Weiss Kreuz Fan Fiction ❯ A Beautiful Illusion ❯ Kapitel 3 ( Chapter 3 )

[ T - Teen: Not suitable for readers under 13 ]

Kapitel 3

~~'Ich träumte in der Nacht Gestade voller Blut, sah Augen sündigen Blicks.' Diese alten Zeilen suchten ihn immer wieder heim, wenn er vor ihm stand. Es war nicht leicht ihn zu verstehen, zuviel stand zwischen ihnen, und dennoch spürte er eine Vertrautheit, die ihm so befremdlich war.~~

 

Ein Tritt gegen das Bett und eine Stimme die immer wieder seinen Namen sagte, weckten ihn plötzlich. Nur widerwillig öffnete Schuldig seine Augen und versuchte der Verwirrung Herr zu werden, das so ein plötzliches Erwachen mit sich brachte. In seinem Zimmer herrschte noch immer fast vollständige Dunkelheit, es schien noch Mitten in der Nacht zu sein. Auch ohne Telepathie wusste er genau wer diese Person war, die den Mut hatte zu so einer Zeit das Zimmer eines Killers zu betreten und diesen dann auf so eine Art zu wecken.

"Verschwinde, Crawford." Seine Stimme klang schlaftrunken, als er sprach.

Er konnte eine dunkle Silhouette ausmachen, die vor seinem Bett stand und sich zu ihm hinunter beugte. Noch bevor er reagieren konnte, hatte der Amerikaner eine Handvoll seiner orangenen Mähne gepackt und zerrte ihn unsanft von seinem weichen Kissen, während er die kleine Nachttischlampe neben Schuldigs Bett einschaltete, die den Raum in mehr Schatten als Licht hüllte. Erschrocken riss der Jüngere die Augen auf und er klammerte sich an die starke Hand, die ihn in einem eisernen Griff hielt.

"Hör zu, Schuldig, ich werde mich nicht noch einmal wiederholen: SZ hat mich schon für morgen nach Europa beordert. Ich werde versuchen so schnell wie möglich wieder zurück zu kommen. Bis dahin bist du für Nagi verantwortlich."

Große blaue Augen blickten ihn fragend in dem spärlichen Licht an, als der Ältere seine Haare wieder losließ. Schuldigs Hand legte sich instinktiv an die Stelle, wo der Schwarzleader an seinen Haaren gerissen hatte. Er wusste, dass Crawford gelegentlich etwas schroff war, doch er hatte ihn noch nie mit solcher Rücksichtslosigkeit behandelt.

Crawfords Gesicht sah angespannt aus, seine ganze Körperhaltung war verkrampfter als sonst. Was den jungen Telepathen jedoch am meisten beunruhigte, war dieser undeutbare Blick in den kaffeebraunen Augen des Schwarzleaders. Für einen kurzen Moment glaubte er, er könne einen Hauch von Angst und Ruhelosigkeit darin erkennen.

Irgendetwas war vollkommen schief gelaufen. Die Frage war jetzt nur, wie hoch der Schaden war.

Bevor es dem Jüngeren gelang seine Gedanken zu ordnen, hatte der andere bereits sein Schlafzimmer wieder verlassen. Bahrfuß und nur mit einem ausgewaschenen Hemd und Boxershorts bekleidet, folgte der Deutsche ihm. Er konnte nicht so einfach wieder zurück in sein Bett und weiterschlafen, nicht nachdem, was er in den Augen des Älteren gesehen hatte.

"Brad, was ist los? Haben sie gesagt, was sie wollen?"

"Crawford", berichtigte ihn der Schwarzleader, als er nach seinem Koffer griff. "Ich werde mich um diesen... Zwischenfall kümmern."

Gänsehaut kroch über Schuldigs ganzen Körper. Er wusste nicht, ob es an seiner spärlichen Bekleidung lag, oder an dem, was Crawford gesagt, oder besser nicht gesagt hatte. Brad Crawford wich keinen Fragen aus. Brad Crawford war auch nicht nervös, oder hatte vor irgendetwas Angst. Und doch traf soeben all das auf ihn zu.

"Wissen sie vom ihm?" Schuldig nannte Nagis Namen nicht, sie wussten beide wer gemeint war.

Für wenige Augenblicke standen sich die beiden älteren Schwarz schweigend gegenüber, Crawford hatte dem Jüngeren noch immer den Rücken zugewandt. Der sanfte Lichtschein, der von Schuldigs Zimmer über den Flur fiel, ließ den Schwarzleader in seinen dunklen Übermantel unnahbarer als jemals zuvor erscheinen. Es geschah selten, dass Schuldig in ihm mehr als nur einen verbohrten, spießigen Yuppie mit dem Hang alles kontrollieren zu wollen sah, aber dies war einer dieser seltenen Momente. Der Deutsche kannte niemanden mit mehr Macht oder einer Größeren Selbstkontrolle als Crawford, er sah aber auch den Abgrund, an dem der Ältere wandelte. Und ihm war bewusst, dass, wenn Crawford stürzen sollte, er den Rest von Schwarz mitreißen würde.

"Ich denke nicht, dass sie von ihm wissen. Ich es hoffe nicht." Die selbstsichere Stimme des Amerikaners klang nachdenklich, als er schließlich sprach. Unbeweglich stand Crawford vor der geschlossenen Eingangstür, seine Hand lag auf der schweren Türklinke. Er rang mit sich selbst. "Wenn du in den nächsten 5 Tagen nichts von mir hörst, verschwinde von hier."

Er warf einen letzten Blick über seine Schulter - der Amerikaner wusste selbst nicht einmal warum er es tat - und was er sah, ließ ihn für einen kurzen Moment inne halten. Vor ihm stand einfach nur ein Junge in einem viel zu knappen Shirt und in dünnen Boxershorts, die seine viel zu helle Haut nur spärlich bedeckten. Er hatte seine Arme um sich geschlungen um sich vor der Kälte des unbeheizten Raumes zu schützen. Es viel Crawford in diesem Augenblick nicht schwer das in dem jungen Deutschen zu sehen, was er eigentlich war: Schuldig war fast noch ein Kind. Mit diesen wilden orangenen Haaren, diesem schlanken Körper, der ihn fast schon zerbrechlich wirken ließ, und den tief blauen Augen, die noch immer unnachgiebig auf ihn gerichtet waren, verdrängte er jeden Gedanken in Crawford an den gewissenlosen Killer mit dieser besonderen Fähigkeit. Aber er wusste es besser, nicht wahr? Er wusste, wer der Deutsche wirklich war; er musste es besser wissen, denn er hatte seine Taten gesehen.

Ohne noch einen weiteren Moment zu verlieren, verließ Crawford das Appartement.

Schuldig stand noch immer regungslos in Mitten des langgestreckten Flurs. Hatte er die wenigen Gedankenfetzen, die er von dem Älteren aufgeschnappt hatte, richtig interpretiert? Es erstaunte ihn, wie Crawford nach allem, was er gesehen und erlebt hatte, jemanden wie Schuldig noch für einen unschuldigen Jungen halten konnte; auch wenn es nur für den Bruchteil einer Sekunde war. Seine Gedanken überschlugen sich regelrecht, was er aus dieser Information machen konnte. Schuldig hatte nicht viel von Crawfords Gedanken auffassen können, doch was er gesehen hatte, war für ihn mehr als genug, um dem Puzzle, dass sich Brad Crawford nannte, ein neues Teil hinzuzufügen.

Ein plötzliches Gähnen erinnerte ihn daran, zu welcher gottlosen Stunde er allein in dem kaum beleuchteten Flur stand und über Dinge nachdachte, die eigentlich Zeit bis zum nächsten Tag hatten. Mit einem fast unmerklichen Grinsen ging er wieder zurück in sein Zimmer. Die nächsten Wochen sollten interessant werden...was Schuldig damals nicht ahnte, war wie interessant sie wirklich werden sollten.

~~~

Ein Gefühl des Deja-vú stieg in Schuldig hoch, als er das zweite mal in dieser Nacht erwachte.

"Schuldig-san."

Diesmal war es kein Tritt gegen das Bett, was mit dem Rufen seines Namens kam, sondern ein leichtes Rütteln der Matratze.

Sein Zimmer war inzwischen in das tiefe Purpur der ersten Sonnenstrahlen gehüllt, die sich erbarmungslos den Weg unter seine geschlossenen Lider bahnten. Vergeblich versuchte er die Präsens Nagis zu ignorieren, während er sich immer tiefer unter seiner Bettdecke verkroch. Ohne Erfolg. Der Jüngste Schwarz sagte unaufhörlich seinen Namen. Mit einem lauten Seufzen und einem Gähnen, das diesem folgte, setzte er sich schließlich auf und blickte auf die kleine Gestalt, die unruhig vor seinem Bett stand.

"Raus hier, Kleiner."

Er war kein geduldiger Mensch, besonders nicht - er warf einen kurzen Blick auf die Uhr auf der Kommode neben seinem Bett - früh um 7 Uhr, wenn der Rest der Welt sich für mindestens eine halben Stunde mehr in seinen Betten verkroch. Ohne auf die Antwort des jüngsten Schwarz zu warten, schloss der Deutsche erneut seine Augen und vergrub sein Gesicht in dem weichen Federkissen.

"Schuldig-san." Die sanfte Stimme wurde nachdrücklicher.

"Was?!"

Mit einer unwirschen Bewegung rollte sich Schuldig an den Rand des Bettes und schwang seine langen Beine über die Bettkante. Vor ihm stand Nagi mit einer dünnen Decke um seine Schultern gewickelt und seine Hände auf der Matratze gestützt.

"Wo ist Brad?" Nagis Stimme war kaum zu hören, als er diese Frage stellte.

Erstaunt blickte der Deutsche den Jungen vor sich an. Hatte er soeben richtig gehört? Crawford ließ es zu, dass dieser 10 jährige Scheißer ihn bei seinem Vornamen nannte?

"Brad?" Der Name rollte wie Honig über seine Zunge.

Nagi nickte nur, er schien gegenüber Schuldigs Reaktion auf diesen Namen blind zu sein.

"Er kümmert sich um einige Angelegenheiten auf der anderen Seite dieser Erde."

Prüfend schaute Schuldig den Jungen Japaner vor sich an. Er brauchte nicht einmal seine telepatischen Fähigkeiten, um die Enttäuschung in Nagis Augen lesen zu können. Der Amerikaner hatte nach so wenigen Tagen schon so eine Bedeutung in Nagis Leben, dass es dem jungen Telepathen fast schon übel wurde, wenn er bedachte, was für ein skrupelloser Bastard der Schwarzleader wirklich war.

Seine Neugier war dennoch geweckt, er wollte wissen was hinter dieser scheuen, kindlichen Fassade lag. Ihm war fast schon egal, was das für den Jungen hieß. Er konnte nichts dafür, es lag einfach in seiner Natur neugierig zu sein.

Langsam beugte er sich soweit vor, dass sein Gesicht auf gleicher Höhe des Jüngeren war. Große dunkelblaue Augen starrten ihn fragend an, als Schuldig behutsam seine Hand ausstreckte und sie in die ungekämmten, braunen Haare vergrub. Nagi wich nicht zurück, sein Blick aber zeigte die Unsicherheit und Unschlüssigkeit, die in seinem Inneren herrschten.

"Sag mir, Chibi, wo hat dich Crawford gefunden?" Er lies ein paar Strähnen der braunen Haare durch seine Finger gleiten, als er sprach. Es war eine seltsam beruhigende Geste.

"Auf der Straße." Nagi hatte das Gefühl, dass er noch was sagen müsste. Er wusste, dass der Deutsche mit dieser simplen Antwort nicht zufrieden sein würde. "Er hat mich gerettet", meinte er schließlich leise.

Schuldig lies bei diesen Worten seine Hand von Nagis Kopf sinken. Er hasste diese Worte; sie waren so leichtfertig gesprochen, sie waren voller Naivität und Unschuld. Doch woher sollte der Kleine die Wahrheit kennen? Es war Crawford so einfach gefallen ihn zu blenden und Nagi in dem Glauben zu lassen, dass sein jetziges Leben einem wunderschönen Märchen gleichen sollte. Schuldig kannte es selbst nur zu genau, er wusste wie süß Crawfords Worte sein konnten. Es war so leicht dem Amerikaner zu glauben. Brad, der Retter der Menschheit.

Erst als er den fragenden Blick des jungen Japaners sah, wurde ihm bewusst, dass er die letzen Fetzen seiner Gedanken laut ausgesprochen hatte. Bevor der junge Japaner jedoch seinen Kommentar hinterfragen konnte, sprach Schuldig weiter:

"Nagi-chan, ich werde dir heute etwas wichtiges zeigen."

Sein Gesicht zierte das übliche Grinsen, als er die Verwirrung in den Augen des Telekineten sah. Er würde dem Jungen zeigen, was es hieß ein Schwarz zu sein. Er würde ihm diese kleine amüsante Illusion rauben, die er momentan sein Leben nannte. Vielleicht war er unfair dem 10 Jährigen gegenüber, vielleicht auch vollkommen herzlos, aber das war nichts, was ihn sonderlich überraschte. Er war kein Heiliger; genauso wenig wie Crawford.

"Wir werden heute einen kleinen Ausflug machen, Nagi. Mach dich solange fertig, während ich hier... auf dich warte."

Zögerlich kam Nagi den Worten des Älteren nach und er verließ das Zimmer. Schuldig wusste nicht wie viel Zeit ihm noch blieb, bis der Jüngere ihn erneut den letzten Nerv rauben würde, aber er plante jede Sekunde davon auszunutzen. Zufrieden schloss er die Augen und ließt sich rückwärts auf sein Bett fallen.

Seine letzten Gedanken, bevor er wieder einschlief, galten dem Tag, der vor ihnen lag: Es fiel ihm schon fast lächerlich leicht den Telekineten aus seiner Illusion zu reißen. Es war nicht so, dass er sein Gewissen vermisste, doch irgendwie hatte er gedacht, vielleicht sogar gehofft, dass das Ganze eine größere Herausforderung werden würde.

Ihm verband nichts weiter als oberflächliche Sympathie mit dem jungen Japaner. Seine Beziehung zu ihm erinnerte Schuldig ein wenig an das, was er mit Crawford teilte. Doch es gab etwas, was er mit niemanden außer Crawford verband: Vertrautheit. Und vielleicht lag genau darin der Unterschied zwischen dem 10 jährigen Japaner und dem 22 Jährigen Amerikaner

~~~

Zwei Stunden später gingen die beiden Schwarz eine alte, dreckige Straße entlang, die in einem der schlechtesten Viertel Tokyos lag und mehr über die Menschen aussagte, die dort lebten, als es der Bericht eines Sozialarbeiters je hätte tun können. Nagi drängte sich immer dichter an den älteren Telepathen, als sie in eine dunkle Nebenstraße einbogen. Das einzige, was der 10 Jährige hören konnte, war sein rapider Atem und die Schritte der beiden, die in der kleinen Gasse widerhallten. Die Straße schien menschenleer zu sein, doch Nagi konnte die Blicke der anderen auf seiner Haut fühlen. Er wusste, dass sie da waren und ihn beobachteten.

"Deine Freunde?" Schuldig lies seinen Blick über die dunklen Ecken der Häuser und Mauern gleiten, als er sprach. Kaum erkennbare Gestalten huschten wie Schatten zwischen Mülltonnen, heruntergekommenen Eingängen und den schäbigen Betonwänden der mehrstöckigen Wohnhäuser umher.

Es hatte ihn nicht fiel Mühe gekostet die fast schon aufdringlichen Gedanken der Menschen aufzuschnappen, die hier lebten. Die meisten von ihnen kannten Nagi; sie kannten den schüchternen, verschlossenen Jungen mit den sonderbaren Fähigkeiten.

"Was willst du hier?"

Erschrocken drehte sich Nagi um, als er diese Stimme hörte. Hinter den beiden Schwarz stand ein dunkelhaariger Teenager, der unnachgiebig den jungen Telekineten anstarrte. Der Junge war kein Fremder für Nagi, er wusste nur zu gut, wozu der andere in der Lage war. Ohne, dass er sich dem wirklich bewusst war, klammerte er sich an Schuldigs Jacke.

Immer mehr Menschen scharrten sich um die beiden.

"Er ist der Sohn des Teufels", meinte plötzlich eine ältere Frau mit lauter Stimme.

"Der Sohn des Teufels?" Schuldigs Stimme schnitt wie ein Messer durch das Gemurmel der Menschenmenge.

Der Telepath hatte sich bis jetzt zurückgehalten, er war erstaunt und fasziniert zugleich von der Wirkung, die Nagis reine Anwesenheit aus diese Leute hatte. Mit einem diabolischen Grinsen ging er langsam auf die Frau zu. Er studierte sie für einige Sekunden, bevor er sich zu ihr hinab beugte und allein für sie hörbar in ihr Ohr flüsterte:

"Vielleicht ist er das."

Im nächsten Augenblick hörte man nur noch das entsetzte und schmerzerfüllte Schreien der Frau, als sie mit weit aufgerissenen Augen zu Boden sank.

// Was hast du getan? // Fragte Nagi zögerlich, als er begriff, was soeben geschehen war.

// Dir geholfen eine Rechnung zu begleichen. //

Die meisten der Anwesenden waren bereits aus Angst geflüchtet; die wenigen, die trotz Schuldigs kleiner Demonstration seiner Fähigkeiten geblieben waren, wurden mit Hilfe einer kleinen telepathischen Suggestion dazu "überredet" ebenfalls zu gehen. Nur einer blieb: der dunkelhaarige Junge, der die beiden als erstes angesprochen hatte. Auch das war das Werk des Telepathen, er hatte den Willen des Jungen vollkommen unter seiner Kontrolle.

Schuldig legte eine Hand auf die Schulter des jüngsten Schwarzmitgliedes, dessen Augen starr auf diese Person aus seiner Vergangenheit gerichtet war, bevor er sprach:

"Wie ist sein Name?"

"Masao." Es war ein leises Flüstern, als er den Namen des Teenagers sagte.

"Er hat dir weh getan, nicht war?"

Nagi nickte nur.

"Was fühlst du, wenn du ihn siehst?"

Der Telekinet war sich nicht sicher, was er fühlte: Hass, Abscheu, Angst, Wut, Verzweiflung...

Masao war sein persönlicher Alptraum. Und nun stand er hier vor ihm; wehrlos und allein.

"Erinnere dich daran, was er dir angetan hat", hörte er Schuldigs Worte dicht an seinem Ohr.

Nagi erinnerte sich. Wie konnte er je vergessen. Es war so einfach Masao zu hassen.

Dank ihm hatte er zu viele Nächte schlaflos verbracht, die drei dünnen, hellen Narben, die schräg über seinen linken Unterarm verliefen, waren eine konstante Erinnerung daran, was der Jugendliche mit ihm gemacht hatte. Er verabscheute Masao, er hasste ihn von ganzem Herzen.

Plötzlich fühlte Nagi ein wohlbekanntes vibrieren in seinen Fingerspitzen. Er wusste, was passieren würde. Zu oft hatte er schon dieses Gefühl erlebt. Es war sein Fluch, der bis jetzt nur Unheil in seinem Leben gebracht hatte. Menschen mieden ihn aus Furcht und Unverständnis, sie nannten ihn die Brut des Teufels und einen Dämon. Unbewusst spannte sich jeder Muskel in seinem Körper an. Nagi wollte nicht, dass es wieder passierte. Er hatte gesehen, was passierte, wenn er seine Kräfte nicht unter Kontrolle hatte.

Nagi spürte plötzlich den warmen Atem des Telepathen an seiner Wange. Es war sonderbar, aber aus irgendwelchen Gründen empfand er die Nähe des Telepathen nicht als unangenehm.

"Unterdrücke es nicht." Schuldig legte eine Hand auf seine Schulter, als er sprach.

Er flüsterte bedeutungslose Worte in das Ohr des Telekineten. Ein kurzer Blick in die Gedankenwelt Nagis verriet Schuldig in welchem Zwiespalt er sich befand. Der junge Japaner wollte niemanden mehr verletzen und ängstigen, doch sein Hass auf Masao war zu groß. Seine Gedanken waren noch voller Unschuld und kindlicher Naivität, doch unter all dem schlummerte eine Dunkelheit, die mit jeder Sekunde wuchs.

Im nächsten Augenblick hörte man nur noch das Geräusch von brechenden und zersplitternden Knochen, dass in Nagis Ohren zu laut widerhallte, als Masaos Körper an einer der dreckigen Betonwände regelrecht zerschmettert wurde.

Wer auch immer sagte, dass Rache keine innere Befriedigung brachte, war ein verdammter Heuchler. Dies waren die einzigen Gedanken des Deutschen, als er das Bild vor sich betrachtete.

Schwer atmend blickte er auf sein blutiges Werk. Die leblosen Augen Masaos schauten Nagi starr an, Entsetzen war noch deutlich in das Gesicht des Straßenjungen geschrieben. Der 10 jährige (<= hier würde ich wieder 'Nagi' hinschreiben, sonst verwirrst du.) wusste, was er getan hatte, er wusste auch aus welchen Gründen er es getan hatte. Es war Mord; der junge Japaner hatte einen anderen Menschen getötet.

"Willkommen bei Schwarz, Kleiner."

Nagi reagierte auf die Worte nicht, sein Blick war unentwegt auf den toten Körper vor sich gerichtet. Für einen kurzen Moment fürchtete Schuldig, dass seine Entscheidung den Jungen die wahre Natur Schwarz' zu zeigen ein Fehler war.

Doch es war keine Reue, die der Deutsche in Nagis Gedanken sah, es war vielmehr eine Art süße Bitterkeit. Der jüngste Schwarz hatte einen entgültigen Abschluss mit seiner Vergangenheit gefunden. Für ihn stellte sich nun die Frage was noch blieb und welchen Preis er dafür zahlen müsste.

"Wir müssen gehen," unterbrach der 16 Jährige seine Gedanken, als er ihn ungeduldig von der blutigen Szenerie wegzerrte.

Mit schnellen Schritten gingen beide die dunkle Seitengasse entlang. Es würde nicht mehr lange dauern und die Umgebung würde von Polizisten nur so wimmeln. Schuldig machte sich weniger Sorgen um die Anwesenheit der Gesetzesvertreter oder um die Aussagen der Zeugen, als vielmehr über Nagis Reaktion auf das kommende Durcheinander.

"Schuldig!" Dieses eine Wort schnitt plötzlich durch die Stille der Straße.

Der junge Telepath erstarrte, als er diese Stimme hörte. Er hatte sie zu oft in den letzten 5 Jahren gehört, als dass er sie hätte vergessen können. Zögerlich drehte er sich um.

Nagi erstarrte ebenfalls, als er die Furcht und die Antipathie in den blauen Augen des Deutschen sah.

"Wer ist das?"

"Rosenkreuz."

~~~~~

Notes:

Yuppie {'ja.pi, auch: 'ju.pi}, (engl.), abschätzige Bez. für erfolgsorientierten, kinderlosen, mod. gekleideter, karrierebewußten jungen Aufsteiger oder Jungunternehmer. ("Brad Crawford" hat die gleiche Definition)

Hab das hier allein für dich rausgekramt, meine süße Farfan ^^

Fortsetzung, keine Fortsetzung, interessiert sich überhaupt noch jemand dafür? Hat jemand nen Vorschlag für ein Pairing? Fragen über Fragen...