Ah My Goddess Fan Fiction / Ranma 1/2 Fan Fiction ❯ Urlaub auf göttliche Art ❯ Erste Gespräche ( Chapter 3 )

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Kapitel 3: Erste Gespräche
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Jahrelange Gewohnheit und eingefleischte Routine machten sich bemerkbar als Akane und Ranma nebeneinander an einer Seite des Stubentisches Platz nahmen.
Die junge Frau, die augenscheinlich Interesse an Ranma entwickelte, setzte sich rechts von ihm an den Tisch - vermutlich um leichteren Zugriff auf ihn zu haben. Akane sah das ganze mit äußerst missbilligenden Blicken und in Ranmas Magengegend bildete sich ein extrem flaues Gefühl in Erwartung eines sich nähernden Rundfluges mit Hammerairlines.
Doch wurde er schon bald aus seiner Besorgnis gerissen.

Das Mädchen, das ihm gegenüber neben einem Jungen platz genommen hatte, hörte auf den Namen Belldandy. Die junge Frau, die neben Ranma saß und ihm verführerische Blicke zuwarf, stellte sich als Urd vor, wobei sie noch "mein Süßer" anhängte, was Ranmas Gemütszustand nicht unbedingt positiv beeinflusste.
Der Junge neben Belldandy hieß Keiichi Morisato und die Vierte im Bunde war Skuld, die es sich neben Akane bequem gemacht hatte.

Nachdem sich die Bewohner des Chiba-Ken-Tempels vorgestellt hatten, ergriff Belldandy erneut das Wort. "Zunächst einmal, würdet ihr uns bitte eure Namen nennen?"
Sie lächelte die ganze Zeit auf die gleiche Weise, wie es sonst nur Kasumi zu Stande brachte. Ein warmes Lächeln, das sofort Vertrauen erweckte und für jedes Wesen empfänglich war.

Ranma ergriff die Initiative. "Mein Name ist Ranma Saotome. Ich bin achtzehn Jahre alt und der Erbe der Saotome Kampfschule für Schlägereien aller Art."

"Kampfsportler? Na dann ist so ein Körper kein Wunder." Urd war sichtlich und hörbar begeistert.
Ranma spürte die ausziehenden Blicke, die auf ihm lagen. Neue Panik stieg in ihm auf. Wenn das so weiterging, dann würde Akane in Kürze wieder auf ihn 'einreden', auf ihre ganz spezielle Art und Weise.

Selbige versuchte krampfhaft Urds Kommentare zu ignorieren. "Ich heiße Akane Tendo, bin auch achtzehn Jahre alt und Erbin des Tendo Dojo...", mit einem Seitenblick auf Urd und einem leicht drohenden Unterton in ihrer Stimme fügte sie hinzu "... und Ranmas Verlobte!"

Die älteste Göttin, offenbar belustigt von dieser Zurschaustellung offener Eifersucht, legte sanft ihre Hand auf Ranmas Arm und kam ihm gefährlich nahe. "Oh, wie Schade, du bist schon vergeben! Aber wenn du keine Lust mehr auf dieses Kind da hast, dann komm zu mir und erlebe eine richtige Frau!"
Mit einem Augenzwinkern ließ sie wieder von Ranma ab, welcher schon mächtig ins Schwitzen gekommen war.
Das ganze diente natürlich nur dazu, Akane noch etwas eifersüchtiger zu machen.
Urd leistete sich zwar sehr viel, doch besaß auch sie so etwas wie eine Moral, wenn man das bei ihr so nennen konnte.

Um ihren sich nähernden Wutausbruch zu unterdrücken fing Akane versuchte sie sich das eigentliche Thema wieder ins Gedächtnis zu rufen.
"Hört mal. Ihr habt gesagt, ihr könntet uns erklären, was eigentlich passiert ist." Ihr Blick richtete sich auf Belldandy.

Diese nickte kurz zustimmend, dann schien ihr aber noch ein Gedanke gekommen zu sein. "Ja, das werden wir auch, aber vorher..." Sie stand auf und verschwand kurz in den nächsten Raum. Man hörte sie, wie sie arbeitete und kurze Zeit später kam sie mit einem Tablett und einem strahlenden Lächeln wieder. Auf der Ablage konnte man... Teetassen sehen?

"Teatime!"

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Belldandy stellte ihre Tasse wieder auf den Tisch. "Bitte erzählt uns zuerst, was geschehen ist, bevor ihr hier gelandet seid."

Nach einer kurzen Denkpause räusperte sich Ranma, bevor er zur Antwort ansetzte. "Wir waren gerade auf dem Weg zur Schule und dabei schon recht spät dran. Ich habe da natürlich beim Rennen nicht auf die Straße gesehen. Und dann spürte ich plötzlich, wie ich den Boden unter den Füßen verlor und wir fielen zusammen in ein schwarzes Loch."

Akane nickte unbewusst zustimmend mit dem Kopf, die Stirn leicht in Denkfalten gelegt. "Der Ort, an dem wir landeten, war recht seltsam."
Keiichi horchte auf. "Inwiefern?"
"Ich hatte das Gefühl zu schweben und alles war grau um uns herum. Man konnte nichts klar erkennen. Aber da schien eine Kraft zu sein, die uns durch den Raum zog."

Sie hielt inne und Ranma übernahm den nächsten Part.
"Dann schoss plötzlich ein Lichtstrahl aus dem Nebel und es bildete sich eine Öffnung, hinter der man eine Art Landschaft erkennen konnte. Daraufhin bemerkte ich, wie sich uns etwas von oben näherte. Noch so eine Öffnung, aber sehr viel größer als die anderen. Wir wurden hineingezogen und landeten hier bei euch."

Die drei Schwestern wechselten vielsagende Blicke.
Dadurch wurde Akane langsam nervös. "Könnt ihr uns sagen, was passiert ist?"

Skuld und Urd nickten der unausgesprochenen Frage ihrer Schwester bejahend zu. Diese wandte sich wieder vollauf ihren Gästen zu. "Nun, zunächst muss ich euch sagen, dass ihr euch nicht mehr in eurer Welt befindet. Für mich hört sich eure Geschichte so an, als wärt ihr zwischen den Dimensionen gereist. Ich denke, ihr werdet erst einmal für einige Zeit bei uns bleiben müssen. Deshalb möchte ich euch etwas sagen, was ihr vermutlich für sehr unglaubwürdig halten werdet. Aber unter den gegebenen Umständen halte ich es für angebracht, dass ihr es erfahrt."

Begleitet von fragenden Blicken der beiden Verlobten stand sie auf und fuhr fort. "Meine Schwestern und ich sind Göttinnen. Ich weiß, das ist schwer zu glauben und deshalb..." Sie hob den linken Arm, legte den Kopf etwas in den Nacken und rief "...zeige dich, mein Engel Holy Bell!"

Vor Akanes und Ranmas staunenden Augen breitete ein Engel, welcher aus Belldandys Körper zu kommen schien, seine Flügel aus und lächelte die beiden an. Ein sanftes Licht durchströmte den Raum und eine fast greifbare Wärme erfüllte die Herzen.
Als sie den ersten Schock überwunden hatte, musste Akane sich eingestehen, dass sie noch nie etwas so Schönes gesehen hatte.
Glatte, blonde Haare umspielten das Gesicht des Engels und schienen durch einen nicht wahrnehmbaren Luftstrom durch den Raum zu gleiten. Die Federn der Flügel waren schneeweiß und sahen weich und geschmeidig aus. Akane hätte in diesem Anblick versinken können. Doch Belldandy holte ihren Engel bald wieder zurück.

Urd, ausnahmsweise ohne eine lüsterne Bemerkung an Ranma im Hinterkopf zu haben, nahm den Faden nach der kurzen Demonstrationspause wieder auf. "Wir sind Göttinnen und dazu da um Menschen in Not einen Wunsch zu erfüllen. Dass wir jetzt hier auf der Erde sind hat spezielle Gründe." Sie linste verschmitzt zu Keiichi hinüber. Dieser, etwas verlegen, versuchte zu erklären, was passiert war. "Ja, ich fürchte, das ist meine Schuld. Eines Tages erschien Belldandy und wollte mir einen Wunsch erfüllen. Ich hab mir gewünscht, dass so eine Göttin wie sie immer bei mir bleibt. Ich hatte das Ganze für einen Scherz gehalten und ohne nachzudenken drauf los geredet. Na ja, sie blieb und einige Zeit später quartierten sich dann ihre Schwestern hier mit ein."
Akane war gleichzeitig fasziniert und verwirrt. "Das ist ja alles hochinteressant, aber was hat das mit uns zu tun?"

Skuld sah jetzt ihre Chance kommen, ihre Intelligenz zu demonstrieren. Sie wollte vor den beiden Neuankömmlingen nicht wie ein Kind dastehen. "Weißt du, es gibt da einen Computer. Um genau zu sein, den Yggdrasillhauptrechner. Er steuert alle Vorgänge in dieser Dimension. Nun ja, er wird von Bugs befallen. Das sind Computerviren, die wie Häschen mit Spinnenbeinen aussehen. Sie führen zu anormalen Ereignissen im Raum-Zeit-Gefüge. Das ist eigentlich nicht so schlimm, da der Computer über ein Debugsystem verfügt, welches die Verbreitung der Bugs verhindert. Doch aus irgendeinem Grund ist Yggdrasill für kurze Zeit ausgefallen. Heute Morgen haben wir deshalb auch hier im Tempel einen Bug erledigt."

"Wieso war er hier? Ich denke er befällt diesen Computer.", meinte Ranma sich irritiert am Kopf kratzend.

"Wir Göttinnen ziehen die Bugs durch unsere Auren an. Wir befürchteten, dass er bereits etwas angestellt hatte, bevor wir ihn fassen konnten. Deshalb haben wir einen magischen Kreis gebildet. Wir haben euch zwischen den Dimensionen geortet und der Zauber, den wir anwendeten, führte euch dann hierher."

"Warum sind wir aber in dieses Loch gefallen? Was hat es verursacht?" Akane konnte dies nicht verstehen. Sie war ja an verrückte Sachen gewohnt. Mit Ranma Saotome zusammenzuleben brachte diese mit sich, aber diese Situation wurde von Minute zu Minute bizarrer.
Urd schien ein Gedanke gekommen zu sein. "He, Skuld, was könnte deiner Meinung nach zu einer Überlastung von Yggdrasill führen?"

Die Angesprochene überlegte eine Weile. "Da gibt es mehrere Möglichkeiten. Eine Überbeanspruchung von Energie durch einen extrem komplexen und mächtigen Zauber. Die Zerstörung des Superstrings, ein bösartiger Virus..."
Urd fiel ihr ins Wort. "Und wie sieht es mit dem Eindringen von unbekannten Daten in das System aus, die womöglich geschützt sind?"
Skuld verstand, worauf ihre Schwester hinaus wollte. "Aber natürlich. Ein Kausalitätsparadoxon!"

Akane und Ranma verstanden nur Bahnhof. Keiichi erging es nicht anders.
"Skuld, bitte tu für einen Moment, nur für einen kleinen Moment so, als würden in diesem Raum nicht alle die kompletten quantenphysikalischen Zusammenhänge unseres Universums verstehen und erkläre das etwas genauer."

Skuld wurde in ihrer Begeisterung gedämpft. "Oh, entschuldige bitte. Also nehmen wir mal an, das Yggdrasillsystem wurde überlastet, weil es mit den fremden Daten von Ranma und Akane konfrontiert wurde, die in diese Dimension eingedrungen sind. Daraufhin entkam ein Bug. Dieser wiederum verursachte die interdimensionale Anomalie, die die beiden hier zu uns gebracht hat.
Versteht ihr? Die Auswirkung von ihrer Ankunft fand noch vor dieser statt und bewirkte die Ursache für ihre Reise. Es ist wie eine sich selbst erfüllende Prophezeiung!"

Die drei Normalsterblichen sahen sie immer noch etwas unsicher an.
Ranmas ratloses Kopfkratzen hielt an. "Ich bin nicht ganz sicher, ob ich das verstehe, aber gibt es denn eine Möglichkeit, wie wir wieder nach Hause kommen können?"

Belldandys milde Stimme erklang fast beschwichtigend. "Vorerst wahrscheinlich nicht. Interdimensionale Reisen sind eine sehr komplizierte Angelegenheit und wir können nicht riskieren, noch einmal einen Bug freizulassen, da wir seine Kräfte nicht kontrollieren können. Mir sind zwar Zaubersprüche bekannt, die eine Öffnung in andere Dimensionen öffnen, aber die können wir auf euch nicht anwenden."
Akane sank das Herz. "Aber warum denn nicht?"
"Weil diese Zaubersprüche alles Programme im Yggdrasillsystem sind. Da dieses euch nicht erkennt, sprich eure Daten nicht analysieren kann, können diese auch nicht mit dem Pogramm bearbeitet werden."
"Aber ich denke, ihr habt uns hierher geholt…", mehr Feststellung als Frage klang Ranmas Einwurf ein wenig fordernd.
Die mittlere Göttin richtete ihren Blick nun auf ihn. "Nein, wir haben nur eine Pforte geöffnet. Ihr seid von allein in diese Dimension gekommen. Oder um es präziser zu sagen, durch den Bug."
Die Situation schien klar. Zumindest vermutete Ranma, dass es für die Göttinnen klar war. Er selbst war sich nicht sicher, was zum Kuckuck da eigentlich abging. "Und was machen wir jetzt?"

Diese Frage hatte sich Keiichi zuvor auch im Stillen gestellt. Doch für ihn war die Beantwortung derselbigen keine große Sache, obwohl es durchaus einige Veränderungen im Leben der Tempelbewohner bedeuten würde. "Ihr könnt hier bleiben, solange bis wir eine Lösung für dieses Problem gefunden haben. Wir sind daran gewöhnt, dass hier gelegentlich Freunde und Bekannte sich einquartieren." Das war nicht ganz eine Untertreibung interdimensionaler Größe, aber auch nicht sehr weit von der Wahrheit entfernt. „Der Tempel ist groß genug und bietet genug Platz für uns alle. Ich bin sicher wir finden noch einen Platz für euch.“

Akane war für sein großzügiges Angebot sehr dankbar. Zumindest war der Schlafplatz nun nicht mehr von fraglicher Sicherheit. Im Zuge dieser Erleichterung streifte die junge Tendo jedoch noch ein anderer, nicht minder wichtiger Gedanke. "Vielen Dank für das Angebot…“ Die Aussage war von einem Lächeln begleitet, das sich jedoch schnell in ein eher sorgenvolles verwandelte. „Da gäbe es jedoch noch etwas anderes zu klären: Unsere Familien. Wir können sie nicht benachrichtigen und sie werden sich Sorgen machen, da sie nicht wissen, was mit uns geschehen ist."

Dieses freundliche Lächeln erschien wieder auf den Lippen der mittleren Göttin. Sie streckte ihre Hand über den Tisch aus und legte sie behutsam auf die zusammengefalteten Hände von Akane. "Ich bin sicher, wir werden auch dafür eine Lösung finden. Glaube mir, es wird alles gut. Mach dir keine Sorgen."
Das schien Akane tatsächlich zu beruhigen. Ihre Atmung wurde ruhiger und auch ihr Gesichtsausdruck entspannte sich.

Ranma beobachtete die Szene interessiert. *Seltsam, sonst gelang es nur Kasumi, Akane auf diese Weise zu beruhigen. Belldandy muss auch so einen ausgeglichenen Charakter haben wie sie. Moment mal, ist Kasumi dann vielleicht eine Göttin?* Bei dem Gedanken musste er unweigerlich schmunzeln. *Nein, sicher nicht. Dann hätte sie bestimmt schon die Wutausbrüche von ihrer kleinen Machoweib-Schwester weggezaubert und der anderen Raffgierigen die Skrupellosigkeit.*

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Es wurde Nachmittag und unsere beiden Reisenden hatten sich an den Gedanken gewöhnt, vorerst in diesem Tempel zu leben, auch wenn dies nicht einfach werden würde.
Keiichi und Belldandy hatten inzwischen damit begonnen, ein Zimmer für unsere Verlobten frei zu machen. Wohlgemerkt ,ein' Zimmer…
So dauerte es auch nicht lange, bis Belldandy freudestrahlend zu den Nichtsahnenden kam. "So, ihr beiden. Es ist jetzt ein Zimmer für euch frei. Wollt ihr es euch ansehen?"

Akanes Gesichtsfarbe wechselte in ein leichtes rot über. Ranma durchlief eine nicht unähnliche Farbwandlung.
"Äh, danke Belldandy. Aber könnten wir nicht vielleicht zwei Einzelzimmer bekommen?" Ein flüchtiger Blick zu Ranma hinüber sagte ihr, dass auch er mit der Einzelzimmervariante glücklicher wäre.

Etwas verwundert war Belldandy über diese Frage schon, ging sie doch von intimen Verhältnissen der beiden aus. "Wie ihr wollt, aber ich denke ihr seid verlobt. Wollt ihr dann nicht zusammen sein?"
Die Errötung nahm zu. Akane spielte verlegen mit ihren Fingern und fand einen Punkt zehn Zentimeter vor ihren Füßen äußerst interessant. "Ja also... eigentlich... weißt du... wie soll ich sagen? Die Verlobung wurde von unseren Vätern geschlossen."
"Wir sind also eigentlich gar nicht zusammen.", schloss Ranma. Auch er untersuchte den Garten mit scheinbar interessierter Akribie.

Das Verhalten der beiden entging Belldandy natürlich nicht und sie lächelte begreifend. Sie ging wieder zu Keiichi und erklärte ihm, dass sie noch ein freies Zimmer bräuchten.
Akane und Ranma blieben auf der Veranda. Allein mit ihren Gedanken und ihrer Verlegenheit.

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Die Abenddämmerung brach herein und der Himmel wurde in ein zartes rosa getaucht, das zum Horizont in ein strahlendes orange überging und zum weiten Himmel hin in ein violett und schließlich in ein tiefes blau verschwamm. Erste Sterne glitzerten am dunklen Himmel - kündigten die kommende Nacht an.

Akane saß auf der Veranda und dachte nach über das, was passiert war. Das alles war zu verrückt, um wahr zu sein, aber auch so unglaublich, dass man es einfach glauben musste in Ermangelung von besseren Erklärungen.
Eine leichte Brise strich ihr ums Haar. Es war alles wie zu Hause. Sie bräuchte eigentlich nur die Augen zu schließen und sie säße auf der Veranda im Hause der Familie Tendo. Vor ihr würde sich eine kleine Wiese ausbreiten und ein paar Meter von ihr entfernt würde ein Aprikosenbaum stehen. Er stände in Blüte und die ganze Luft wäre von süßem Duft erfüllt.

Doch das tat sie nicht. Und Akane schloss ihre Augen nicht, denn sie wusste, wenn sie sie wieder öffnen würde, dann säße sie immer noch hier. Allein. In einer fremden Welt, bei fremden Menschen - oder besser gesagt Göttinnen.
Aber eine Sache ließ sie über der Situation nicht verzweifeln. Und das war das Lächeln dieser Belldandy. Es spendete Trost und ließ Hoffnung zu, auch wenn Akane nicht wusste, worauf sie genau hoffen sollte.

Eben die Person ihrer momentanen Gedanken setzte sich neben sie.
"Du vermisst dein zu Hause, nicht wahr?"
Akane beobachtete sie aus den Augenwinkeln heraus. Alles an ihr schien perfekt zu sein. Von ihren graziösen Bewegungen bis hin zu ihrer ruhigen Ausstrahlung. Selbst der Wind schien sie fast liebevoll zu umspielen.
Es dauerte einige Sekunden bevor Akane registrierte, dass eine Frage an sie gestellt wurde. Sie nickte bejahend. "Es ist nicht leicht, sich plötzlich dieser ungewohnten Situation zu stellen. Hier, allein. Ohne die Gegenwart von vertrauten Personen." Sie seufzte unmerklich.

Da war wieder dieses Lächeln. "Aber du bist nicht allein. Ranma ist hier und auch wenn ihr nicht freiwillig verlobt seid, so besteht doch Vertrautheit zwischen euch. Ihr könnt euch gegenseitig Trost spenden. Das ist sehr viel besser als wenn du wirklich alleine wärst."

Ein Stirnrunzeln seitens Akane erfolgte. "Das mag sein. Er ist hier. Aber ich glaube, das verschlimmert die Lage eher als dass es sie verbessert. Wir verstehen uns nicht besonders gut. Wir streiten ständig und beschimpfen uns, wo und wann es nur geht. Ich fürchte, es wird in diesem Hause bald sehr laut zugehen."

Belldandy musste über diese Worte leise lachen. Akane konnte ja nicht ahnen, dass es in diesem Hause manchmal noch viel schlimmer zugehen konnte als bei ihr.
Man denke nur an die gelegentlichen Besuche von Dämonen oder anderen Göttinnen. Aber auch Kollegen aus der Uni konnten recht viel Aktivität reinbringen. Und nicht zu vergessen die ständigen 'Diskussionen' zwischen Urd und Skuld um die Vorrechte über die Fernbedienung.

Belldandy: "Mach dir darüber keine Sorgen. Es ist öfters laut hier. Ich glaube euch beide können wir da getrost auch noch mit unterbringen."
Akane verstand nicht, was sie damit sagen wollte, aber dennoch wurde es ihr leichter ums Herz.

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Ranma war unterdessen damit beschäftigt, den Tempel genauer zu erkunden. Vor allem suchte er einen Platz zum Trainieren. Dieser Keiichi hatte Recht gehabt - das Gebäude war groß und reich an Zimmern, aber so etwas wie einen Übungsraum hatte er noch nicht gefunden. Da kam er an Skulds Zimmer vorbei. Vorsichtig lugte er eine Nasenspitze weit in den Raum hinein, vorbei an der teilweise aufgeschobenen Tür.
"Ist jemand da? Darf ich reinkommen?"
"Ja, aber pass bitte auf, wo du hintrittst. Wenn du was kaputt machst, kannst du was erleben."

Er öffnete die Tür vollends und mit staunenden Augen betrachtete er die Einrichtung. Überall lagen Schrauben, Metallgehäuse irgendwelcher Maschinen, Lötkolben, Kabel, Muttern und noch viele andere Werkzeuge auf dem Boden verstreut.
"Wow, ich dachte, das wäre ein Zimmer und keine Werkstatt."

Skuld, offensichtlich tief in ihrer Arbeit versunken, hantierte sie doch noch immer an einem Gerät herum, das Ranma beim besten Willen nicht hätte einer Funktion zuordnen können, antwortete ohne zu ihm aufzublicken.
"Das ist auch ein Zimmer und zwar meins. Roboter und Maschinen sind meine Leidenschaft und niemand ist besser im Konstruieren als ich." Stolz klopfte sie sich auf die Brust. "Siehst du dich gerade im Haus um? Wenn ja, lass mich dir einen Rat geben. Halt dich von Urds Hexenküche fern. Die verpasst dir unter Garantie einen Liebestrank und macht dich zu ihrem Sklaven."

Bei dem Gedanken an Urd und ihre Blicke bekam Ranma eine Gänsehaut. Das Gefühl von Verdammnis machte sich in seiner Magengegend heimisch. Er nickt.
"Danke, das werde ich mir merken. Ich wollte eigentlich nur mal fragen, ob ihr hier irgendwo einen großen Raum habt."

"Wieso denn das? Ich denke, du hast bereits ein Zimmer." Skuld sah nun verwundert zu ihm auf.

"Hab ich auch. Ich suche nur einen Ort zum Trainieren. Ich wollte den Garten benutzen, aber da ist so ein Megatintenfisch in eurem Gartenteich und dem will ich lieber nicht zu nahe kommen." Ranma hatte noch immer die Episode mit dem Tintenfisch und den Liebespillen in Gedanken.

Skuld lachte. "Ach so, das ist Sedall! Keine Bange, der ist harmlos. Aber bei deiner Raumsuche kann ich dir nicht helfen. Ich glaube es gibt keinen Raum, der so groß ist, dass man in ihm kämpfen könnte."

Ranmas Gesichtsausdruck verdunkelte sich. Wenn er hier nicht trainieren konnte, was sollte er denn dann die ganze Zeit machen?
Skuld sah das und fuhr aufmunternd fort. "Aber, aber. Nicht gleich den Kopf hängen lassen. Ich wäre nicht Skuld, wenn ich dieses Problem nicht lösen könnte. Gib mir einen Tag Zeit und ich denke, ich hab bis dahin eine Lösung. Versprochen!" Sie reichte ihm aufmunternd die Hand hin.

Eine Sekunde besah er sich das Angebot, zuckte die Achseln und mit einem Lächeln seinerseits schlug er ein. "Warum nicht, kann ja nichts schaden!"
 
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Es war Abendessenzeit. Ein köstlicher Geruch stieg durch den ganzen Tempel und gleich einer imaginären Spur folgten ihm Ranma und Akane, beinahe magisch angezogen. Da sahen sie auch schon eine vor sich hin summende Göttin in der Küche stehen. Es war Belldandy, die mit einem freudestrahlenden Gesicht die Bewohner des Hauses zum Abendessen rief.
Unverzüglich wurden die Sitze am Tisch eingenommen, sodass alsbald serviert werden konnte.
"Das riecht ja köstlich. Genauso wie das Essen von Kasumi, wenn nicht noch besser.", bemerkte Ranma anerkennend wie gierig die Köstlichkeiten beäugend. Akane hätte in jenem Moment schwören können, ihm lief Speichel aus einem Mundwinkel. Doch noch ehe sie ihn darauf hinweisen konnte, begann er seinen Angriff auf das nicht sahnende Essen.
Die ersten Bissen wurden hinter geschlungen und zwar in dieser typischen Ranma-Manier: wie ein Hochleistungsverbrennungsofen. Rein, ohne zu kauen runterschlucken, das nächste rein. Man hätte ihm anstelle eines Löffels eine Kohleschaufel geben sollen. Es hätte nur in der Massenzufuhr Unterschiede gegeben. Akane war das Verhalten ihres Verlobten sichtlich peinlich.
"Mein Gott, Ranma, benimm dich. Wir sind hier nicht zu Hause!"

Ihre Worte wurden von einem Ellenbogenstoß in des Schlingenden Rippen begleitet. Dieser verschluckte sich daraufhin und hatte die nächsten Minuten damit zu tun, normal zu atmen. Doch nach einiger Zeit fing er sich wieder und aß in einem für Menschen normalen Tempo weiter.

Belldandy, die Zeit über dem Schauspiel beinahe belustigt beiwohnend, schien sich an etwas zu erinnern. "Ach ja ihr beiden, was ich noch sagen wollte. Ich habe vorhin mit Kami-sama gesprochen. Das ist der Lord der Götter, sozusagen unser Vorgesetzter. Die da oben arbeiten gerade an dem Problem mit euren Daten. Er ist auch der Meinung, dass ihr erst einmal hier bleiben solltet. Und er hat mich auch auf eine Möglichkeit hingewiesen, wie wir euren Familien sagen können, dass es euch gut geht."

Bei diesen Worten erhellten sich die Gesichter. Aber wie sollte das nur gehen?