Original Stories Fan Fiction / Fables/Fairytales Fan Fiction ❯ Wieder die Mächte der Finsterniss ❯ Yezariael ( Chapter 14 )

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Yezariael


Der Nebel hörte plötzlich auf, als hätte jemand einen Vorhang weggezogen.
Brigitte und Jake standen auf einem Hügel.
Hinter ihnen waren entfernt Berge zu sehen, aber es waren nicht die schroffen Eisgiganten, die sie noch vor wenigen Minuten umgeben hatten.
Es waren flache, bewaldete Berge, die immer mehr in Hügel übergingen.
Auf einem davon standen sie jetzt.
Ein Trampelpfad führte vor ihnen zwischen Hügeln vorbei zu einem tiefen Wald.
Aber es war kein Tropischer Wald wie vor kurzen.
Der kühle Wind wehte einige trockene Blätter vor sich her.
Da sie nicht wussten, wo sie waren, von wo sie gekommen sind und wohin sie sollten, beschlossen sie, einfach dem Weg zu folgen.
Die beiden wollten sehen, wo er hinführe:
" Vielleicht stoßen wir im Wald ja auf Holzsammler. Oder Jäger "
"Dann sollten wir aufpassen, dass sie uns nicht erschießen."
Also gingen sie los Richtung Wald.
Er war weiter entfernt als sie dachten, denn obwohl sie den ganzen Tag gingen hatten sie das Gefühl, kein Stück näher zu kommen.
In der Dämmerung sahen sie vor sich eine Wegkreuzung.
Jake und Brigitte beschlossen, hier Rast zu machen.
Alles in allem hatten sie keinen Plan, was ihnen beiden zuwider war, aber das ließ sich nicht ändern.
Da hilft alles nichts.

An der Kreuzung stand ein grob behauener Felsblock, auf dem eine kleine Teufelsstatue kauerte. Jake setzte sich unten hin und lehnte sich erschöpft an.
Brigitte hatte das kleine Feuer mitten auf der Straße gemacht und sich daneben ausgestreckt.
Auch Jake döste bald ein, als er plötzlich auffuhr.
Etwas hatte ihn geweckt.
Aber was?
Es schien alles normal.
Er sah sich um, konnte aber nichts entdecken.
Also drehte er sich wieder um und döste wieder ein.
Da merkte er, was ihn geweckt hatte:
Die Figur, unter der er lag schien sich zu bewegen!
Aber das war unmöglich, das musste eine optische Täuschung sein.
Oder ein Traum.

Am nächsten Morgen sah er sich die Statue genau an.
Aber sie stand genauso da wie am Vorabend.
Oder doch nicht?
War der Kopf nicht mehr gesenkt gewesen?
Und war der Schwanz denn um die Klauen geschlungen gewesen?
Seltsam!
Als Jake versuchte, den Teufel zu bewegen rührte er sich keinen Millimeter von der Stelle. Aber dafür musterte Brigitte ihn besorgt.
Ihr fiel jedoch nichts Besonderes auf, als er sie fragte.
Also beließ er es dabei.
War wohl wirklich nur ein Traum gewesen.
Weder am nächsten noch an den darauf folgenden drei Tagen sollten sie den Wald nicht erreichen.
Deshalb campierten sie wieder auf der Straße.
Daneben, im Gras beinahe versteckt, war wieder der Teufel!
Diesmal kauerte er nicht, er saß.
Aber es war derselbe, ganz sicher!
Derselbe, den sie seit Tagen immer wieder sahen.
"Warum nicht, wer auch immer die aufgestellt hat, kann ja immer denselben gemacht haben. Als Schutz vor was, oder zur Mahnung!"
Brigitte war mehr über seine Frage verwundert als über die Tatsache, dass überall solche Figuren standen.
Nach drei Tagen kamen sie am Waldrand an.
Der Himmel war bewölkt und es sah aus, als wollte es regnen.
Unter den Bäumen wollten sie Schutz suchen vor den ersten Tropfen, aber anscheinend waren sie nicht die einzigen, die das taten:
Rechts von ihnen wartete schon ihr alter Bekannter, der kleine Teufel.
Sie sahen ihn andauernd, aber Jacen war er dennoch unheimlich.
Er hatte das Gefühl, immer wenn er nicht hinsah bewegte sich die Statue.
Als würde sie die beiden Wanderer beobachten.
Und begleiten.
Auch an diesem Abend schlief er beunruhigt ein, und auch dieses Mal sah er nicht, wie der Teufel, kaum dass die beiden schliefen, von ihrem Platz aufstand und unter den Bäumen verschwand.
Was er aber sah; was sie beide sahen, waren die Klauen der Figur, an denen eine grüne Flüssigkeit herunter tropfte.
Und sie sahen das seltsame Tier, dass nicht weit von ihrem Schlafplatz entfernt verendet war.
Es sah entfernt wie ein Hund aus, aber es hatte die Größe eines kleinen Ponys, mit roten Augen, die nun blicklos den Waldboden anstarrten.
Etwas hatte dem Hund große Wunden in den muskelbepackten Körper geschlagen.
Es floss noch leicht grüne Flüssigkeit heraus und versickerte im Waldboden.
Rundherum war die aufgewühlte Erde schwarz.
Entsetzt sahen Jake und Brigitte, wie diese Schwärze um sich griff und das Gras verdorren ließ.
"Wo ein Schattenhund stirbt gibt es nie wieder Leben!"
Erschrocken drehten sich beide um, aber da war keiner!
Auf ein Räuspern hin sahen sie hinunter:
Die Teufelsfigur stand mit einem Grinsen da und winkte hinauf:
“Hey Leute, hier unten bin ich"
"Und wer bist du?" fragte Brigitte misstrauisch.
Sie hatte einen kurzen Dolch gezogen und behielt den Zwerg vor ihr scharf im Auge:
"Der wird dir nicht viel helfen" sagte das Wesen und zeigte auf ihre Waffe.
"Das wird sich zeigen."
"Wer bist du?" wiederholte Jake die Frage von eben.
"Ich bin Yezariael. Stets zu Diensten."
Grinsend machte er eine komische, scherzhafte Verbeugung.
"Bist du die Steinfigur, die uns verfolgt?"
Darauf zog Yezariael ein beleidigtes Gesicht
"Ich habe euch nicht verfolgt, ich bin vor euch hergelaufen. Ihr seid viel zu unvorsichtig. Besonders dafür, dass ihr einen der Siegelsteine besitzt!"
"Was? Woher weißt du von dem Stein?" rief Jake.
"Immer vorausgesetzt, wir haben ihn überhaupt." verbesserte er sich schnell.
Eigentlich sollte das ja keiner wissen. Also woher wusste er das?
"Woher ich von ihm weiß? Was glaubst du, was mich aufgeweckt hat? Der heilige Strohsack vielleicht?"
"Was meinst du mit aufgeweckt, warum hast du denn überhaupt geschlafen. Was bist du eigentlich, wieso glaubst du, wir hätten einen Stein, und was willst du von uns?" das waren ziemlich viele Fragen auf einmal, die Jake da stellte, aber Yezariael versuchte sie alle zu beantworten:
"Warum aufgeweckt? Na weil ich geschlafen habe. Warum? Ich wurde gezwungen. Was bin ich? Ein Wächter. Warum ich von dem Stein weiß? Weil mich seine Energie und Näher doch erst geweckt hat. Und was ich von euch will? Euch helfen, euren Stein und euch zu beschützen und den anderen zu finden.Alles Klar? Sonst noch Fragen?"
Kurz und bündig.
Es waren keine Fragen mehr, aber es war auch nichts klar.
Aber es schien keine unmittelbare Gefahr von ihm auszugehen, obwohl er anscheinend ganz schön stark sein musste.
Schließlich hatte er diesen riesigen Köter erledigt.
Also gingen sie mit ihm mit.
Er führte sie mitten durchs dichteste Unterholz, doch durch seine geringere Größe machte ihm das nichts aus.
Im Gegensatz zu seinen menschlichen Begleitern.
"Wo willst du eigentlich hin mit uns?"
"Zu dem Berg dort im Norden. Aber erst müssen wir aus dem Wald hier raus, und zwar am besten noch bevor es dunkel wird. Es währe nicht gut, die Nacht hier zu verbringen. Leider müssen wir einen Umweg machen, mit euch Riesen kann man hier ja gar nicht durchgehen. Ihr seid zu groß und schwer für meine Schleichwege."
"Oh. Das tut mir aber leid." beleidigt ging Brigitte weiter.
Jake wollte sie beschwichtigen und suchte verzweifelt nach einem anderen Gesprächsthema.
Da fiel ihm etwas ein.
Er beeilte sich, um zu Yezariael aufzuschließen:
"Hey, sag mal, woher weißt du eigentlich, dass ausgerechnet mein Stein dich aufgeweckt hat. Vielleicht war’s ja auch 'ne Fliege oder so was. Wieso hast du geschlafen. Und sag jetzt nicht wieder Weil ich musste!, dass reicht mir nämlich nicht. Ich will gern mehr über dich wissen, das ist vielleicht wichtig!"
"Genau, wir haben ja genug Zeit beim gehen. Sonst geh ich keinen Schritt mehr weiter." Yezariael sah Brigitte an: "Keine Sorge. Ich werde euch alles erzählen, was ich über eure Aufgabe weiß."
" Ihr wisst doch, dass die alte Magie langsam verschwindet, nicht war? Ich bin ein Gargoyl. Man nannte uns früher auch die Wächter der Burg, weil wir meist in Burgen und Festungen waren. Wir haben die Nachtwache gegen den Feind gehalten.
Wir sind anders als andere Lebewesen. Aus Stein gehauen, haben wir keinen Hunger und werden auch nicht müde. Und wir sind nur schwer zu verletzen. Wenn das doch passiert, dann versteinern wir einfach und werden bald gesund. Unser Anführer war Ravana, den ihr jetzt sucht. Damals war er noch nicht .......verbannt.
Irgendwann vor undenklichen Zeiten tauchte sie dann auf! Die schwarze Stadt Asgard. Seid Anbeginn der Zeit herrscht zwischen den Mächten des Lichts und der Dunkelheit ein ewiger Kampf. Immer wieder versucht die dunkle Seite die Kräfte des Guten aus dem Gleichgewicht zu bringen, um die Herrschaft endgütig an sich zu reißen.
Doch Ungeahntes wurde dabei erweckt. Das Triumvirat herrschte in dieser Stadt, doch war das nicht immer so.
Erst waren sie normale Menschen, bis ihre Machtgier überhand nahm. Ravana hat für die Menschen gekämpft, zusammen mit Amneris, Lugia, Espirita, Ajania und Beloperone. Auch sie wurden verbannt. Ein ganzer Kontinent ist bei dem Kampf damals verschwunden. Genau wie Asgard und die sechs Kämpfer. Die Stadt wurde mit Runen versiegelt, aber das Triumvirat war dabei nicht untätig: Sie haben ihre Gegner weggesperrt in den Siegelsteinen. Versteht ihr?
In deinem Stein, Jake, steckt die Seele von Beloperone, dem Erddrachen. Seine Macht war es, die mich aufgeweckt hat. Alle Gargoyls sind versteinert, nachdem die Kräfte unseres Anführers und die des Erddrachens verschwunden waren.
Die Siegelsteine selbst waren...inaktiv. Sie haben selbst geschlafen, könnte man sagen. Und eure Ankunft, eure Entschlossenheit, sie zu finden, hat die Kräfte in ihnen wieder aufgeweckt. Kein anderer kann sie ohne ihre Erlaubnis anfassen oder auch nur sehen. Die Nähe zu deinem Siegelstein hat mich... Wiederbelebt.
Ja, so könnte man es ausdrücken!
Nicht alle wachen wieder auf, die meisten sind nur noch toter Stein. Die alte Magie, die uns Leben ließ, verblasst immer mehr. So werden wir auch schwächer mit der Zeit.
Das Böse nutzt diese Schwäche jetzt aus, vielleicht, um das alte Grauen wieder umgehen zu lassen. Die Steine waren an Orten versteckt, die kaum ein Mensch kannte, und die, die sie kannten, sind schon lange vergessen. Ich weiß nichtmal, ob ihr Menschen euch überhaupt noch an diesen Kampf erinnert.
Wahrscheinlich nicht, ihr seid so eine kurzlebige Rasse. Ihr Vergesst schnell.
Doch die Welt wird das was ihr tut nicht so schnell vergessen können.
Obwohl ihr so schell vergeht ist der Schaden, den ihr anrichten könnt enorm.
Raida ist das beste Beispiel dafür, und dabei ist sie noch gar nicht die Schlimmste von allen. Ich denke, es wird noch schlimmer kommen."

"Nu' warte doch mal, mal nicht gleich den Teufel an die Wand! So schlimm kann's ja nicht werden, oder? Bald haben wir alle Steine beisammen, und dann wird der Drache erledigt und alles wird gut! Oder nicht!"
"Ich hoffe es, Junge, ich hoffe es wirklich."
Ohne noch etwas zu sagen ging er weiter.
Leider schafften sie bei weitem nicht die Strecke, die sie erhofft hatten.
Als sie kurz nach Sonnenuntergang eine Lichtung mit einem großen Haus erreichten waren sie heilfroh.
Endlich ein Unterschlupf, wo es wenigstens trocken war.
Es regnete schon den ganzen Tag und sie waren nass und durchgefroren, denn der Wind war stark und trug den Geruch von Schnee mit sich.
Yezariael warnte sie zwar davor hierzu bleiben, aber das war seinen menschlichen Gefährten erstmal egal.
Der kleine Pessimist wurde einfach ignoriert. In der Hütte war es bestimmt warm, trocken und sauber.
"Jetzt fehlt nur noch das Biest." dachte Jake sarkastisch, als sie vor dem verwilderten Garten standen, der von einer niedrigen Mauer umgeben war.
Aber er schüttelte den unheimlichen Gedanken schnell ab.
Er wollte sich nicht von der Schwarzseherei des Gargoyl's anstecken lassen.
Was sollte hier schon gefährlich sein!?
"Sag mal" fragte Brigitte plötzlich. Gerade hatte sie eine Idee gehabt.
"Wieso hat eigentlich vor uns noch keiner versucht die Steine zu finden, wenn du und deine Freunde von damals doch anscheinend wisst, wo sie sind?
Bisher sind sie ja mehr oder weniger frei herumgelegen."
"Die Steinfiguren waren nicht schlecht, aber auch nicht wirklich gefährlich, wenn man erst mal an ihnen vorbei gekommen ist. Die Nixen haben uns sogar noch den Weg erklärt. Nur weil wir dafür bestimmt sind? Woher wissen die das überhaupt?"
"Sie wissen es gar nicht. Aber sie spüren es. Genau wie ich. Wie die Schlangen im Meer. Oder glaubst du, wenn die euch fressen wollten währt ihr entkommen? Sie hätten euch erwischt, noch bevor ihr sie bemerkt hättet. Und so einfach kommt ihr nämlich nicht an den Stormbringer gelangen. Der Wächter ist ein Greif, und wo der Eingang seiner Höhle liegt weiß ich selber nicht. Wir haben also noch einiges an Weg und Suchen und so was vor uns."
"Genau, und darum machen wir jetzt auch Pause und zwar da drin. Ich will endlich ins Trockene.
Der Regen geht mir auf die Nerven, ich mag nicht mehr."
Damit stieg Jake über die Mauer und ging auf das Haus zu.
Es sah aus wie eine alte Villa, aber mitten im Wald?
Mussten schon seltsame Leute gewesen sein, auch was ihren Geschmack betraf.
Das kleine Dach über der Eingangstür wurde von zwei großen Engeln mit Schwertern gehalten, und der Türklopfer sah aus, als würde er beißen.
Als sie sich näherten schwang das große Portal wie von Geisterhand auf.
Zögernd betraten die drei das Haus.
Inzwischen war ein richtiges Unwetter losgebrochen.
Der Sturm musste sich sehr schnell genähert haben, denn als sie vor der Mauer gestanden haben hatte es nur geregnet.
Inzwischen aber donnerte und blitzte es, und der Wind heulte wie ein hungriger Wolf. Draußen hätten sie kaum bleiben können.
Aber hier drin war es nicht viel besser.
Zwar war es trocken, aber etwas an dem Gebäude was nicht ganz geheuer.
Jake hatte das Gefühl, beobachtet zu werden, und auch seine beiden Begleiter schienen sich nicht gerade wie zu Hause zu fühlen.
Dabei war nichts besonderes zu sehen.
Sie standen in einer Vorhalle, von der aus man zwei Säle sehen konnte.
Einer war wohl eine Art Wintergarten, denn es standen riesige Blumentröge verteilt herum. Allerdings war der Inhalt meistens verwelkt und eingegangen.
Nur der Efeu schien überlebt zu haben, auch wenn er seltsam gräulich aussah.
Aber vielleicht lag das nur am Licht.
Viel fiel nämlich nicht durch die verglaste Vorderfront.
Eine schmiedeeiserne Wendeltreppe führte auf eine Brücke, die den ganzen Raum überspannte und mit Drahtseilen an der kuppelförmigen Decke hing.
Von dort oben aus konnte man die Pflanzen von oben ansehen, aber es sah sehr wackelig aus.
Das Geländer war ebenfalls aus Seilen, die schon Rost angesetzt hatten und teilweise von Efeuranken umwachsen war.
Der zweite Raum war eine Bibliothek.
Der Boden war ein großer Spiegel, in dessen Zentrum ein schwerer Holztisch stand.
Die Bücherregale sind in einen großzügigen Kreis drumherum gebaut, an der Wand entlang. Gegenüber der Tür führte eine breite Holztreppe in den zweiten Stock hinauf, der von den Regalen darunter gehalten wurde.
Oder vielleicht hatte man die Regale auch unter diese Galerie gestellt. Auch hier waren die Wände voll mit Bücherregalen.
Aber nur an der Wand, der große Raum dazwischen war bis auf den Tisch leer.
Und zwischen den Räumen führte der Gang tiefer in das Haus hinein.
Oder doch nicht?
Seltsamerweise schien nämlich der Gang viel länger zu sein als das gesamte Haus!
Aber das ist doch unmöglich!
Aber vielleicht war es ja nur eine optische Täuschung, versuchte sich Jack nicht gerade sehr erfolgreich einzureden.
Sie waren müde, und Draußen blitzte und donnerte es andauernd.
In dem flackernden Licht der Blitze schienen sich auch die Bilder an den Wänden nach ihnen umzudrehen.
Aber immer, wenn er sie ansah war nichts davon zu merken.
Er machte die anderen darauf aufmerksam, denn die Erfahrung mit Yezariael, bei dem er ja das gleiche Gefühl gehabt hatte, hatte ihn misstrauischer gemacht.
Nur weil sich etwas normalerweise nicht bewegte hieß das noch lang nicht, dass es sich auch daran hielt!
Als er das laut sagte, lachte Yezariael nur:
" Normalerweise bewege ich mich immer! Der Schlaf war der ungewöhnliche Zustand bei mir. Und nicht das wachsein!"
"Und was, wenn ich noch mehr aufwecke? Ich meine, die Typen hier sehen nicht so aus, als würden sie mit uns ein Picknick machen."
Aber der Miniteufel hielt es führ unwahrscheinlich, dass das passieren konnte.
Denn Beloperone wollte euch damit helfen.
Warum sollte er euch jetzt schaden wollen, indem er euch Gegner erschafft!"
"Du meinst, es war Absicht, dass wir gerade auf dich gestoßen sind. Der Stein hat dich auserwählt....."
"....um euch zu helfen; ja, genau. Was glaubst, würde passieren, wenn so was unkontroliert geschied!"
"Wir währen schon früher auf so was gestoßen. Wir hätten es bemerkt. Also hat der Stein auch die Wächter erweckt, die die Drei in der Grabkammer getroffen haben? Und dann hat er sich einfach ruhig verhalten. Bis er beschlossen hat, dass wir deine Hilfe brauen?"
"Ja, so könnte man auch sagen. Aber wolltet ihr zwei nicht schlafen gehen? Dafür sind wir doch erst hier hergekommen."
Nach einer Weile gingen Brigitte und Jake eine Treppe hinauf, die sie weiter hinten im Gang fanden.
Oben war wieder derselbe lange Flur wie im Erdgeschoß, nur dass hier viele schwere Holztüren abzweigten.
Beide suchten sich ein Schlafzimmer in der nähe der Treppe und nebeneinander liegend. Unbehaglich sah sich Jake in dem Raum um.
Er war sehr groß, und wurde beherrscht von einem riesigen Himmelbett, das Rechts an der Wand stand.
Darauf lag eine schwere, weinrot Decke und ein weicher Kopfpolster in derselben Farbe. Darüber war die Wand mit einem großen Wandteppich verziert, wenn man das so nennen konnte.
Die Besitzer mussten wirklich einen eigenartigen Geschmack gehabt haben, so etwas ins Schlafzimmer zu hängen.
Der Teppich zeigte eine wahre Höllenvision:
Eine lachende Schar von Teufeln, die eine Gruppe von mageren Menschen vor sich herscheuchten.
Mit Dreizacken und Speeren waren sie bewaffnet, und die Landschaft um sie herum bestand nur aus Felskratern, Lavaströmen und einem schwarzen Himmel.

Mitten in der Nacht wachte Jake durch ein Knarren neben seinem Kopf auf.
Schlaftrunken sah er sich um, konnte aber nichts sehen, was das Geräusch ausgelöst hatte. War wahrscheinlich nur eine Ratte oder so was.
So ein verlassenes Haus war ein guter Unterschlupf für alle möglichen Waldbewohner. Sicher hatten viele von denen ebenso wie sie hier vor dem Unwetter Schutz gefunden.
Da! Da war das Geräusch schon wieder.
Aber er konnte nicht sagen, woher.
Plötzlich fing es auch hinter ihm zu rumoren an! Anscheinend kamen die Laute von allen Seiten!
Das waren sicher keine Nager!
Angestrengt starrte er in die Dunkelheit des Zimmers.
Jetzt schien es ihm, als würde der ganze Raum flüstern, und er glaubte auch eine Bewegung zu sehen.
Aber das war ganz unmöglich!
Denn das, was da wisperte war sein Bett!
Oder besser gesagt die Verzierungen daran.
Erschrocken fuhr er hoch, denn alle Fresken starrten ihn an.
Einige lösten sich sogar von der Wand! Langsam, nur Stück für Stück, aber trotzdem! Außerdem war aus dem leisen Knarzen jetzt ein Flüstern und Kichern geworden.
Das Bett begann zu wackeln, als die Schnitzereien an den Bettpfosten nach ihm greifen wollten.
Immer lauter wurde ihr höhnisches Lachen, und die Temperatur sank rapide.
Es war nicht so, als währe ein Fenster offen oder so, sondern als währe schlagartig alle Wärme verschwunden.
Es wurde eisig kalt im Raum, und Jake konnte nur mit Mühe ein Zähneklappern unterdrücken.
Er wollte aufstehen und das Zimmer schnell verlassen, aber da fing das Bett an, wie ein wildes Pferd zu bocken, und er konnte das Gleichgewicht nicht mehr halten.
Dann, nach einigem hin und her, wurde er ziemlich unsanft aus dem Bett geworfen.
Die Schnitzereien auf den Bettpfosten hatten sich schon fast von ihrem Platz gelöst, aber als er genau hinsah merkte er, dass manche sich nur teilweise befreien konnten:
Einem fehlte ein Ohr, dass einfach in dem Holz zurückgeblieben war.
Einer hatte drei Finger eingebüßt, und ein anderer hatte gleich einen ganzen Flügel verloren.
Aber das schien die Gestalten in kleinster Weise irgendwie zu stören.
Sie schienen es nichtmal zu merken!
Und als er sich aufrappelte sah er, das der Spuk nicht nur auf das Bett konzentriert war, nein.
Auch die Wesen auf den Bildern und Teppichen drehten sich nun zu ihm um und stimmten in das Lachen der Anderen ein.
Und auch sie kamen aus ihren Bildern heraus!
"Wenn das so weitergeht wird's hier ganz schön eng" dachte der Junge mit einem Anflug von Sarkasmus.
Aber wenn das so weitergehen wird braucht er sich bald keine Sorgen mehr zu machen wegen des Platzes.
Oder sonst irgendwas.
Stück für Stück drängten sie ihn in eine Ecke.
Er überlegte, was er gegen sie unternehmen konnte, aber ihm fiel einfach nichts vernünftiges ein!
Erst versuchte er, wieder eine Steinmauer zu errichten.
Das hatte in der Pyramide auch geklappt.
Aber er konnte sich nicht lange darüber freuen, denn die Wesen auf der anderen Seite legten sie mit wenigen Hieben in Trümmer.
Auch ein Loch im Boden half nicht, denn das übersprangen sie ganz einfach.
Nun stand er schon mit dem Rücken zur Verbindungstür und wusste nicht, was er noch tun sollte.
Lange konnte er sie nicht mehr auf Distanz halten und sie würden in einfach überrennen.
Da spürte er plötzlich einen harten Schlag im Rücken.
"Da haben sich welche durch Brigittes Zimmer angeschlichen!"
Aber als er aufsah sah er Brigitte über sich stehen.
Sie hatte die Tür so schwungvoll geöffnet, das sie im aufs Kreuz geknallt war.
Schnell packte sie ihn bei der Hand und zerrte ihn hoch, bevor sich seine Gegner von ihrem Schreck erholen konnten.
Sie zog ihn durch ihr Zimmer, knallte die massive Tür hinter sich zu und lief weiter. Jake verstärkte die Tür mit einem Zauber und hörte wütendes brüllen und hämmern von der anderen Seite.
Aber lang wird das auch nicht halten.
Auch Brigittes Zimmer sah aus wie ein Schlachtfeld.
Sie rannten auch durch dieses Zimmer und warfen die Tür hinter sich zu, nachdem auch Yezariael durch war.
Deshalb war also Brigitte so viel besser mit ihren Gegnern fertig geworden als er selbst.
Der kleine Gehörnte hatte ihr geholfen!
Jetzt rannten sie durch zwei weitere Verbindungstüren, die ebenfalls zugeschlagen und versperrt wurden.
Aber lange dürfte das nicht mehr so weitergehen.
Als sie auf den Flur hinaustraten wurde es plötzlich ruhig hinter ihnen.
Die Jagd wurde abgeblasen?
Aber wieso, wo sie doch gut stand! Zumindestens für die Jäger!
Doch noch war nicht alles überstanden, das währe ja zu einfach.
Denn als sie sich umdrehten sahen sie den roten Teppiche eine Welle schlagen!
Und die kam genau auf sie zu. Schnell drehten sie sich um und rannten -wieder mal- um ihr Leben.
Doch die Welle war schneller, und vor ihnen war eine Sackgasse!
Keine Tür, kein Fenster, durch das sie weiterflüchten konnten.
Und dann kam Yezariael als Schlusslicht und rauschte mit vollem Schwung gegen die Wand.
Oder das, was wie eine Wand aussah.
Denn ein Stück der Mauer schwang zur Seite, als der Gehörnte dagegen lief.
Schnell hasteten sie weiter und verschlossen auch diese Tür.
Doch das Splittern und Krachen, auf das sie warteten kam nicht.
Dafür war leider auch ihr Durchgang verschwunden.
Sie konnten ihn einfach nicht mehr sehen.
Auch die Tatsache, das Yezariael mehrmals gegen die Wand lief brachte nichts.
Nichts außer Kopfschmerzen für den Miniteufel.
Die Tür war und blieb verschwunden.
Als mussten sie sich nach einem anderen Ausgang umsehen.
Der Raum, in dem sie nun waren bestand nur aus Spiegeln.
Die Wände, der Boden, die Decke, alles bestand aus Spiegeln.
Sie konnten nicht einmal sagen wie groß der Raum war oder welche Form er hatte.
Ständig schien sich alles zu verändern. Und das schlimmste war, dass manche Spiegel kein Spiegelbild zeigten, sodass man sie erst bemerkte, wenn man dagegen lief.
Es waren auch keine Kanten oder Übergänge zu sehen.
Doch aus den Augenwinkeln sahen sie immer wieder einen Schatten über die Flächen um sie herum huschen, doch egal wie schnell sie sich umdrehten, sie konnten in einfach nicht genau sehen.
Brigitte arbeitete sich durch die Glasscheiben, indem sie einfach mit ihren Bogen einschlug. Dennoch hatten sie das Gefühl, einfach nicht von der Stelle zu kommen, denn es gab einfach keine Markierungen, anhand derer sie die Richtung bestimmen konnten.
Als Jake sich umdrehte, nachdem er ein Huschen hinter sich gesehen hatte stellte er etwas Wichtiges fest, indem er genau gegen eine Mauer lief:
Der Raum schien sich zu regenerieren oder reparieren oder so was.
Denn Brigitte hatte diese Scheibe eben eingeschlagen.
Und nun war sie wieder da, was die Beule auf Jake's Stirn ja bewies.
Also konnte es auch sein, das sie die ganze Zeit im Kreis liefen.
Plötzlich ertönte ein grässliches Lachen, das sie zusammenzucken ließ.
Sie sahen die Schatten jetzt auch genauer, denn sie verdichteten sich immer mehr.
Nach kurzer Zeit schwebten um sie herum mehrere dichte, dunkle Wolken, die immer lauter Lachten.
Schließlich wurde daraus das Gesicht einer hochmütigen, schwarzhaarigen Frau.
"Ihr werdet hier nie wieder rauskommen. Viel Spaß in meinem Haus!"
Dann schien sie wie von einem unmerklichen Wind verweht zu werden, nur um dann gleich wieder aufzutauchen.
Doch diesmal waren ihre Worte nur ein leises Flüstern:
"Ich lade euch ein, ihr müsst gestatten, ins Auge des Sturms, ins Reich der Schatten."
Dann war sie endgültig verschwunden.
So wie der Spiegelsaal übrigens auch.
Als sie sich umsah waren sie in einem riesigen Raum, der mehrere Stockwerke hoch war. Aber es war kein normaler Raum, ganz sicher nicht!
Denn er war voll mit Treppen, die aus allen möglichen und unmöglichen Winkeln aus der Wand ragten.
Manche standen auf dem Kopf, manche kreuzten sich und manche hatten anscheinend gar keine Verbindung zur Wand!
Brigitte wagte sich als Erste auf eine dieser Treppen hinaus.
Plötzlich stand sie im rechten Winkel über Jake's Kopf, doch obwohl dieser die ganze Zeit auf einen Absturz wartete kam keiner.
Sie stand einfach nur da, als währe das nicht eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit!
Also wollten Jake und Yezariael ihr folgen.
Doch obwohl sie beide den gleichen Weg gingen kam jeder woanders raus.
Jake stand mit dem Kopf nach unten hoch über den beiden anderen.
Aber auch von dort konnte er weder Decke noch Fußboden des Zimmers sehen.
Die Treppen fingen in schwarz-weiß gemauerten Torbögen an und ragten lose in den Raum. sie beschossen, irgendwie einen Weg nach unten zu suchen und zu hoffen, dass dort eine brauchbare Tür war, denn die Torbögen verhielten sich genauso wie die Treppen.
Nicht normal, führten sie doch immer wieder in den Saal zurück anstatt hinaus.
Aber nach vielen entnervenden Versuchen stellten sie fest, das es hier doch ein Prinzip gab und sie nicht willkürlich von einer zu anderen Stiege gelangten:
Wenn sie sich immer links hielten konnten sie aufsteigen, trotz der verrückten Winkel.
Und wenn sie rechts gingen kamen sie nach unten.
Nach endlosen Versuchen waren sie endlich unten angelangt. Dieser schwarz-weiße Raum hatte gewaltig an ihren Nerven gezogen, aber jetzt fanden sie eine schwere Eichenholztür, die laut knarrte, als sie aufstemmten.
Als sie hindurchgingen kamen sie in der Bibliothek heraus.
Mitten im Raum vor dem großen Tisch.
Jetzt sahen sie dass darauf Bücher gestapelt waren, einige davon aufgeschlagen.
Und hinter ihnen war keine Tür zu sehen!
Als währen sie aus dem nichts aufgetaucht.
Und Jake dachte auch an dieses unangenehme kribbeln, als sie durchgegangen sind.
Das roch nach Falle, und zwar gewaltig.
Auch Brigitte und Yezariael schienen dieser Ansicht zu sein, denn beide schauten sich aufmerksam um. Plötzlich hörten sie hinter sich ein rascheln und fuhren herum.
Doch es war nichts zu sehen, nur die Seiten des Buches, die sich umblätterten. Umblätterten?
Von alleine?
Langsam schlichen die drei näher und Brigitte schlug ein paar Mal mit dem Bogen oberhalb des Buchs durch die Luft, doch da war kein Widerstand!
Das Buch bestand anscheinend nur aus leeren Seiten.
Doch plötzlich waren die Seiten gar nicht mehr leer.
In blutroter Schrift erschienen wie von Geisterhand geschrieben Worte.
(Aber vielleicht wurden sie ja wirklich gerade erst geschrieben!?


Wenn einst vorbei die Freudentage,
hör zu, oh Menschenkind,
von großem Leid erzählt die Sage,
der große Krieg beginnt.


Und auf der nächsten Seite:

Die Würfel rollen, der Drache erwacht,
die Zeiten fordern die ewige Nacht.

Nachdem sie gelesen hatten verschwanden sie auch gleich wieder.
Doch wer hatte ihnen diese seltsame Botschaft wohl geschickt?
Dann blieb ihnen auch schon keine Gelegenheit mehr, darüber nachzudenken, denn es brach die Hölle los!
Rund um sie war Geheul, und beinahe durchsichtige Gestalten umschwirrten sie.
So schnell sie konnten liefen sie auf den Gang hinaus und durch die Tür weiter in den Wintergarten.
Anscheinend folgten ihnen die Geister nicht.
"Aber das heißt nicht, dass wir hier sicher sind.
Vielleicht....
Wahrscheinlich... wartet hier irgendwo nur ein weiteres Monster auf seine Chance."
Diese Nacht schien nur noch aus weglaufen zu bestehen.
Weglaufen und kämpfen.
Bei ihrem Eintritt in den Garten hatten sie die Tür hinter sich zugeschlagen, doch nun rüttelten die Geister daran.
Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie die Tür offen hatten.
"Aber ich dachte, die können durch Wände gehen? Egal jetzt...."
Plötzlich wackelte auch die Wand hinter ihnen.
Sie wölbte sich und Wellen schienen über die Oberfläche zu laufen.
Bald würden sie auch in ihrem Rücken einen Feind haben, und keinen Fluchtweg mehr.
Da hatte Jake eine verzweifelte Idee:
“Brigitte, warum gibt es tagsüber keine Gespenster?"
"Keine Ahnung, ist doch egal jetzt." kam eine gehetzte Antwort.
Das Wesen hinter der Wand bahnte sich langsam aber unaufhaltsam seinen Weg zu ihnen.

Man konnte schon den riesigen Kopf erkennen, der wie ein Tumor aus der Mauer wuchs.

"Weil das Licht ihnen alle Macht nimmt. Es scheint durch sie durch und man kann sie nicht mehr sehen. Und das ist die einzige Macht die sie haben."
Damit begann er damit, die trockenen toten Pflanzen anzuzünden.
Rasend schnell breitete sich das Feuer aus, fraß sich die hohen Palmen hinauf bis zur Decke.
Es lief auch die Efeuranken an dem Laufsteg und der Treppe entlang, sodass es schien, als währen sie mit roten Girlanden geschmückt.
Es ließ diesen toten Garten noch ein letztes Mal blühen, während sich an der Rückwand ihr Gegner aus der Mauer wand.
Es schien ihnen, als würde das Haus selbst sie angreifen, denn als das Wesen brüllte, konnten sie ihn seinem Maul Balken erkennen, als würde man auf einen unfertigen Dachstuhl sehen.
Von seinen riesigen Pranken bröckelte Schutt und kleine Steine.
Die Luft roch auf einmal so sehr nach Moder und Schimmel, dass sie husten mussten.
Mit vom Staub tränenden Augen stürmten sie zurück in Richtung Bibliothek.
Und wirklich, die Geister waren verschwunden, doch der Wächter des Hauses war beinahe ganz aus der Wand herausgetreten.
Viel Zeit würden sie nicht haben, um sich etwas einfallen zu lassen.
Die wenigen Figuren, die sich ihnen in den Weg stellten wurden schnell von Brigitte erledigt. Nebenbei registrierte Jake verwundert, das ihr Bogen nicht zerbrach, obwohl sie damit auf Steinfiguren einschlug.
"Kann wohl nicht aus normalem Holz sein" doch dann schob er diesen Gedanken beiseite, denn dafür war nun wirklich nicht der richtige Zeitpunkt.
Da hörten sie noch einmal die Stimme der Königin:


"Ich lade euch ein,
ihr müsst gestatten,
ins Auge des Sturms,
ins Reich der Schatten."


Und um sie herum wirbelten Bücher in Kreis, Teile der Regale und sogar Mauerreste wurden mitgerissen.
Ein Wirbelsturm, und die drei standen an dem schweren Eichentisch in seinem Zentrum, wo nur ein leichter Luftzug zu spüren war.
Aber der Sog musste gewaltig sein, denn sogar der Riese wurde davon erfasst und mitgewirbelt.
Er zerbröckelt dabei in immer kleinere Brocken.
Jake sah sich verzweifelt nach einem Ausweg aus ihrem Dilemma um, als sein Blick auf den Spiegelboden fiel.
Er sahen die Spiegelbilder aller Wesen im Haus, ohne dass etwas da war, das sich hätte spiegeln können.
Sie waren einfach da und sahen ihn an, als währen sie im Spiegel gefangen.
Doch da war noch ein Bild, ein Tier, dem sie noch nicht begegnet waren.
Ein wütender Greif, mitten in der Bewegung erstarrt.
Um den großen Löwenkörper schlangen sich Eisenketten, und er hatte dem Adlerschnabel zu einem endlosen Schrei geöffnet.
Er hatte seine Flügel hatte er gespannt und die scharfen Krallen zertrümmerten ein Stück Fliesenboden, das man sehen konnte.
Hinter ihm waren die Schemen von Säulen zu erahnen.
Auch die anderen Wesen waren scheinbar von einem Moment um anderen aus ihrem Leben herausgerissen worden sein.
Jetzt waren sie in dem Spiegel gefangen, wo jeder, der genau hinsah, den Moment vor ihrer Gefangennahme sehen konnte.
Jake hatte den Verdacht, das Raida auf diese Weise ihre Gegner kontrollieren konnte.
Er sah sich die Bilder noch einmal genau an. Langsam verblasste das Bild von dem Geist aus der Wand.
Es waren unglaublich viele unterschiedliche, aber sie hatten eines gemeinsam.
Sie sehen aus, als würde die Zeit stillstehen.
"Gut erkannt, Junge."
Er hatte nicht gemerkt, dass er das laut gesagt hatte, bis die Königin ihm antwortete.
"Und sie wird nicht weiterlaufen, solange der Spiegel intakt ist."
"Dann sollten wir das ändern." schrie Jake zurück.
Er hatte eine Idee, aber dazu musste er kurz aus dem Orkan hier raus.
Das sagte er auch Brigitte, obwohl er wenig Hoffnung hatte, das sie eine Möglichkeit kannte, ihm zu helfen.
Aber die kannte sie doch!
"Aber du musst dich beeilen, denn der Spalt wird nicht lange bleiben."
"Wie, was. Was heißt, Spalt. Welcher Spalt denn?"
Brigitte stellte sich ganz nah an den Wirbel ran und schlug dann schnell mit ihrem Bogen durch.
Es bildete sich tatsächlich dein Riss in dem Wirbel!
"Los, los, los, nun mach schon."
Schnell sprintete er durch und lief weiter in den Gang.
Dort hatte er etwas entdeckt, was er brauchen konnte.
An einer Wand war ein großer Morgenstern aufgehängt.
Genau den wollte er!
Er schnappte ihn von der Wand und hätte ihn auch fast gleich wieder fallen lassen.
Das Teil war überraschend schwer!
Aber Jake kümmerte sich nicht um das Gewicht, sondern rannte schnell in die Bibliothek zurück.
Der Wirbelsturm schien an Geschwindigkeit zugenommen zu haben, und es wirbelten auch mehr Einrichtungsreste mit.
Jake stellte sich breitbeinig auf und hob den Morgenstern über den Kopf.
Kurz hoffte er noch, dass sein Plan auch funktionieren möge, da er sonst auch nicht weiter wusste.
Dann ließ er die schwere Waffe auf die Glasfläche niedersausen.
Mit einem lauten Klirren zerbrach sie, und der Spuk hörte schlagartig auf.
Einen Moment lang schwebten die Gegenstände und die Reste der Gegner noch in der Luft, dann holte sie die Schwerkraft wieder ein und ließ sie mit einem lauten Poltern zu Boden rasseln.
Obwohl Jake nur an einer Stelle ein Loch in den Spiegel geschlagen hatte breiteten sich die Risse immer mehr aus und zerstörten den Boden.
In der Mitte des Raumes, dort wo der große Eichenholztisch gewesen war, war ein Loch im Boden, dass wie eine Rutsche in die Tiefe führte.
Vorsichtig traten die drei an den Rand heran und sahen hinunter.
Als Raida, die sie ganz vergessen hatten, wieder sprach (oder besser schrie) fuhren sie erschrocken zurück.
"Ihr Narren! Damit habt ihr euer eigenes Todesurteil unterschrieben! Ihr habt den Greif wieder befreit, und nun wird er euch vernichten! Gegen diesen Gegner habt ihr keine Chance! Er wird vollenden, was ich begonnen habe. Geht! Geht in sein Reich. Geht eurem Untergang entgegen. Geht den letzten Stein suchen, ihr könnt ja doch nicht anders, dem Schicksal kann man nicht entkommen. Geht endlich! Geht!"
"Oh Mann" dachte Jake, “jetzt ist sie völlig durchgeknallt."
Brigitte, Jake und Yezariael beschlossen trotz der düsteren (und etwas verrückten) Ansprache der Königin das Loch zu untersuchen.
Yezariael sollte vorangehen, da er von allen die besten Augen hatte und auch in der unten herrschenden Finsternis gut sehen konnte.
Auf diese Art konnte er sie vor Hindernissen warnen, und sollte ein Tier in der Dunkelheit lauern würde es sich an ihm die Zähne ausbeißen.
Der Durchgang war von Anfang an schrecklich steil, doch plötzlich wurde er so glatt, das die drei einfach am Hosenboden runterrutschten.
Nach einer längeren Rutschpartie waren sie dann am Ziel:
Jake's Fahrt wurde dadurch gebremst, dass er gegen Brigitte rasselte und zusammen kugelten sie auf die ebene Fläche, die plötzlich vor ihnen lag.
Schnaufend blieben sie erstmals liegen und verdauten die rasante Fahrt, Jake halb auf Brigittes Rücken liegend.
Plötzlich hörten sie unter sich ein beleidigtes Murren:
" Hey ihr zwei, es währe nett von euch, wenn ihr jetzt mal von mir runtergehen könntet. Ihr seid nicht grade leicht!"
jetzt erst merkten sie, dass Yezariael nicht zu sehen war.
Sie hatten ihn unter sich begraben! Lachend wälzte sich Jake von Brigitte, die sich ebenfalls grinsend aufsetzte.
Darunter kam Yezariael zum Vorschein, mit einer beleidigten Miene:
" Danke. Jetzt kann ich auch wieder atmen."
Jake tätschelte ihm beschwichtigend den Kopf:
"Komm schon, das war nicht bös' gemeint. Und außerdem hältst du schon so 'nen kleinen Rumms aus!"
"Kleinen Rumms? Ihr seid beide auf mir gelandet und habt mich unter euch begraben. Wollt ihr mich loswerden, oder was?"
Jake musste nur noch mehr lachen, wenn er in das aufgebrachte Gesicht des Teufels sah, während Brigitte murmelte:
"Das war auch keine besonders sanfte Landung."
"Was willst du denn noch? Dass ich immer mit einem Polster durch die Gegend renne, weil jemand mich verwechselt mit einem Sprungtuch verwechselt? Du hast sie ja nicht mehr alle!"
Jake musste lachen.
Er wollte nicht, aber er konnte nicht anders, auch wenn es nicht sehr nett war.
Auch Brigitte stimmte mit ein, denn der kleine Teufel sah einfach zu komisch aus in seiner Entrüstung.
Als sie sich wieder beruhigt hatten sahen sie hinter sich:
Sie waren in einer riesigen Halle.
Jedenfalls dachten sie, dass es eine sein müsse, aber vielleicht waren sie ja nicht mehr unter der Erde, sondern hoch am Himmel.
Rund um das Loch, durch das sie gefallen waren war eine Plattform aus rohem Fels.
Die Rutsche war glatt poliert wie Glas gewesen, aber der Landung hatten sie sich Hände und Knie aufgeschürft.
Vor ihnen führte ein schmaler Weg zu einer weiteren Plattform, die aber nicht aus der Wand wuchs, sondern gehalten wurde von einer seltsamen Säule.
Sie war durchbrochen und sah aus wie verwachsene Wurzeln.
Sie folgten dem Weg vorsichtig hinüber.
Er war nur kurz, zum Glück.
Denn er ah nicht sehr Vertrauens erweckend aus.
Aber dafür hatten sie gleich einen besseren Überblick:
Die Wand hätte noch einige andere Ausgänge.
Manche hatten Plattformen, andere führten ins Nichts; aus anderen wiederum stürzten sich gewaltige Wassermassen in die Tiefe.
Wie tief wirklich, das war nicht zu erkennen, denn unter ihnen schwebte eine dicke Wolkendecke.
Aber vielleicht war es auch Nebel, das machte keinen Unterschied.
Es schwebten etliche Plattformen auf diesen Wurzel-/ Felssäulen, verbunden durch schmale Wege, die sich zwischen ihnen spannten.
Wie weit die Wand war, die Höhe, Tiefe, Breite, dass ließ sich nicht genau sagen.
Es war hell, so als müsse irgendwo über ihnen die Sonne verborgen sein.
Jake drehte sich um.
Vor ihnen schien noch ein weiter Weg zu liegen (wieder einmal!) aber alle diese Wege schienen nur in etwa dieselbe Richtung zu führen.
Sie schienen sich in weiter vorne zu einem schwarzen Fleck zu vereinen, aber vielleicht täuschte das auch nur.
Aber von nur herumstehen würden sie das auch nicht herausfinden. Also machen sie sich auf den Weg.
Aber es dauerte bei weitem nicht so lange wie sie gedacht hatten, bis der dunkle Fleck näher kam und sich als eine weitere, riesengroße Plattform herausstellte.
Aber diese türmte sich wie eine Insel über ihnen auf.
Und noch weiter hinten war eine weitere.... Wand?
"Aber eigentlich ist das nicht das richtige Wort dafür" dachte Jake“, denn das dort sieht aus, als würde dort ein Meer auf Höhe der Insel sein, das einfach übergeht.
" Wie viele dieser Räume gab es, und wie lange würde es dauern, sie alle zu durchsuchen? Das wird nicht nötig sein, denn da oben ist unser Ziel."
Und da war sich Brigitte absolut sicher.
Doch so einfach sollte es nicht sein.
Als sie nicht mehr allzu weit bis zu der Insel hatten sahen sie Ihn!
Er hatte den Körper eines Löwen und den Kopf eines Adlers.
Der Greif! Die Pranken hatte er übereinander gelegt, und darauf ruhte der Vogelkopf.
Die Schwingen hatte er am Rücken gefaltet und so schien er zu schlafen.
Aber dennoch hatte er etwas lauerndes, was wohl zum Teil auch an seiner Größe lag.
"Mein Gott, wenn er steht muss er die Größe eines Elefanten haben!"
Plötzlich bewegte sich sein Schwanz, und sie sahen, dass der eine Schlange ist, die sich aufrichtete und laut zischte.
Jake hatte noch Zeit zu denken, "Der denkt mit dem Hintern."
als der Greif auch schon aufsprang und laut knurrte.
Dabei sahen sie auch den Citrin.
Der Greif musste mit dem Kopf draufgelegten sein.
"Ich hohl mir den Stein und du lenkst ihn ab." rief ihm Brigitte zu, dann lief sie zur Seite, und der Greif war genau über Jake.
"Scheiße" dachte er noch, dann sah er, wie der Greif sich nach Brigitte umdrehte und einen der Wege zerschmetterte, den sie betreten wollte.
Zum Glück waren hier mehrere kleine Pattformen miteinander und mit der großen verbunden. Jake nahm ein paar große Steine und warf sie fest.
Er traf auch, und der Greif fuhr wütend herum:
"Duuuu..." knurrte er.
Er stürzte herab und verfehlte den Jungen nur knapp mit den Krallen, als ihn wieder etwas von hinten traf.
Yezariael stand hinter ihm und zeigte ihm die Zunge, aber der Greif beachtete ihn nicht weiter.
Jake nutzte die kurze Pause und warf einen Zauber nach dem Geschöpf, doch ein Prankenhieb, und das massive Hindernisse war aus dem Weg.
Wieder schlug der Greif nach ihm, immer wieder, und verfehlte ihn immer nur ganz knapp. Keuchend und mit einigen Kratzern stand Jake schließlich am Rand einer kleinen Plattform. Ihm gegenüber hatte sich der Greif zu voller Größe aufgebaut.
Langsam kam er Schritt für Schritt näher, und Jake erkannte etwas:
Er war bis jetzt noch am Leben, nicht weil er immer so schnell auswich oder seine Zaubersprüche dieses Tier gar behinderten, nein, sondern weil es mit ihm spielte.
Der Greif spielte mit ihm!
Er konnte es in den gelben Katzenaugen des Tieres erkennen das er Recht hatte!
Jake versuchte zurückzuweichen, aber hinter ihm war nur noch Tiefe.
Er versuchte es mit Magie, aber alles, was er ihm entgegenwarf, fegte der Greif fast nachlässig mit den Pfoten zu Seite.
Er kam immer näher, bis er direkt vor den Jungen stand und beugte den großen Schädel so, dass sie sich genau Auge in Auge gegenüberstanden:
"Du hast doch nicht geglaubt, du hättest irgendeine Chance gegen mich, oder? Deine einzige Chance ist es, an mir vorbei zu kommen und Stormbringer an dich zu nehmen. Und das wird dir nie gelingen..."
Yezariael unterbrach den Greif, indem er ihm wild fauchend in den Nacken sprang.
Doch ebenso schnell wie er dort oben gelandet war, war er auch schon wieder unten.
Eine schnelle Drehung und der kleine Teufel flog in hohen Bogen weg.
Jake konnte das Knirschen beim Aufprall hören, bevor Yezariael in die Tiefe stürzte.
"Und ich werde der nächste sein!" dachte Jake, bevor er etwas viel besseres sah.
Der Greif war so mit ihm beschäftigt, dass er Brigitte gar nicht beachtete, die sich gerade den Stein schnappte.
Der Greif musste es gemerkt haben, denn auch er fuhr herum und erkannte den Fehler. "Tja, es reicht, wenn sie den Stein hat." meinte Jake trocken.
Brigitte hielt den Stein mit beiden Händen über den Kopf. hoffentlich geht das auch gut, dachte sie, bevor sie laut schrie:
"Der Stein ist in unserem Besitz, und wir werden ihn mitnehmen. Und du wirst uns nicht daran hindern. Hast du mich verstanden?"
Der Greif sah sie abschätzend an, doch Brigitte wich seinem Blick nicht aus, obwohl sie sich keineswegs so sicher war, dass er auch gehorchen würde.
Doch dann wandte er den Blick ab und sagte mit seiner knurrigen, tiefen Stimme:
"Ja, ich habe dich sehr wohl verstanden."
Er sprang elegant auf eine andere Plattform und setzte sich hin.
Yezariael landete wieder neben Jake, der sich flüchtig fragte, wie eine Steinfigur eigentlich fliegen könne, diesen Gedanken aber gleich wieder zur Seite schob.
War auch nicht so wichtig.
"Wie kommen wir von hier aus am schnellsten zum Gefängnis von Ravana? Welches ist das letzte Hindernis zwischen ihm und uns?"
"Zwischen euch steht nur noch die Sphinx. Sie wird den einzigen Eingang zu seinem Tal bewachen und euch ein Rätsel stellen. Wenn ihr es löst dürft ihr weitergehen. Wenn nicht werdet ihr nirgends mehr hingehen, egal ob ihr die Steine der Macht habt oder nicht. Überlegt also gut, was ihr antwortet. Ich denke, ihr werdet dort auch eure Freunde finden. Geht einfach den Weg weiter in den nächsten Raum, er wird euch zum Tal führen."
"Aber welcher ist der richtige, es sind so viele."
"Aber euch wird sich nur dieser eine öffnen, denn das ist Teil meiner Magie. Und jetzt geht, denn euch bleibt nicht mehr so viel Zeit. Schlimmere Dinge als der Lindwurm liegen auf euren Weg, doch wenn ihr den nicht vernichtet, wird er die Welt in Schutt und Asche legen. Nichts wird mehr so sein wie vorher, selbst wenn ihr siegt.
Schlechte Zeiten sind im Sattel, und das wird sich auch so schnell nicht ändern."
Damit schwang er sich in die Luft und flog davon.
Brigitte, Jake und Yezariael setzten sich auf der großen Plattform erst mal hin und machten eine Pause.
Es stand außer Frage, dass sie den Weg des Greifen weitergehen würden, denn über die glatte Rutschbahn würden sie sowieso nicht wieder hochkommen.
Aber was hatte er gemein mit Schlechte Zeiten sind im Sattel, und von welchem Lindwurm war die Rede?
Aber auch diesmal bewies Yezariael sein Wissen und erklärte ihnen, warum man Lindwürmer und Drachen so oft verwechselte:
" Menschen zumindestens, denn wir magischen Geschöpfe lassen uns ja nicht so einfach täuschen. Beide Arten sind verwandt, aber es herrscht Streit schon seit ewigen Zeiten."
Bald darauf machten sie sich auf den Weg.
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Ok, ich geb's zu, als ich das geschrieben habe, hab ich gerade ziemlich viele Horrorfilme gesehen..
Die Höhle des Greifen hab ich mit einem Drachen und einem Zauberer als Poster bei mir hängen, das Bild hat mir so gut gefallen, ich hoffe, ich hab's ungefähr rübergebracht.
Ich dachte, so ähnlich könnte der Wohnsitz eines Greifen aussehen.
Und der Gargoyl.... ich dachte, ein Wesen aus Stein weiß viel, weil es so alt wie die Welt, und er könnte ihnen viele Infos geben, und erklähren.....