
Manche hatten so wie dieser hier aufwendige, reich verzierte Rahmen, manche waren nur von einfachem Holz eingefasst und wieder andere hatten gar keinen Rahmen.
Aber dieser hier war etwas ganz besonderes, denn das war ein magischer Spiegel.
Mit seiner Hilfe hatte sie die kleinen Steine aus den Säulen geholt.
Bedauerlicherweise war die singende Burg dabei eingestürzt, aber na ja:
Was keiner sieht und keiner hört ist nie passiert.
Aber bis die Steine durch den Spiegel zu ihr gewandert waren würde es schon noch etwas dauern.
Und ihre Mutter durfte auch nichts davon merken.
Also musste sie die beiden Parteien gegeneinander ausspielen und hoffen, dass sie sich gegenseitig vernichten.
Lucy ging zu ihrer Mutter und erzählte ihr von der Ankunft der Schutzsteine und ihrer Besitzer.
"Was währe, wenn ich sie zu dir locke? Hier hast du Heimvorteil, da sind sie leicht Beute für dich. Währe doch schön, ihre Hoffnungen so kurz vorm Ziel zu zerstören, oder? Ich führe sie durch die Kerker, durch einen der alten Fluchttunnel, damit sie glauben, sie könnten dich überraschen. Und dann - bumm - und das Problem ist ein für alle Mal erledigt."
"Ja. Ja, die Idee gefällt mir. Ich schicke euch eine Hand voll Leute entgegen, die euch aufhalten sollen. Nur Halbherzig, versteht sich. Also gut, dann geh jetzt und Begrüße unsere Gäste."

Plötzlich hörten Jaina und die anderen neben sich ein Rascheln.
"Los, kommt mit, jetzt ist die Gelegenheit".
"Wer ist da, und was willst du?"
"Ich bin’s, Lucy. Ich hab dir doch gesagt, wir treffen uns hier, weil ich noch was zu erledigen hätte. Schon vergessen?"
Verwirrt runzelte Jaina die Stirn.
Sie war sich sicher, dass das andere Mädchen nichts dergleichen gesagt hätte.
Oder hatte sie einfach nicht zugehört?
Irgendetwas stimmte hier nicht, besser, wenn sie auf der Hut war.
Zu Lucy sagte sie nur:
"Na ja, muss ich wohl wirklich vergessen haben, tut mir sorry. Weißt du denn einen Eingang?"
"Außer dem Haupteingang natürlich." warf Jacen ein.
"Natürlich ohne den." pfauchte Jaina zurück
"Schließlich ist nicht jeder so blöd wie du. Das der nicht gemeint ist weiß ja wohl jedes Kind. Oder willst du dort reinspazieren?"
"Klar, weißt du's nicht? Ich droh ihnen einfach: Entweder ihr verschwindet freiwillig oder ich lass meine Schwester bei euch. Dann wirst du sehen, wie schnell die weg sind."
"Oooch, das traust du mir echt zu? Das ich das ganze Schloss allein erledige? Na ja, aber schließlich habe ich im Unterricht ja auch nicht dauernd nur geschlafen."
"Was soll das, du weißt genau, das ich nicht dauernd geschlafen habe" regte sich Jacen auf,
"Das war nur drei oder vier mal."
"Die Woche! Und geschnarcht hast du außerdem auch noch!" triumphierte Jaina. Draganta würgte Jacen ab, bevor dieser noch etwas erwidern konnte:
"Komm schon, hast du vergessen, warum wir hier sind. Um Raida zu besuchen, nicht um zu diskutieren, ob du im Unterricht schnarchst."
"Tu' ich nicht"
Hinter ihm gab Jaina leise Schnarchgeräusche von sich.
Wütend drehte sich der Junge um und sah seine Schwester an.
"......ach, weiß du was? Du kannst mich gern haben."
Und zu Lucy gewandt:
" Also, wo ist jetzt dieser Eingang, der nicht der Haupteingang ist."
"Hier entlang, und seid um Himmels willen leise."
"Das war einmal ein alter Fluchttunnel" erzählte Lucy, als sie zu einem Loch führte, das unter einigen verkrüppelten Sträuchern an der Aussenmauer verborgen war.
Der Tunnel war so eng, das sie hintereinander durchrobben mussten.
Auf der anderen Seite kamen sie in einer engen Kammer heraus, in der einiges an Gerümpel herumstand.
Leise schlichen sich alle hinaus und standen und in einem feuchten, dunklem Kellerverlies.
In den unzähligen Zellen links und rechts von ihnen raschelte es leise, aber man konnte nicht sagen, ob das ein Insasse oder eine Ratte war.
Es war einfach zu dunkel in den Zellen, und etwas zu erkennen.
Der Fackelschein drang nicht durch das kleine, vergitterte Fenster in der Tür, und drinnen gab es keine Lichtquellen.
Oder Fenster.
Jaina rüttelte probeweise an einer Tür, und diese öffnete sich sogar.
Erstaunt wollte das Mädchen hineinspähen, denn sie erwartete eigentlich nicht, dass sich jemand in der offenen Zelle befand.
Umso erstaunter war sie, als etwas auf sie zuschoss und sie zu Boden warf!
Doch vor ihr stand kein zerlumpter Gefangener, sondern ein bewaffneter Soldat!
Oder zumindestens sollte es einen darstellen.
Die Kreatur vor ihnen sah aus wie eine Kreuzung aus einem Menschen und eines Schweins.
Doch zum Glück erholte sich Mat recht schnell von dem Schreck, den das plötzliche auftauchen der Kreatur hervorgerufen hatte.
Schnell schlug er das Tier? mit seinem Schwert nieder, und es wurde wider in die Zelle geworfen. Und dieses Mal wurde der Riegel vorgeschoben.
Von da an gingen sie vorsichtiger weiter.
Es stellte sich heraus, das ein gutes Dutzend dieser Halbmenschen sich hier versteckt hielten.
Doch sie waren keine besonders starken Gegner, und so kamen sie eigentlich ohne größere Probleme weiter.
"Weißt du, wo sich Raida aufhalten könnte?"
"Ja, dort in dem Turm dort ist die gerne. Da kann sie in alle Richtungen hinuntersehen." Und sie zeigte durch ein Fenster und den hohen Turm in der Mitte der Hauptburg.
"Dort sind auch der Audienzsaal und ihre persönlichen Gemächer."
"Du kennst dich ja ganz schön gut aus hier"
Jaina war sich jetzt absolut sicher, das hier etwas oberfaul war, aber leider konnte sie nicht genau sagen, was es war.
Und dann standen sie auch schon unverhofft im Thronsaal, vor ihnen die finstere Königin, die ihnen so viele Schwierigkeiten gemacht hatte.
Stolz saß sie auf ihrem Thron und schien sie schon erwartet zu haben.
Zwei Wachen rannten ihnen entgegen, aber die waren nun wirklich kein Problem.
Ebenso wenig wie die nachfolgenden drei.
Dann standen sie vor der Königin, die ihnen spöttisch applaudierte:
"Nicht schlecht, meine Freunde, nicht schlecht. Nun habt ihr es also doch bis zu mir geschafft. Ihr habt Kira und Chauron überwunden und euch das Privileg, mich zu treffen verdient."
Mit diesen Worten erhob sie sich von ihrem Thron und kam langsam die kleine Treppe herunter auf sie zu.
"Aber jetzt ist es an der Zeit, es zu Ende zu bringen."
Plötzlich teilte sie sich, und es standen zwei Raidas vor ihnen.
Erschrocken machte Jaina einen Schritt zurück, was den beiden Raidas nicht entging.
Mit einem fiesen Grinsen teilten sich die beiden noch einmal, bis sechs vor ihnen standen. "Nun, jetzt herrscht Chancengleichheit, oder nicht? Ihr erwartet doch nicht von mir, dass ich mich einfach so ergebe?"
Damit stürzten sich Raida und ihre Doppelgänger auf ihre Gegner, die gerade noch genug Zeit hatten, verschiedene Abwehrzauber machen zu können.
Aber dennoch wurden sie durch den Raum geschleudert und landeten nebeneinander an der Wand.
Wieder und wieder wurden sie durch den Saal geworfen und nur die Magie verhinderte, dass sie sich alle Knochen brachen.
Aber das machte keinen so großen Vorteil, denn wenn sie nicht zum Angriff kamen konnten sie auch nicht gewinnen.
Sie mussten wenigstens die Doppelgänger loswerden, damit sie nicht von allen Seiten angegriffen werden konnten.
Um eine davon abzulenken warf Jacen eine große Vase, neben der er soeben zum dritten Mal gelandet war, nach einer der Raidas.
Er traf sie am Kopf, und für einen Moment standen alle still.
Anscheinend hatte er das Original getroffen, und sie hatte die Kontrolle gelockert, die sie über die anderen hatte.
"Also können die nicht selbstständig denken und handeln" dachte Jaina.
Jake nutzte den Moment und ließ eine der Gegnerinnen verschwinden, indem er sie von einer Steinsäule zerquetschen ließ.
Diese wuchs rund um Raida und schloss sie ein, bevor sie wieder im Boden versank, als währe nichts gewesen.
Doch es war nur eines der Doubles, denn die anderen waren noch da. Aber wenigstens hatten sie einen Gegner weniger, sodass sich jetzt zwei von ihnen auf einen Gegner konzentrieren konnten.
Jaina schaffte es, zwei der Gegnerinnen nebeneinander zu erwischen und kreiste sie mit einer Wasserwand ein.
Während diese noch damit beschäftigt waren, die Wand zu verdampfen, da nutzten Jacen und Mat die Chance und erledigten die Illusionen mit brennenden Blattranken, von denen sie festgehalten wurden.
Auch sie lösten sich in Luft auf. Anscheinend sind die Doppelgänger nicht so stark wie das Original.
Aber sie waren immer noch stark genug, um sie in Schwierigkeiten zu bringen. Brigitte wurde gegen das Fenster geworfen und konnte sich gerade noch am Rahmen festhalten, bevor sie in die Tiefe stützte.
Mat und Jake, die näher bei ihr waren, versuchten sie heraufzuziehen. Jaina und Jacen wollten ihnen Rückendeckung geben.
Leider sah es so aus, als würden die Raida's immer stärker werden.
Oder vielleicht hatten sie sich bisher auch nur zurückgehalten, um mit ihnen zu spielen. Das kam ja auf dasselbe hinaus.
Sie wurden immer mehr in die Ecke gedrängt.
Zwar hatten sie Brigitte wieder hereingeholt, aber sie wurden immer öfter getroffen, weil die Schutzschilder und Bannkreise immer schwächer wurden.
Raida griff mit allen Elementen an. Jacen wob schon wieder Mal einen Abwehrzauber gegen Feuermagie, aber der brach immer schneller zusammen.
Gleichzeitig hob sie auch den Wasserschutz von Jaina auf, den diese auf sie alle gelegt hatte.
Und auch der Erdschutz wird nicht mehr lange halten.
Gegen Luftzauber waren sie schon ziemlich angreifbar, weshalb Raida sie immer öfter damit gegen die Wand drückte.
"Machen wir uns nichts vor, “ dachte Jaina, "wir sind an verlieren. Die hätte uns längst erledigen können. Worauf wartet die noch?"
Sie waren alle fünf so beschäftigt damit, ihre Schutzschilder aufrecht zu erhalten, das sie gar nicht zum Angriff kamen.
Unter großen Schwierigkeiten schafften sie es doch noch, einen weiteren Doppelgänger auszuschalten, aber jetzt waren sie dafür am Ende ihrer Kräfte.
Sie hatten nur noch schwache Zauber zur Verfügung, die kaum ein Hindernisse waren. Alle hatten unzählige Kratzer und Prellungen, und sie wussten alle, das sie nur noch da waren, weil Raida sie quälen wollte.
Aber dennoch konnten und wollten sie nicht aufgeben.
Sie waren nicht so weit gegangen, nur um jetzt vorzeitig aufzugeben.
Noch einmal setzten sie alles auf eine Karte.
Wenn sie die Richtige trafen würde die Falsche auch verschwinden.
Und wenn nicht?
Dann würden sie sich um nichts mehr Gedanken machen müssen.
Mat und Brigitte hatten beschlossen, das sie mit Magie nicht weiterkamen.
Die beherrschten sie ohnehin nicht so gut wie Raida.
Also würden sie mit ihren normalen Waffen angreifen, mit denen sie weit besser umgehen konnten.
Vielleicht gelang es ihnen ja so, sie zu besiegen, wenn sie nicht mit so einem Angriff rechneten.
Denn bisher hatte nur einer ihrer Angriffe richtig Wirkung gezeigt.
Die Vase von Jacen.
Dagegen hatte sie kein Schutzschild gewebt, wogegen sie bei magischen Angriffen schwer mit ihren Gegnern gerungen hatten und viele Versuche brauchten, bis sie es schafften.
"Chancengleichheit! Sechs gegen Fünf! Komische Vorstellung von Fairness hat die. Der würde ich so gerne in den Hintern treten." dachte Jacen missmutig.
Jake eröffnete den letzten Schlag, indem er den Ganzen Turm beben ließ, bis sogar Steinbrocken aus der Decke fielen.
In den Wänden waren von all den Angriffen schon viele Löcher in den Wänden, die sich jetzt vergrößerten.
Und im Fußboden war ein Loch, das entschwanden war, als Jaina gerade noch einen Angriff ablenken konnte.
Die Idee war einfach: Sie wollten versuchen, die Raida, die sie ausgesucht hatten, da runter zu werfen.
Unter ihnen klaffte ein Tiefes Loch, auf dessen Boden viele Gesteinsbrocken und -spitzen waren.
Jaina schaffte einen Nebel um ihre Gegnerinnen, um die beiden abzulenken, während ihr Bruder die Feuersalamander rief, die ihre Gegner umzüngelten und an ihnen hinaufkriechen wollten.
Leider hatten sie sich getäuscht:
Ihr Opfer hatte sehr wohl einen Schutz gegen Schwerter, aber zum Glück nur einen schwachen.
Unter erheblichen Schwierigkeiten schafften sie es am Ende doch noch, ihre Gegnerin auszuschalten und hinunter zu werfen.
Auch die zweite Raida verpuffte und verblasste.
Erleichtert und erschöpft setzten sich alle dort, wo sie gerade standen auf den Fußboden. "So ein Glück! Ich hab schon gedacht, wir würden es nicht schaffen."
"Ja, war ziemlich eng."
"Ja, wie schade, das ich euch enttäuschen muss. Leider habt ihr noch nicht gewonnen. Aber ihr habt euch gut geschlagen. Ich hätte nicht gedacht, das ihr die Sechs würdet ausschalten können."

Spöttisch lachend kam Raida hinter den Thron hervor.
Anscheinend hatte sie getarnt dahinter gestanden und zugesehen wie sie sich abmühten. Und sich köstlich amüsiert dabei.
"Aber jetzt sollten wir wirklich Schuss machen. Jeder hatte seinen Spaß, und ich fand euch sehr unterhaltsam. Und jetzt hört auf, mir Schwierigkeiten zu machen."
Damit kam sie langsam näher.
Jaina überlegte kurz, ob es sich überhaupt auszahlen würde, wenn sie jetzt aufsteht.
Aber dann siegte ihr Stolz und sie rappelte sich auf.
Mit ihren Freunden an der Seite stand sie da und dachte nach.
Aber ihr fiel nichtmal eine Erwiderung ein, geschweige denn ein vernünftiger Plan.
Doch dann hörten sie hinter sich eine bekannte Stimme:
" Vielleicht solltest du aufhören, Schwierigkeiten zu machen, Raida. Dein Lindwurm wurde von Ravana dorthin gebracht, wo er hergekommen ist."

Nebus trat neben die Kinder und sagte an sie gewandt:
" Ihr geht jetzt und sucht die Quelle ihrer Macht. Sie muss hier in der Nähe sein. Versucht es in den anderen Räumen in diesem Stockwerk, ich glaub nicht, dass sie weit von hier versteckt hat. Was ist es, Raida, was dir so viel Macht gibt?
Ein Brunnen, ein Spiegel, ein Stein?
Oder hast du einen Packt mit einem Wesen der Finsternis geschlossen.
Warum willst du alles besitzen oder zerstören, was du siehst?"
Nebus wandte sich wieder Raida zu, während die anderen seiner Anweisung folge leisten wollten. Raida versuchte sie aufzuhalten und warf einen Ball aus Energie auf sie, doch Nebus fing ihn mit Leichtigkeit ab.
"Vorsicht, das ist ihr Lieblingstrick." flüsterte Mat, bevor sie gingen.
Draußen vor dem Saal warteten Yezariael, Kiri und Draganta schon auf sie.
"Euer Meister hat uns hergebracht. Wir sind bei ihm in der Bibliothek gelandet. Er hat gerade versucht festzustellen, wo ihr seid. Mit einem Kristallpendel, vielleicht hat er uns damit aus versehen von Kurs abgebracht. Ich glaube, das das Pendel den Zauber von Ravana irgendwie beeinflusst hat. Er muss ganz schon stark sein, wenn er das so einfach kann."
"Ja, hoffentlich passiert ihm nichts."
"Genau, und je eher wir Raidas Quelle finden, desto besser."

Aber wo sollten sie anfangen zu suchen.
Hinter der nun verschlossenen Saaltür war leises Donnern und Grollen zu hören, und gelegentlich bebte und wankte der Turm leicht unter ihren Füßen.
"Ich habe gerade vorher jemanden vorbeilaufen sehen. Da lang ist sie gelaufen"
Kiri deutete in die Richtung und lief voraus.
Da sie genauso gut dort wie da anfangen konnten folgten ihr alle in eine kleine Kammer. Vor ihnen in dem Raum standen, lagen und hingen unzählige Spiegel.
Es war ziemlich klar, wie die Quelle von Raidas magischer Macht aussah.
Sie mussten nur zu Sicherheit alle Spiegel zerstören.
Doch der Richtige war sicher der, der in der Mitte stand und den ganzen Raum beherrschte.
Es war ein Standspiegel, auf dessen Rückwand unzählige vergoldete Schnitzerreihen angebracht waren.
Als sie ihn umkreisten trauten sie ihren Augen nicht.
Vor ihnen stand Lucy, die ebenso erschrocken war wie sie selbst.
Dahin hatte sich das Mädchen also verdrückt!
Doch Lucy fasste sich schell wieder und lächelte sie an:
" Hey Leute. Ich glaube, einer von den Spiegeln da könnte es eventuell sein..."
"Ja, das wissen wir auch. Und ganz sicher ist es der da. Sonst zeigt nämlich keiner einen Kampf zwischen zwei Magiern. Hey, sieht aus, als würde Raida verlieren. Sehr gut!"
"Ja, und der Lindwurm ist auch verschwunden." informierte Jacen Lucy über die Neuigkeiten
“,aber ich glaube, das hast du ja gesehen. Kann das sein?"
Er wartete keine Antwort ab, sondern ging zu dem Tisch am Fenster und schnappte sich einen der Sessel dort.
"Warte! Wir können den Spiegel noch brauchen! Vertraut mir"
"Und wozu?" fragte Jaina misstrauisch.
Sie traute der Anderen nicht mehr über den Weg, und das sagte sie ihr auch:
"Du verschwindest plötzlich mitten im Wald spurlos, tauchst hier aus heiteren Himmel wieder auf, bringst uns zu Raida, obwohl wir zuerst dasda schrotten wollten.
Dann bist du auf einmal wieder weg, und wo finden wir dich?
Hier! Das klingt nicht gerade nach Zufall, oder was glaubst du?!"
Jaina war immer lauter geworden, bis sie die andere richtiggehend anbrüllte und immer weiter zurückdrängte.
"Du redest von Vertrauen?! Bist du noch dicht oder was?!
Das Teil muss weg!
Und zwar sofort! Hast du mich kapiert?"
Lucy drängte sich an Jaina vorbei an der Wand entlang, an die sie gedrängt worden war und fiel gerade noch Mat in den Arm, als er mit dem Schwert in der Hand nach dem Spiegel ausholte.
Jacen hatte inzwischen einiger der an der Wand zerbrochen.
Jetzt kam er mit dem Sessel in der Hand auf den großen Spiegel zu.
Wenn der nicht gewesen währe, währen sie wahrscheinlich leichter mit Raida fertig geworden.
Aber Nebus ging auch nicht gerade sanft mit ihr um.
"Geschieht der blöden Ziege recht. Mit so linken Tricks, wie die arbeitet." dachte Jake. "Warum machst du so ein Theater? Du wusstest doch, warum wir hier sind. Und das wir erst da her wollten. Du hast doch gesagt, dass du uns erst das hier zeigen wolltest? Was ist passiert, hast du uns aus versehen in den Thronsaal geführt?
Warum willst du den Spiegel?"
"Was ist so besonders daran, außer das er Magie verstärkt? Der kann sicher mehr, oder? Was ist so besonderes an ihm?"
Aber Lucy gab Brigitte keine Antwort, sondern versuchte weiter, sie von dem Spiegel fernzuhalten.
"Nein, nicht kaputtmachen"
Lucy versuchte, sich vor den Spiegel zu stellen, doch Mat schob sie einfach aus dem Weg, damit Jacen freie Bahn hatte.
Er zögerte noch kurz, während Lucy weiter versuchte, ihn davon abzuhalten:
“Nein, noch nicht. Wartet noch. Das dürft ihr nicht!"
"Und warum nicht, verdammt noch mal? Dann hat der Spuk endlich ein Ende. Was ist los mit dir, das du dich so aufführst? Los, verschwinde da vorne."
Dann holte Jacen weit aus mit dem Stuhl und ließ ihn voller Wucht in den Spiegel krachen. Laut splitternd flogen die Glasscherben durch den Raum.
Die schwarzen Steine flogen mit Wucht gegen die anderen Spiegel im Raum, doch anstatt sie zu durchlagen, wie es normalerweise währe, sondern tauchten ein wie in Wasser. Jaina sah sogar noch, wie Wellen über die Oberflächen liefen.
Etwas streifte ihre Hand, und sie sah auf den kleinen, grauen Stein in ihrer Hand, den sie aus Reflex aufgefangen hatte.
Lucy stand mit großen Augen da und starrte auf die wenigen Scherben, die noch das waren.
"Was habt ihr getan? Was habt ihr da nur angerichtet?! All die Mühe, alles umsonst!"
Lucy drehte sich wütend von einem zum anderen um.
Dann schrie sie plötzlich wie von Sinnen los:
"Ich habe meine Mutter dazu gebracht, diesen idiotischen Wurm zu schaffen. Ich habe Konrad im Schlaf eingeflüstert, wo er die Schrift von Ravana finden kann. Ich habe die kurzen Wege für euch geöffnet, damit ihr Kira und Chauron trefft. Ich habe dir gesagt, wie du Kira besiegen kannst, Jaina. Nur deshalb hab ich die Illusion des Schlosses und der Mädchen geschaffen. Ich habe euch hier herein geführt, damit ihr ungesehen zu Raida kommt. Warum seid ihr überhaupt so schnell hier gewesen? Warum fallt ihr mir in den Rücken?"

"Was sagst du da?"
Raida war zerzaust und ganz blass, hinter ihrer Tochter aufgetaucht.
Sie schien am Ende ihrer Kräfte zu sein, denn sie wankte hin und her, als sie zu ihrem zerbrochenen Spiegel ging und entsetzt davor auf die Knie fiel.
"Warum, Lucy? Warum hast du das getan."
Kalt blickte diese auf ihre Mutter herunter.
"Das hast du mir doch beigebracht. Wenn man etwas will muss man es sich eben nehmen. Du wärst ja schon mit Drell zufrieden, aber ich will mehr.
Dafür brauche ich aber die Runen, die mit Ravana versiegelt waren. Ich musste nur dafür sorgen, dass ihn endlich jemand befreit.
Und dann konnte ich die Runen in deinen Spiegel ziehen.
Aber die fünf waren schon da, viel zu früh, bevor ich die Steine aus dem Spiegel hohlen konnte. Das geht schließlich nicht so schnell. Ihr habt alles verdorben, alles!
Nur weil ihr nicht auf mich hören könnt!
Ich wollte euch vorher schon warnen, dass ihr abwarten sollt, dass ihr erst eine Pause machen sollt.
Oder euch wenigstens einen Plan überlegen solltet. Aber das hilft euch auch nichts. Ich werde eben die Runensteine erst suchen müssen. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben, wie's so schön heißt.
Lebt wohl, lebt wohl.
Wenn wir uns wiedersehn wird die Welt nicht mehr dieselbe sein."
Sie nahm Anlauf und war mit wenigen schnellen Schritten und lief durch einen der Spiegel. Doch anstatt einfach davon gebremst zu werden lief sie einfach durch und war verschwunden.
Die Oberfläche warf noch kurz Welle wie Wasser, dann wurde sie erst grau, bevor sie wieder wie jeder normale Spiegel die Umgebung reflektierte.
Raida stürzte ihr nach, aber sie konnte nicht wie ihre Tochter flüchten.
Der Spiegel zerbrach, wie viele andere rundherum, und Raida saß weinend am Boden. Nebus stand in der Tür, hatte wahrscheinlich die ganze Zeit dort gestanden, und räusperte sich jetzt.
“Also kann sie durch die Dimensionen wandern. Anscheinend haben wir uns alle getäuscht, was unseren wahren Gegner angeht."
Er ging zum Fenster und sah gedankenverloren hinaus.
Von Raida kam nur noch schluchzen und schniefen.
Sonst sagte niemand etwas.
Alle waren erleichtert, das nun doch alles in Ordnung war.
Während sie in der Burg waren, und gekämpft hatten war es Nacht geworden.
Ohne dass es jemand gemerkt hatte, sie hatten das Zeitgefühl total verloren.
Inzwischen wurde es wieder Morgen.
Nach dieser scheinbar endlos langen Nacht brach nun doch wieder ein neuer, strahlender Morgen an.
Langsam kam die Sonne zwischen den schroffen Felsen hervor, und der Himmel leuchte in den schönsten Farben.
Jeder lehnte oder saß erschöpft irgendwo im Raum und dachte für sich selbst nach.
Nun war es doch noch gut gegangen, obwohl es zwischenzeitlich nicht danach aussah. Das mussten sie erst noch verdauen!
Jaina lehnte sich an die Mauer an und starrte den kleinen Stein in ihrer Hand an.
Hatte sie die Stimme wirklich gehört, die Frau wirklich gesehen, als sie ihn auffing?
Mit geschlossenen Augen beschwor sie die Bilder noch einmal herauf.
Da war ein riesiger See gewesen, und eine Frau, die aus dem Wasser auftauchte wie ein Geist. Sie sah sie an, dann den Stein in ihrer Hand.
"Du bist es. Das Schicksal nimmt nun seinen Lauf. die schwarze Stadt wird nun zum zweiten Mal wird sie nun erscheinen und die Zukunft bedrohen. Doch die Zukunft ist noch nicht entschieden.
Sie ist noch nicht entschieden.
Auch die Rückkehr von Atlantis steht bevor.

Rückwärts gehen können wir nicht.
Uns bleibt nur der Tanz zum höchsten Ort."

Jaina drehte sich um und sah noch eine Frau am Ufer stehen. Sie sah nicht aus wie ein Geist, sondern wie ein normaler Mensch. Sie sahen aus, als währen die beiden Frauen Schwestern.
Die eine war durchsichtig wie ein Gespenst, das im Wasser lebte.
Die andere war auf den ersten Blick ein Mensch.
Auf den zweiten Blick aber hatte auch diese Frau etwas Überirdisches an sich.
Auch sie sagte etwas:
"This endless day'a are finaly ending in a blaze"
Langsam blinzelnd kam sie wieder in die Realität zurück.
Hatte sie das wirklich in diesen einen kurzen Moment alles gesehen?
Jetzt kam ihr das so lange vor.

Diese endlosen Tage enden schließlich in einem Feuersturm.


Das hatte die Frau am Ufer gesagt!
Aber sie hatte die Sprache noch nie gehört!
Wie konnte sie dann wissen, was die Worte bedeuteten. Verwirrt runzelte sie die Stirn.
Sie merkte gar nicht, das Nebus sie die Ganze Zeit über beobachtet.
"Ja, ihr habt eine gute Wahl getroffen." flüsterte er mit einem Blick auf den Stein in Jainas Hand.
Laut sagte er aber nur:
"Also gut, genug gerastet. Wir sollten jetzt noch Hause gehen.
Dort könnt ihr euch erstmal ausschlafen.
Und ich denke, König Konrad wird sich danach sehr für eure Geschichte interessieren.
Und sich für euer Geschenk bedanken“, sagte er mit einem Seitenblick auf Jacen.


ENDE
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Damit ist die Geschichte zu Ende.
Aber vielleicht schreibe ich noch einen Zeiten Teil, ich bin noch nicht sicher.
Eigentlich sollten das nur 20 Seiten oder do werden (handgeschriebene) aber am Ende ist so ein Ungetüm daraus geworden....
Das Rätsel der Sphinx habe ich aus tot von Stephen King..
Es hat mir irgendwie gefallen, darum hab ich es verwedent.
Ich bin nicht näher auf Kiri und den Grund ihres hiersseins eingegangen, aber ich wußte einfach nicht wirklich, wie ich das schreiben soll...
Ich hoffe, meine Geschichte hat dir gefallen, wer auch immer du bist, und vielen Dank fürs lesen, auch wenn es ganz schön viel war....