Weiss Kreuz Fan Fiction ❯ Meine schlimmste Mission ❯ 1. Opfer: Yohji Kudo ( 1. Teil) ( Chapter 1 )

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Meine schlimmste Mission - 1. Opfer: Yohji Kudo

"Unter Schwestern - 1. Teil"

"Oh nein! Nein! Asuka, in das Ding kriegen mich keine 10 Pferde! Vergiß es, das zieh ich nicht an!" rief Yohji.

"Stell dich nicht so an. Was bist du? Mann oder Maus?" fragte Asuka ärgerlich.

In der Hand hielt sie den Grund für Yohjis Reaktion: ein Stück schwarzen Stoff der, voll entfaltet, sich als Nonnentracht entpuppte.

"Mann, und deshalb weigere ich mich auch, dieses Ding anzuziehen!" erwiderte der Privatdetektiv heftig.

"Erstens, Yohji, ist das kein Ding sondern eine Nonnentracht und zweitens wird dir gar nichts anderes übrig bleiben, weil wir den Auftrag von Frau Masamura bereits angenommen haben und die Spur nun mal ins Konvent führt," argumentierte seine Partnerin.

"Ja aber warum muß gerade ich dieses Nonnending anziehen. Warum nicht du? Du bist eine Frau und für Frauen wurde das Ding ja schließlich auch gemacht."

Asuka seufzte. Manchmal war ihr Partner wirklich gerade zu kindisch. "Ich ziehe die Tracht doch auch an. Wir gehen zusammen in den Konvent. Und da Männer dort keinen Zutritt haben schmuggeln wir dich eben als Frau rein. Und jetzt zieh die Tracht bitte an, ich will sehen ob sie paßt," sagte sie ruhig.

"Aber Asuka," protestierte Yohji verzweifelt, verstummte aber schnell als Asuka ihm wortlos die Kutte hin hielt.

"Fein.. immer auf die Kleinen," murmelte er und verschwand schmollend im Badezimmer.

Kichernd beobachtete Asuka, wie die Tür sich schloß, dann widmete sie sich wieder den gefälschten Papieren, die sie auf der Straße erstanden hatte. Sie versuchte, nicht laut los zu lachen, als sie noch einmal Yohjis gefälschten Personalausweis in die Hand nahm und versonnen auf den Namen starrte.

Schon kurz darauf kam Yohji wieder aus dem Badezimmer. Die schwarze Tracht hing schlaff an ihm herab und ließ ihn um einiges größer und dürrer erscheinen als er eigentlich war. Asuka kicherte leise vor sich hin.

"Na, das sieht doch gar nicht mal so schlecht aus. Ein bißchen flach vielleicht, aber daran kann man ja noch arbeiten. Und, wie gefällst du dir?" fragte sie.

"Von gefallen kann ja wohl nicht die Rede sein... Asuka, muß das wirklich sein?" fragte Yohji weinerlich.

"Ja!" kam die prompte Antwort. "Hier sind deine Papiere. Dein Name ist Kimusume Edogawa, du bist eine Nonne aus Hokkaido," erklärte Asuka als sie ihrem Partner den Ausweis und etwaige andere Identifikationspapiere in die Hand drückte. "Kimu-was?"

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"Kimu-was?" fragte Schuldig.

"Ki - Mu - Su - Me," antwortete Yohji, wobei er entnervt die Silben betonte. Ken kicherte.

"Sag mal, Yohji, heißt das nicht ...?" fing er an.

"Ja," sagte Yohji durch zusammengebissene Zähne.

"Balinese, dein Blick ist ja mörderisch! Ich kann zwar ganz gut japanisch, aber irgendwie kenne ich das Wort nicht. Kannst du es mir vielleicht schnell erklären?" spöttelte der Telepath.

"Jaja, reib ruhig noch etwas Salz in meine Wunden, elender Bastard," murmelte Yohji vor sich hin. "Der Name bedeutet "Jungfrau" oder"unschuldige junge Frau", so was in der Art," erklärte er langsam.

"So so, ‚Jungfrau`.. der Name paßt aber sehr gut zu Dir," grinste ihn Schuldig an.

"Ja und dann?" fragte Omi.

"Ja und dann.... hat Asuka dafür gesorgt, daß ich wie eine Frau aussehe."

-_-_-_-_-_-

"Was?! Das kannst du nicht von mir verlangen! Asuka, das ist unmenschlich! Asuka... Asuka-Chan bitte nicht.... alles, aber bitte nicht das. Tu mir das nicht an," winselte Yohji vor sich hin.

Asuka war hin und her gerissen zwischen lachen und Bedauern. Da kniete doch wahrhaftig ein erwachsener Mann vor ihr, nur mit seiner Unterwäsche bekleidet und die Hände in einer flehenden Geste erhoben. Tief grüne Augen sahen sie mit einem Ausdruck an, der Steine zum Weinen gebracht hätte.

"Yohji, wie oft muß ich es dir denn noch sagen: Du sollst als Frau in das Konvent gehen und wir wissen nicht, wie lange dieser Auftrag dauern wird. Es ist die einzige Möglichkeit die ich sehe. Außerdem, so wie ich dich kenne, würdest du nach dem zweiten Tag schon wieder vergessen, es nachzuholen. Nein, das hier ist die beste Methode," sagte sie ruhig und deutete auf ein Töpfchen, in dem eine dampfende Substanz ruhig vor sich hin köchelte.

"Aber das tut doch weh," versuchte Yohji das drohende Unheil abzuwenden.

"Ja, aber dafür hält es mindestens einen Monat. Wachs ist einfach besser als rasieren um lästige Körperbehaarung zu entfernen und als Mann hast du natürlich recht viel davon. In deinem Fall zwar sehr helle, aber trotzdem immer noch viele Haare," antwortete seine Partnerin seelenruhig.

Das sie in Wahrheit Schwierigkeiten hatte, sich das Lachen zu verkneifen sah man ihr zum Glück nicht an. Und um nicht doch noch in Versuchung zu geraten widmete sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem Wachstopf auf dem Herd.

Yohji schüttelte sich kurz. Wachs. Selbst er als Mann und Schürzenjäger erwartete nicht, daß eine Frau seinetwegen ihre Beine mit Wachs enthaarte. Verlange nichts von dem anderen Geschlecht, was du nicht selbst bereit bist, zu tun, war seine Maxime. Gerade wollte er dieses Argument in das Gespräch einbringen, da stand Asuka schon vor ihm, den Topf in der Hand.

"Der Wachs ist fertig. Wir können anfangen."

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"Sie hat dir die Beine enthaart? Mit Wachs? Und du bist nicht abgehauen?" fragte Ken zweifelnd. Stumm schüttelte Yohji den Kopf.

"Wow..." flüsterte Omi offensichtlich schwer beeindruckt.

"Finde ich auch... ich mag diese Frau," sagte Aya leise. "Sie würde den Faulpelz mal richtig ans arbeiten bringen."

"Hey!" entfuhr es Yohji.

"Wirklich nur die Beine?" warf Nagi neugierig ein.

"Was?" fragte der blonde Mann perplex.

"Hat sie dir wirklich nur die Beine enthaart?" wiederholte der Junge.

"Ã"h.. also... naja," stotterte Yohji und wurde leicht rot.

"Das heißt dann wohl ‚nein`," sagte Crawford ruhig.

"Wo denn noch?" fragte Nagi.

"Also..."

-_-_-_-_-_-

"AAAUUUUUUUUUUUUUU!!!!!!!!!" schrie Yohji auf, als Asuka mit einer schnellen Bewegung die feine Wachschicht von seinem Kinn abriß.

"So, das war alles, glaube ich. Mal sehen... Beine, Arme, Handrücken und einen Teil des Gesichts - ja, das war es. Alles vorbei," sagte sie grinsend.

"Endlich..." stöhnte Yohji und rieb sich die wunde Haut am Kinn vorsichtig. "Dann sind wir jetzt fertig und einsatzbereit?" fragte er und griff nach seinen Zigaretten.

"Naja, fast. Auf die wirst du übrigens eine Weile verzichten müssen. In dem Konvent sind Zigaretten nicht erlaubt," sagte Asuka, während sie in einer großen Tasche kramte.

"Was? Kein Sex, kein Alkohol, keine Zigaretten - dürfen die überhaupt etwas, das Spaß macht?" fragte der halbnackte (A/N:*droool*) Mann ungläubig.

"Na klar. Beten, singen, Gartenarbeit... Bibel lesen..." begann seine Partnerin aufzuzählen. Dann sah sie auf und hielt ihm etwas entgegen das aussah, wie ein ordentlich zusammengefalteter, roter BH mit Spitzenbesatz. "Hier, der ist für dich."

Yohji stieß einen Pfiff aus. "Ui, Asuka-Chan, ich wußte gar nicht, daß du so was trägst.... aber Süße, ich bin auch ohne deine Einladung jederzeit gerne für dich da. Außerdem ziehe ich die Dinger sowieso lieber aus ..." sagte er grinsend und spielte mit dem roten Kleidungsstück.

Asuka lachte kurz auf. "Das ist mir wohl bekannt. Der BH ist aber dafür, daß du ihn anziehst damit wir dir eine weibliche Brust formen können. Probier ihn doch mal an, ja?" erwiderte sie lieblich.

Das verführerische Lächeln erstarb auf Yohjis Lippen und gehorsam zog er den BH an - oder viel mehr: versuchte es.

"Asuka... wie zieht man das an?" fragte er nach einer Weile kleinlaut. Um Yohjis Willen behielt die junge Frau diesmal jeglichen Kommentar für sich. Sticheleien darüber, daß er wohl nur genug von BHs verstand um sie auszuziehen würden dem ohnehin schon schwer angeknacksten Ego ihres Partners wahrscheinlich den Rest geben. "So... und jetzt noch die Füllung..."

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"Interessant... womit habt ihr den BH denn gefüllt? Tennisbälle? Socken?" fragte Ken neugierig.

"Tennissocken, die mit Watte gefüllt waren. Asukas Idee, nicht meine," antwortete Yohji knapp. Er bedauerte jetzt schon, mit dieser Geschichte angefangen zu haben.

"Verstehe.. für den "Soft Touch", hab ich recht?" stichelte Schuldig. Er hatte die Gedanken und Erinnerungen Yohjis durchforstet. Der Gesichtsausdruck des ältesten Weiß zeigte ihm, daß er einen wunden Punkt getroffen hatte.


"Sozusagen," erwiderte Yohji langsam und fuhr mit seiner Geschichte fort.

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"Willkommen, Schwester Kimusume, Schwester Asuka, wir sind froh, Sie in unserem Konvent begrüßen zu dürfen. Ich bin Schwester Hiromi und leite den Chor.", begrüßte die alte Nonne sie. Sie war klein, dürr und faltig und einige schneeweiße Strähnen lugten unter ihrer Kopfbedeckung hervor. "Vielen Dank für den herzlichen Empfang, Schwester Hiromi," sagte Asuka und verbeugte sich leicht vor der Nonne. Yohji tat das selbe und lächelte Schwester Hiromi so unschuldig wie ihm nur möglich war, an. Sie gab ihm jedoch einen strengen Blick, den Yohji auf sein Schweigen zurückführte.

"Bitte seien sie Schwester Kimusume nicht böse, aber sie hat erst kürzlich ein Schweigegelübde abgelegt.", half Asuka aus. Das Gesicht der Schwester hellte sich sofort auf. "Ein Schweigegelübde? Nein, wirklich? Davon hat mir ja gar keiner was gesagt! Sagen sie, wofür schweigen sie denn, Schwester? Ach, sie dürfen ja nicht antworten," fragte die Alte neugierig. "Schwester Kimusume schweigt für.. Moral und Anstand. Sie ist der Auffassung, daß es zu viele junge Menschen gibt, die sich der Maßlosigkeit, Wollust, Gier und anderen Sünden hingeben."

Schwester Hiromi schüttelte nur den Kopf und lächelte Yohji warm an. "Das ich das noch erleben darf. So jung.. Aber kommen sie, meine Lieben. Ich stelle sie nun der Mutter Oberin vor. Und keine Angst, Schwester Kimusume. Ich werde schon dafür Sorge tragen, daß sie sich gut einleben werden ohne ihr Gelübde zu brechen. Und wenn etwas sein sollte, ich bin immer für sie da."

Die Mutter Oberin war eine große, hagere Frau und Yohji war dankbar dafür, nicht mit ihr reden zu müssen. Ihre Miene war streng und säuerlich, die Haut leicht gelblich und ihre Stimme so angenehm wie das Kratzen einer Gabel auf einer Schiefertafel. Ein Blick genügte Yohji um zu sehen, daß diese Frau die Führungsqualitäten und Methoden eines GeStaPo-Offiziers besaß.


"So so, daß sind also unsere Neuzugänge. Wie waren noch mal die Namen?" fragte die Oberin. "Mein Name ist Schwester Asuka und dies ist Schwester Kimusume," antwortete Asuka. "Ich bin mir sicher, Schwester Kimusume kann sich auch selbst vorstellen," bemerkte die Nonne spitz. "Schwester Kimusume hat ein Schweigegelübde abgelegt, werte Mutter Oberin," sagte Asuka leise. Yohji hielt dem prüfenden Blick der Frau nur stand, weil er sich ständig ausmalte wie gut Asuka wohl in dem roten BH aussehen würde, den sie ihm geliehen hatte. "Nun gut.. herzlich willkommen in unserem Konvent."

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Schuldig grinste Yohji breit an. Im Gedanken wappnete dieser sich gerade gegen eventuelle weitere Sticheleien des Deutschen als sich ein drahtiger Körper neben ihm nieder ließ.

"Du. Im Konvent. Unter Gottes auserwählten Töchtern. Ein Wolf unter Schafen... ist das wahr?" fragte der Ire leise.

Yohji nickte nur stumm. Ein fast unheimliches Leuchten trat in die Augen, d.h. das eine sichtbare Auge des jungen Mannes und sein Gesicht wandelte sich in eine Grimasse der Verzückung als er einen Arm um Yohjis Schulter legte und erwartungsvoll flüsterte: "Erzähl mir mehr, mein Freund."

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Die junge Schwester, die Yohji den Weg in seine Zelle zeigte, war ein sehr gesprächiges Mädchen von gerade mal 16 Jahren. Yohji fragte sich insgeheim, was so ein junges Ding ins Kloster trieb.

"Ja, und dann gibt es da noch Schwester Diana, unsere Köchin. Sie kommt aus Europa und sie ist sehr schön. Einmal habe ich gesehen, wie sie ihre Tracht abgelegt hat und im See geschwommen ist. Der Herr hat sie mit unglaublicher Schönheit gesegnet! Aber sie findet sich nur schwer ein in die Regeln dieses Konvents. Sie ist auch erst seit 6 Monaten hier, weißt du. Stört es dich, wenn ich du sage?" fragte sie. Stumm schüttelte Yohji den Kopf. "Schwester Dianas Gehilfin war Schwester Sakura, der Herr sei ihrer Seele gnädig. Schwester Sakura wurde tot im See gefunden, vor gerade mal 3 Wochen. Ach es war schrecklich!"


Das war Yohji wohl bekannt. Schwester Sakura Kisugi war schließlich der Grund, warum er hier war. Die junge Frau, die eigentlich Sakura Masamura hieß und die Nichte von Akiko Masamura war, hatte vorgehabt, das Kloster zu verlassen um bei ihrer Tante zu leben. Frau Akiko Masamura war die Ehefrau eines reichen Juweliers und hatte nach einem Familienstreit den Kontakt zu ihrer Schwester verloren, die einige Jahre später verstarb. Als sie von dem Tod ihrer Schwester erfuhr, wollte sie, von Reue und Trauer erschüttert, wenigstens ihre Nichte Sakura wiederfinden und als Zeichen der Versöhnung in ihr Haus aufnehmen. Der Zufall wollte es, das Frau Masamura ihre Nichte in dem Kloster wiederfand, für das ihr Mann gelegentlich spendete und in dessen Auftrag er oft wertvolle Schmuckstücke zur Verzierung des Altarraums anfertigte.

Schwester Sakura war einverstanden und laut Frau Masamura sogar glücklich gewesen, wieder in das Haus ihrer Familie zurückzukehren, nicht als Nichte sondern als adoptierte Tochter des Paares. Aber an dem Tag, an dem Schwester Sakura das Kloster verließ, verschwand sie um eine Woche später tot in dem See, der zum Kloster gehörte, aufzutauchen. Die Polizei stellte bald die Ermittlungen ein, da sie keine Spuren mehr fand. Nur Frau Masamura war willens, weiter nach dem wahren Grund für den gewaltsamen Tod ihrer Nichte zu forschen. ‚Und genau darum bin ich hier,` dachte Yohji.

Die junge Schwester stoppte an einer hölzernen Tür und schloß diese auf. "Dies ist deine Zelle. Meine ist leider in einem anderen Flügel, aber direkt neben dir schlafen Schwester Kaori und Schwester Diana. Du wirst sie bestimmt mögen. Hoffentlich kommt dich Sakura nicht heimsuchen," sagte das Mädchen kichernd. Auf seinen verdutzen Blick antwortete sie Yohji nur: "Das war ihre Zelle, weißt du. Ich muß jetzt gehen. Bis später, Kimusume!"

Den Schlüssel für die Zelle legte das Mädchen, daß sich Yohji immer noch nicht vorgestellt hatte, auf eine Kommode. Dann verließ sie das Zimmer und Yohji schloß leise die Tür hinter ihr. Er seufzte und machte sich dann daran, seinen "Alibi-Koffer" auszupacken und Kimusumes Habseligkeiten in der Kommode zu verstauen. Als erstes nahm er eine Stange Zigaretten aus seiner Tasche - sie war ganz unten versteckt gewesen - und sein Feuerzeug, um ein passendes Versteck zu finden. Gerade hatte er beides unter dem Bett verstaut - das sicherste Versteck, daß er finden konnte - da klopfte es an seiner Tür. "Hallo, hier ist Schwester Kaori! Darf ich rein kommen?", fragte eine höfliche Frauenstimme. Yohji, der ja nicht sprechen durfte und darum nicht antworten konnte, wartete einfach ab, was die Schwester auf der anderen Seite der Türe tun würde. Einen Moment später wurde die Türe vorsichtig und fast geräuschlos von außen aufgedrückt. "Hallo?" fragte die Frauenstimme und ein Kopf lugte hinter der Tür hervor.

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Yohji seufzte kurz auf.

"Und welche Schwester war das?" fragte Omi neugierig.

"Kaori," antwortete der Ex-Detektiv. "Ich dachte ja die Kleine, Schwester Kimie, wäre gesprächig, aber diese Kaori hat wirklich den Vogel abgeschlossen."

"Ist sie wichtig?" fragte Aya.

"Hm? Was meinst du?" hakte Yohji nach.

"Ob Schwester Kaori wichtig für den Fall ist," wiederholte der Rothaarige.

"Ja, sie.." begann Yohji, wurde aber von Ken unterbrochen.

"Nicht verraten! Ich will sehen ob ich auch so drauf komme," bat er und lächelte Yohji dabei auf eine Art an, die böse Zungen wahrscheinlich als "treudoof" beschreiben würden.

Der älteste Weiß nickte.

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"Nein, und ich kleines Dummerchen habe Schwester Kimusume für hochnäsig gehalten. Also das tut mir jetzt wirklich leid. Das wußte ich nicht. Ich hoffe sie nehmen mir das nicht übel, liebe Schwester. Aber sagen sie, wie gefällt es ihnen denn bei uns? Sicher, die Mutter Oberin ist etwas streng und manchmal etwas kaltschnäuzig, aber eigentlich ist sie ein Engel. Und Schwester Sakura die ja eine Waise war und in der Klosterschule aufwuchs, die die werte Mutter Oberin bis zu ihrer Versetzung hierher geleitet hat, sagte immer: "Die Mutter Oberin hat ein Herz, das mit Gold nicht aufzuwiegen ist und das heller leuchtet als alle Sterne am Himmel. Der Herr muß ihr den hellsten Stern seiner Schöpfung in die Brust gelegt haben." Naja, sie standen sich ja auch sehr nahe. Unsere Oberin hat Schwester Sakura nämlich in gewisser weise die Mutter ersetzt. Ach, aber sie war so ein entzückendes kleines Ding. Immer fröhlich und heiter. Und sie hatte eine wundervolle Singstimme. Engelshaft, sage ich ihnen, liebe Schwester. Es war ein großer Schock für uns alle, als der Herr sie plötzlich zu sich holte. Und das auf so grausame Art und Weise. Manchmal glaube ich, nicht der Herr hat sie zu sich geholt, sondern Luzifer konnte ihre Liebe zum Herrn und die Hingabe, mit der sie ihr Leben in seinen Dienst gestellt hatte, nicht länger ertragen und hat sie darum ihres Lebens beraubt..."

‚Diese Frau ist unglaublich` dachte Yohji bei sich. Seit einer viertel Stunde schon quasselte sie über Gott und die Welt - im wahrsten Sinne des Wortes - und schien keine Anzeichen von Müdigkeit zu zeigen.

Da Yohjis Ausdrucksmittel auf dumm grinsen und Kopf nicken beschränkt waren, war Rettung vorerst nicht in Sicht. Mit einem stillen Seufzer bat er den Herren dieses eine Mal um Beistand. Und tatsächlich, der Herr schien ein einsehen zu haben.

"Schwester Kaori?" fragte eine höfliche Stimme in diesem Augenblick.

Es war Asuka.

Sie zwinkerte Yohji kurz zu, dann fuhr sie fort: "Schwester Diana bat mich ihnen auszurichten, dass sie heute für den Küchendienst eingeteilt sind."

Die Schwester wirkte etwas verdutzt, bedankte sich jedoch mit einem Lächeln und entschuldigte sich.

"Danke," flüsterte Yohji leise und Asuka verließ grinsend den Raum.

Den Rest des Tages verbrachte er mit ausgedehnten Entdeckungsspaziergängen im Kloster, was jedoch durch die alltäglichen Gebetsstunden unterbrochen wurde. Er entdeckte eine ruhige und romantische Stelle im Klostergarten, die sicherlich bei jungen Verliebten sehr beliebt wäre, würde sie sich außerhalb der Klostermauern befinden. Yohji fand auch den kleinen Bootssteg, von dem aus Schwester Diana jeden morgen in den See sprang um ein paar Runden zu schwimmen und eine Krypta, die mit einem schiefen und verrosteten Eisentor versperrt war. Hinter dem Gemüsegarten war ein Kindergrab aus dem vorigen Jahrhundert versteckt und ein paar Meter davon entfernt war auch schon die Klostermauer.

Den Glockenturm und seine nähere Umgebung konnte er leider nicht mehr untersuchen, da die Sonne bereits unterging und Schwester Kaori schrill zum Abendessen rief. Yohji nahm sich vor, nach Einbruch der Dunkelheit dort nähere Untersuchungen anzustellen.

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"Und?" fragte Ken neugierig als Yohji eine kleine schöpferische Pause einlegte.

"So weit ich mich erinnern kann gab es unserem ersten Abend Bohneneintopf mit Speck.", antwortete der ruhig.

"Nein. Nicht doch. Der Glockenturm.", erwiderte Ken.

"Was soll damit gewesen sein?" fragte Yohji unschuldig. Ken seufzte verzweifelt.

"Gönnt dem alten Mann eine Pause," stichelte Schuldig, sichtlich enttäuscht als niemand von Weiß auf die Provokation einging.

Es war still im Aufzug geworden und auch stickig und warm. Selbst das flinke klicken der Tasten des Laptops hatte aufgehört. Es schien als hätten Omi und Nagi ebenfalls eine kleine Pause eingelegt. Über den Bildschirm gebeugt fachsimpelten sie über Java und Pascal und die Frage, warum jemand wohl eine Computersprachen benutzte, die heute kaum noch ein Mensch kannte.

"Bißchen warm hier drinnen, findet ihr nicht?" murmelte Yohji. Das andauernde Sprechen hatte ihn durstig gemacht.

"Das ist ein Lastenaufzug, Balinese. Er hat natürlich keine Klimaanlage. Und selbst wenn er eine hätte würde die bei unserem Glück eh nicht funktionieren.", antwortete Crawford ruhig.

Sein Jackett lag zusammengefaltet neben ihm und an einem Ende lugte die Krawatte hervor. Auch Aya hatte seinen Mantel abgelegt und Schuldig schien einer, bis dato Weiß verborgenen, exhibitionistischen Ader nachzugeben. Sowohl seine quietschgrüne Jacke als auch das helle Hemd, das er darunter getragen hatte, lagen neben ihm und ermöglichten durch ihr Fehlen den Blick auf den makellosen Oberkörper des Telepathen. Yohjis neidische Blicke blieben nur flüchtig an den Bauchmuskeln, die sich klar und deutlich unter der hellen Haut des Deutschen abzeichneten, hängen. Der Playboy fühlte sich etwas ertappt, als Schuldig ihm zuzwinkerte und ihm einen Kuß zuwarf. Das freche Grinsen des Schwarz entging ihm.

"Also.. wo war ich?", fragt Yohji nachdem er zum wiederholten Male einen Blick auf seine leere Zigarettenschachtel warf.

"Der Glockenturm," antwortete ihm Farfarello. Der Ire schien sich neben Yohji sichtlich wohl zu fühlen.

"Ach ja richtig.. dieser verdammte Glockenturm..."

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Es war bereits nach Mitternacht als Yohji seine Zelle verließ, eine Taschenlampe, Zigaretten und ein Feuerzeug in einem Bauchgürtel unter der Tracht versteckt. Normalerweise würde er so ein modisches Verbrechen nie begehen, aber er war gerade nicht in der Position, sich über Mode Gedanken zu machen.


Die Flure des Konvents waren leer und nur hier und dort brannten Kerzen vor Heiligenstatuen und Gemälden. Der Mond schien hell durch die Fenster und zeichnete zusammen mit dem flackerndem Kerzenlicht tanzende Schatten auf die Wände. Unbeirrt suchte Yohji das Seitenportal auf, von dem aus er direkt in den Gemüsegarten gelangen würde. Es kam ihm sehr gelegen, dass es auf dieser Seite des Klosters keine Schlafräume gab. Auch zum Glockenturm hin gab es keine Räume, von denen aus man ihn hätte zufällig beobachten können. Denn dort befand sich das Kirchenschiff, dessen reich verzierte Fenster zu hoch eingelassen worden waren, als dass man ihn hätte dadurch sehen können. Parallel dazu stand der Glockenturm.

Vorsichtig ließ Yohji die Türe ins Schloss gleiten und blickte sich um. Er atmete tief ein. Den ganzen Tag hatte er darauf gewartet. Yohji klaubte das Feuerzeug aus dem Beutel und öffnete andächtig die Packung mit den Zigaretten. Mit einem Blick, der sogar die Ã"btissin zum schmelzen gebrachte hätte, sah er auf die prall gefühlte Schachtel in seiner Hand hinab. Vorsichtig zog er eines der dünnen Stäbchen heraus und entzündete es. Den ersten Zug inhalierte er tief und tiefer, bis er das Gefühl hatte seine Lunge müsste bersten. Mit einem zufriedenem Stöhnen atmete er wieder aus und sah den silbrig blauen Rauchschwaden liebevoll nach. Wieder und wieder nahm er tiefe, gleichmäßige Züge des blauen Dunstes in sich auf, genoß das Gefühl, wie der Rauch seine Lungen füllte. Durch leicht geöffneten Mund atmete er wieder aus. Sinnlich, geradezu erotisch strich der Dunst über seine Lippen. Wie der zärtliche Kuß einer Frau.

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"Ich brauch eine Zigarette..." stöhnte Yohji auf und starrte dabei sehnsüchtig auf das leere, zerknüllte Päckchen in seiner Hand.

"Oh ja ich auch," murmelte Schuldig. Sein Gesicht hatte einen verträumten Ausdruck angenommen als Yohji mit der ausführlichen Beschreibung seiner ersten Zigarette im Kloster begonnen hatte.

"Die Antwort ist nein, Balinese.", fuhr Crawford dazwischen bevor Yohji überhaupt die Frage, die auf seiner Zunge lag, an Schuldig richten konnte.

"Erstens ist die Luft hier drinnen schon widerwärtig genug und zweitens herrscht auf Mission absolutes Rauchverbot."

Aya nickte zustimmend, Schuldig jedoch drehte sich bei diesen Worten weg und tat so, als fände er die Wand unglaublich interessant. Für Yohji schien allerdings eine Welt zusammen zu brechen, dies zumindest lies sein Gesichtsausdruck vermuten.

"Wirklich? Striktes Rauchverbot?" fragte der Rothaarige unschuldig - nun gut, so unschuldig, wie Schuldig eben sein kann - nach, und spielte dabei mit dem Ã"rmel seiner Jacke.

"Striktes Rauchverbot," wiederholten Crawford und Aya im Chor.

"Nein also.. wirklich! Was ist denn das?" flötete der Deutsche plötzlich und zog ein Päckchen Davidoff-Zigaretten aus seiner Tasche.

"Na sieh mal einer an.. scheint als wäre das gar nicht meine Missionsjacke. Was für ein netter Zufall. Yohji, mein Bester, darf ich dir eine Zigarette anbieten?" fragte Schuldig im höflichen Plauderton und hielt Yohji die Schachtel hin, wobei er Crawford provozierend anfunkelte.

"Selbstverständlich, Schuldig mein Freund. Jederzeit," antwortete der blonde Attentäter lächelnd und gerade als sich seine Fingerspitzen um den Filter einer Zigarette schlossen, schlug Crawford mit einer Wucht auf Yohji's Handgelenk, dass der älteste Weiß für einen Moment meinte, es könne gebrochen sein.

"Oh nein, das wirst du nicht," zischte der Amerikaner und binnen Sekunden fand Yohji sich im Würgegriff eben jenes wieder, während er aus den Augenwinkeln beobachten konnte, wie Schuldig das Päckchen heldenhaft gegen Aya verteidigte.

Es war eine wilde Keilerei, die leider so schnell kein Ende finden würde. Crawford konnte jeden von Yohjis Schlägen vorhersehen, wenn auch nicht alle abblocken, und auf dem Boden, unter dem Gewicht von Ayas Körper, nützte Schuldig seine sonst enorme Geschwindigkeit nicht viel. Es war ein letzer, brillanter Gedanke des Deutschen der letztendlich diese Schlacht entschied. So laut er konnte, rief er aus: "Rauchen tut Gott weh!" Und brachte somit die einzige Macht ins Spiel, die diese historische Schlacht entscheiden konnte.

"Farfarello! Nein!"

Vier blaue Augen, zwei zerbissene Arme und ein zerkratztes Bein später saßen Schuldig und Yohji in ihren Ecken und inhalierten genüßlich den aromatischen Rauch ihrer Zigaretten.

"Hmmm.... gibs mir, Kleine," murmelte Yohji vor sich hin und schloss die Augen. Sein Gesichtsausdruck war ähnlich ekstatisch wie der von Schuldig und beide Männer waren in diesem Augenblick der Inbegriff von Glückseligkeit.

"Wenn du schon rauchen mußt, dann erzähl jetzt wenigstens auch die Geschichte zu Ende," warf Aya in die Stille des Aufzuges und hielt seinen von Farfarello zerbissenen Arm eng an sich gedrückt. "Ist er eigentlich gegen Tollwut geimpft?" fragte er den Amerikaner neben sich leise, der darauf mit einem unmerklichen Nicken antwortete.

"Also wie gesagt, der erste Zug war einfach himmlisch...." begann Yohji.

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Author's Note:

Ich weiß das es tatsächlich Leute gibt, die das hier lesen, oder zumindest den Prolog gelesen HABEN, weil Mediaminer was von 56 views sagt. Ich würde mich aber sehr freuen, wenn von diesen 56 Lesern mehr als einer (naja, eine) seine/ihre Meinung in Form eines Reviews hinterläßt. Ist gar nicht schwer und kostet nix außer einem bißchen Zeit. Würde mir auch sehr helfen, weil wenn ich weiß das Euch meine Geschichte gefällt, dann schreibt es sich auch gleich viel leichter. ^.~