Weiss Kreuz Fan Fiction ❯ Meine schlimmste Mission ❯ 1. Opfer: Yohji Kudo (2. Teil) ( Chapter 2 )

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Nachdem er die erste Zigarette aufgeraucht hatte, nahm Yohji eine weitere aus der Packung und steckte sie an. Wieder genoß er den ersten Zug, dann jedoch holte er die Taschenlampe hervor und machte sich auf den Weg in Richtung Glockenturm.

Zu seiner Überraschung stellte er fest, dass der Glockenturm neueren Datums war. Eine Gedenktafel neben dem Eingang erinnerte an eine Frau namens Enna Namo, die den Turm im Jahr 2003 mit ihren Spenden finanziert hatte. Eingeweiht worden war der Turm am 13. April. Es fanden sich noch weitere Informationen auf der Tafel, aber die interessierten Yohji nicht.

Die Tür war ebenfalls recht neu und noch gut in Schuß. Außerdem war sie an eine sehr gute Alarmanlage angeschlossen. Ohne Schlüssel würde er hier nicht sehr weit kommen. Der Sicherheit halber umrundete Yohji den Turm, für den Fall, das vielleicht ein Fenster offen stand, aber dem war nicht so. Trotzdem machte er eine interessante Entdeckung.

Wenige Meter hinter dem Glockenturm befand sich die Ruine eines weiteren Turmes. Bei näherem Betrachten stellte Yohji fest, dass es sich bei diesem um den ursprünglichen Glockenturm des Klosters handelte. Die Ruine selbst schien sehr stabil zu sein. Ihr Dach war jedoch eingestürzt und Yohji vermutete, dass dies der Grund für den Bau eines neuen Turmes gewesen war. Der Eingang des alten Glockenturmes war in keiner Weise versperrt oder abgesichert. Vielleicht lag das daran, dass der Turm nur noch aus Nostalgie hier stand oder weil nicht gerade wenig Schutt den Eingang teilweise blockierte.

Irgend etwas veranlaßte Yohji, den Turm zu betreten. Er schlängelte sich an Gestein und Resten von Gebälk vorbei und sah sich um. Der Turm schien von innen noch höher als er tatsächlich war, jedoch auch geräumiger. Ganz wenig Schutt lag an der Stelle, an der Yohji gerade stand. Das machte ihn stutzig. Nicht ein kleines Steinchen lag dort, als hätte eine gewissenhafte Hausfrau hier Hausputz gehalten. Wie merkwürdig. Er drehte sich einmal um sich selbst und leuchtete dabei ins Dunkel des Turmes. An einer Stelle standen Bretter und ein paar Steinplatten. Sie waren ordentlich und baldachinartig an die Wand gelehnt worden. Vorsichtig nahm Yohji sie beiseite und entdeckte zu seiner Überraschung eine ordentlich zusammengerollte, dünne Matratze. Um sie vor Verschmutzung zu schützen, hatte jemand sie in einen durchsichtigen Müllbeutel gepackt. Yohji grinste vor sich hin. Das war ja fast so als hätte er ein Liebesnest gefunden.

Auf ein paar Steinen, die in einem Halbkreis angeordnet waren, fand er Wachsspuren, die von tropfenden Kerzen herrührten. Etwas verloren kratzte er sich am Kopf. Es bestand kein Zweifel: dies war ein Liebesnest. Und dem Staub, der auf dem Müllbeutel gewesen war, nach zu urteilen, war hier schon längere Zeit keiner mehr gewesen. Aber anstatt sich die wichtigste Frage zu stellen, nämlich wem dieses Liebesnest gehörte und was es in einem Kloster zu suchen hatte, phantasierte Yohji lieber darüber wie es wohl wäre, hier eine Nacht mit Asuka zu verbringen.

Nachdem er sich das Innere des Turmes noch einmal genauestens angesehen hatte, beschloß Yohji, dass es genug für diese Nacht war. Er würde den Turm bei Tageslicht noch einmal näher unter die Lupe nehmen, zusammen mit Asuka. So leise wie er gekommen war schlich, Yohji sich zurück zum Gemüsegarten und öffnete das Seitenportal. Er nahm noch einen letzten Zug seiner Zigarette, dann schnipste er sie in die Finsternis und ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen. Nichtsahnend der Folgen, die dieser harmlose kleine Zigarettenstummel nach sich ziehen würde.

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"Ein Liebesnest?" fragte Farfarello langsam.

Schuldig nickte eifrig. "Ja ein Liebesnest. Weißt schon, ein Ort an dem sich ein Mann und eine Frau treffen, die sich eigentlich gar nicht treffen sollten, um Dinge zu tun, die sie eigentlich nicht tun sollten. Sprich Nonnen und Männer, verheiratete Männer und Frauen, Kinder aus verfeindeten Familien etcetera pepe."

"Dinge, die sie nicht tun sollten?" wiederholte der Ire.

"Sex, Farfarello.", antwortete Schuldig und grinste selbstgefällig.

Nach etwas längerem Schweigen wandte der junge Mann sich an Yohji.

"In einem Kloster, ja?" fragte er und Yohji nickte.

"Wem war es denn geweiht?" fragte er. Yohji dachte kurz nach.

"Der heiligen Jungfrau, wenn ich mich nicht irre.", erwiderte er. Farfarello kicherte böse.

"Ich mag dieses Kloster," merkte er leise an, dann lehnte er sich zurück um weiter Yohjis Geschichte zuzuhören.

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Irgendwie schaffte Yohji es, die Morgenandacht und das Frühstück mit nur 3 Stunden Schlaf zu überleben. Das Verlangen nach einer Zigarette und einer starken Tasse Kaffee wurde immer größer und schmerzlicher, als ihm bewußt wurde, dass er bis nach Einbruch der Dunkelheit darauf würde warten müssen.

Erfreulich war, das Schwester Hiromi, die ihn am Vortag bereits wegen dieses absurden Schweigegelübdes, das Asuka sich ausgedacht hatte, ins Herz geschlossen hatte, nach der Morgenandacht auf ihn zu kam und ihm ein elegantes Lederetui in die Hand drückte.


"Das ist für sie, Schwester. Sie mögen vielleicht im Herzen beten können, aber im Herzen können sie dennoch nicht mit ihren Schwestern kommunizieren. Und ich denke, gerade in der Anfangszeit werden sie viele Fragen haben.", sagte die Alte, während sie liebevoll seine Hand tätschelte. Neugierig öffnete Yohji das Etui. Es enthielt zwei große Schreibblöcke, jeweils rechts und links des Einschlages, und in der Mitte vier Tintenkugelschreiber. Das Set sah sehr teuer aus. Nach kurzen Bedenken wegen seiner Handschrift nahm Yohji einen der Kugelschreiber und schrieb in der schönsten, weiblichsten Schrift, die er nachahmen konnte "Vielen Dank, Schwester Hiromi".

"Keine Ursache, meine Liebe. Ich freue mich, wenn es ihnen gefällt und ihnen helfen kann. Vater Daniel denkt genau so.", antwortete die Schwester und auf Yohjis fragenden Blick hin erklärte sie: "Vater Daniel ist der Beichtvater unseres Konvents. Er hält auch jeden Tag unsere Messen. Ein sehr netter, engagierter junger Mann. Er wurde erst vor 5 Jahren zum Priester gesalbt, aber er dient dem Herrn mit einer solchen Hingabe, das es eine Freude ist, ihm dabei zu zusehen."

Yohji fand auch schnell einen anderen Grund, warum die meisten Nonnen Vater Daniel gern bei seiner Arbeit zusahen. Vater Daniel war nämlich ein recht gutaussehender junger Mann und wenn dies nicht ein Kloster, sondern eine Diskothek wäre, hätte Yohji ihn wahrscheinlich als ernstzunehmende Konkurrenz betrachtet. Der Vater war charmant, das konnte Yohji auch als Mann zugeben. Er hatte sich erst bei Asuka vorgestellt und dann bei Schwester "Kimusume" und war sehr höflich und freundlich gewesen. Er bot sich für eine Führung durch das Konvent an, ein Angebot, das die beiden Detektive gerne annahmen.

Leider wurde daraus aber nichts, denn gerade als der Vater sich mit ihnen auf den Weg machen wollte, kam die junge Nonne, die Yohji zu seiner Zelle geführt hatte, angelaufen. In ihrer Hand hielt sie - zu Yohjis Schreck - einen Zigarettenstummel, mit dem sie aufgeregt winkte.

"Vater Daniel! Vater Daaaaaaaanniiiiiieeeeeeeeeeeeel!" schrie sie und winkte immer heftiger mit dem verräterischen Zigarettenstummel.

Asuka wird mich umbringen...` dachte Yohji düster. Seine Kollegin würde keine Lichtsekunde brauchen, um die Verbindung zwischen ihm und dem kleinen Etwas in der Hand der Nonne herzustellen.

"Was ist denn, Schwester Kimie? Warum die Aufregung?"

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"Die Kleine hatte deine Kippe gefunden, was?" fragte Schuldig mit einiger Genugtuung und blies eine kleine Rauchwolke in Richtung Crawford.

Yohji nickte düster. "Es war ein blöder Anfängerfehler. Aber ich hatte wirklich nicht darüber nachgedacht, das in einem Nichtraucher-Kloster eine einzige lausige Kippe so einen Aufruhr verursachen könnte. Geschweige denn, dass jemand sie finden würde." Er machte eine kurze Pause.

"Asuka wußte natürlich sofort, dass ich es war. Kimie glaubte es sie der Mörder von Sakura, der zurückgekommen sei um mehr Opfer zu fordern, wie sie sich ausdrückte. Die Polizei war offensichtlich der Annahme gewesen, dass jemand vom Schlage eueres Farfarellos hier die Schwester getötet hatte. Dieser Vater Daniel versuchte zwar, die Situation herunterzuspielen und behauptete, es seien wahrscheinlich ein paar Jugendliche gewesen, die sich im Klostergarten amüsiert hätten, aber die Polizei wurde trotzdem gerufen. Wir wurden alle in die große Halle gepfercht, in der wir auch die Mahlzeiten einnahmen und mit dem auffädeln von Perlen für Rosenkränze beschäftigt."

Yohji verdrehte die Augen.

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"Und ich sage ihnen, Mutter Oberin, es waren bestimmt nur ein paar verliebte Jugendliche, die sich im Klostergarten getroffen haben. Kein Grund zur Aufregung, wirklich. Es war vollkommen übertrieben, gleich bei der Polizei anzurufen.", versuchte Vater Daniel die aufgeregte Äbtissin zu beruhigen.

"Woher nehmen sie diese Sicherheit, Vater? Wer sagt mir denn, das es kein gottloser Mörder war, der eine weitere Tochter unseres Herrn des Lebens berauben möchte? Nein, ich will nicht noch eine Schwester auf die gleiche, grausame Weise wie Sakura verlieren. Und ich denke auch nicht, dass ich überreagiere, Vater.", erwiderte die Äbtissin. Sie schien ruhig, doch das leichte Zittern ihrer Hände verriet Yohji, dass die Frau fast panische Angst hatte.

"Die arme Mutter Oberin. Der Verlust von Schwester Sakura hat sie sehr getroffen," flüsterte Kimie Yohji zu und er erinnerte sich, dass Schwester Kaori ihm erzählt hatte, die Oberin habe Sakura in gewisser Weise die Mutter ersetzt. Vielleicht hatte Sakura umgekehrt der Oberin auch die Tochter ersetzt?

Die Oberin und Vater Daniel verschwanden aus der großen Halle, in der die Nonnen mehr oder weniger zusammengekauert auf Anweisungen warteten. Einige von ihnen hatten sich im Kreis aufgestellt und hielten sich an den Händen, während sie das "Ave Maria" auf Lateinisch aufsagten. Andere wiederum stellten Vermutungen an, wie der besorgniserregende Zigarettenstummel auf das Grundstück geraten war während sie Holzperlen für Rosenkränze auffädelten. Den bohrenden Blicken Asukas entnahm Yohji, dass zumindest sie wußte, was er so gedankenlos getan hatte. Er fühlte sich unbehaglich in dem langen schwarzen Gewand, dass erstaunlicherweise zu eng war, als das er darin hätte verschwinden, und somit Asukas Blicken hätte ausweichen können.

Schon einige Stunden später rückte die Polizei wieder ab. Entgegen des ausdrücklichen Rates des ermittelndem Inspektors, gestattete die Äbtissin nicht, dass Beamte zum Schutz der Nonnen aufgestellt wurden. Yohji und Asuka war das nur recht. Dies bedeutete nämlich, dass sie sich weiterhin frei im Kloster würden bewegen können. Es dauerte auch nicht lange, da stand Vater Daniel wieder neben den beiden, um die unterbrochene Führung wieder aufzunehmen.

Er wußte sehr viel über das Kloster, den historischen Hintergrund und versuchte, sie mit Namen und Jahreszahlen zu beeindrucken. Alles in allem kam er Yohji wie ein balzender Auerhahn vor, der eifrig sein Gefieder für die Hennen aufplusterte. Kurz vor 5 Uhr ließ er sie jedoch allein, um sich auf die Abendandacht vorzubereiten. Er schenkte ihnen ein strahlendes Lächeln und zwinkerte Yohji kurz vielsagend zu, bevor er verschwand.

"Yohji..." knurrte Asuka leise. "Hatte ich dir nicht gesagt, dass hier das Rauchen verboten ist?" Yohji schluckte heftig. Er sah sich schnell um, aber zu seinem Pech waren keine Zeugen da, die Asuka von einer eventuell für seinen Geschmack viel zu harten Bestrafung hätten abhalten können. "Öhm... glaub schon... kann mich... nicht so recht dran erinnern..." brachte er langsam hervor. Sein Blick wanderte hilfesuchend umher und streifte dabei die Weide am Rande des Seeufers, von dem sie nur ein paar Schritte entfernt waren. "Ich könnte dich..." knurrte Asuka und bewegte ihre Hände so als würde sie ihren Partner gerade erwürgen. "Asuka.. sieh mal da!" sagte Yohji aufgeregt und etwas zu laut. "Lenk nicht ab..." zischte seine Partnerin. "Tu ich gar nicht!" widersprach Yohji und drehte Asukas Kopf damit sie den Baum ansah. "Und? Eine Weide. Toll. Yohji, ist dir eigentlich klar..." begann sie ihre Tirade. "Dass da etwas herzförmiges eingeritzt ist?" beendete Yohji ihren Satz und grinste sie stolz an. "Nein," sagte Asuka. Dann zwinkerte sie, sah den Baum nochmals an und sagte langsam: "Doch..."

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"Was war denn da eingeritzt?" fragt Omi neugierig.

"Das was Verliebte da so rein ritzen... ein Herz mit Initialen und dem hochtrabenden Ausdruck "für immer" darunter." erwiderte Yohji gelassen.

"Was für Initialen?" harkte Schuldig nach.


"S.K. und D.M." antwortete der ehemalige Detektiv ruhig.

Er wartete eine Weile um diese Information einsinken zu lassen. An Kens Gesichtsausdruck konnte er erkennen, dass sein Kollege hoch konzentriert war. Seine Lippen bewegten sich, aber kein Laut entwich ihnen. Denselben Ausdruck nahm das Gesicht seines jungen Freundes an, wenn er ein spannendes Fußballspiel im Fernsehen ansah, und versuchte, den nächsten Schritt beider Teams vorherzusehen.

Auch Omi und Nagi machten nachdenkliche Gesichter und versuchten sich gegenseitig die Bedeutung der Schnitzerei zu erklären.

"Wie weit seid ihr?" fragte Crawford beiläufig und sah die beiden Jungen durchdringend an.

Omi warf einen schuldbewußten Blick auf den Laptop, der mittlerweile auf "Stand By" stand, und Nagi gab sich redlich Mühe, Crawfords strengen Blick zu ignorieren.

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"Was hat so etwas denn in einem Kloster verloren?" fragte Asuka nachdenklich, während sie mit der Hand über das in den Stamm der Weide geritzte Herz strich. "In dem alten Glockenturm, schräg hinter dem da hinten, habe ich eine gestern Nacht eine zusammengerollte Matratze in einer Mülltüte und Wachsspuren von Kerzen gefunden. Die Turm ist verfallen und dreckig, aber in seinem Zentrum hat jemand sehr ordentlich gekehrt," erklärte Yohji und zeigt dabei auf den neuen Glockenturm. "Ein Liebesnest?" fragte Asuka und ihr Partner nickte. "Komm, ich zeig es Dir."

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"Asuka war sehr überrascht als ich ihr das Innere des Turms gezeigt habe. Es war ja Tag und die Sonne hat den Turm von oben sehr gut ausgeleuchtet. So konnten wir uns viel besser im Turm umsehen und entdeckten ein paar Dinge, die ich in der Nacht zuvor nicht hatte sehen können.", erklärte Yohji.

"Zum Beispiel?" fragte Schuldig.

"Zum Beispiel eine schwarze Tasche und etwaige Blutspuren."

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"Das ist Blut," murmelte Asuka und strich vorsichtig über den Stein. "Hey hey, nicht schlecht," entfuhr es Yohji. Er hielt Asuka ein Paar Handschellen, das aus der soeben entdeckten, ominösen schwarzen Tasche stammte, unter die Nase. "Ich würde sagen, wer auch immer hier seine Spielchen veranstaltet hat, mochte es unanständig. Das hier ist noch harmlos," kommentierte er den Inhalt der Tasche und hielt sie Asuka hin. Vorsichtig griff die junge Frau hinein und zog ein schlankes, stilettoartiges Messer heraus. "Tatwaffe?" fragte Yohji, aber seine Partnerin schüttelte den Kopf. "Die Schneide ist zu glatt. Sakura wurde mit einem Messer verstümmelt, das eine zackige Klinge hatte. So was wie ein Brotmesser," erwidert Asuka. Sie griff noch einmal in die Tasche. Etwas raschelte und Asuka zog ein kleines Plastiktütchen heraus, aus dem eine weiße Substanz rieselte. "Ts.. und ich dachte, im Kloster wäre es langweilig," schmunzelte Yohji.

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"Koks?" fragte Schuldig.

"Treffer, versenkt. Kokain und scharfe Sexspielchen. Wenn ich früher gewußt hätte, wie es in so einem Kloster zugeht, glaubt mir, ich hätte einen Arm und ein Bein dafür gegeben, zum Theologiestudium zugelassen zu werden," sagte Yohji kopfschüttelnd.

"Eins ist ja wohl klar, der einzige Mann der in Frage kommt ist Vater Daniel, hab ich recht?" warf Ken ein und Yohji nickte.


"Ja, daran bestand kein Zweifel mehr. In der Tasche befanden sich nämlich auch Trauringe. Und die Namen "Sakura" und "Daniel" waren auf die Innenseite eingraviert. Ich vermute mal, sie haben mit ihren kleinen Spielchen erst angefangen, nachdem sie sich miteinander verheiratet haben. Anders kann ich mir die Ringe nicht erklären."

"Und das Blut," fragte Farfarello und leckte seine Lippen erwartungsvoll.

"Das Blut stammte sehr wahrscheinlich von Sakura Masamura. Ihre Leiche war stark verstümmelt gewesen. Besonders die... wie drück ich das jetzt aus... die primären und sekundären Geschlechtsmerkmale?" fragte Yohji vorsichtig und deutete dabei mit seinen Händen die Rundung einer weiblich Brust an.

"Schon klar, habe verstanden," sagte Schuldig mit einem Augenzwinkern.

"Ich hätte da noch eine Frage," begann Ken, wurde aber von einem lauten Knurren unterbrochen. "`Tschuldigung," murmelte er schuldbewußt und schaute verlegen auf seinen Magen.

Aus der Ecke in der Omi und Nagi saßen knurrten zwei Mägen zurück. "Äh... naja, ich hab ja gesagt daß ich Hunger habe," murmelte Omi. Crawford seufzte.

"Wir sollten uns vielleicht ein Kleinigkeit zu essen gönnen. Jeder legt alles essbare, das er dabei hat, in die Mitte, einverstanden?" schlug der Amerikaner vor. Wortlos durchkramten die Teams ihre Taschen.

Ein wenig später sah die Gruppe auf das zugegebenermaßen kleine und bunt zusammengewürfelte Häufchen von Snacks herab. Schuldig hat etwas essbare Unterwäsche beigesteuert und niemand wagte es zu fragen, warum eine Unterhose in der Verpackung fehlte (obgleich Crawford bereits wußte, wie die Antwort ausfallen würde; in diesem besonderen Falle mußte man jedoch tatsächlich kein Hellseher sein, um die Antwort zu wissen). Abyssinian hatte eine Tüte Pepperoni Chips beigesteuert, die zumindest Schuldig und Yohji einen kleinen Wink hinsichtlich der wahren Persönlichkeit des sonst so eiskalten Rotschopfes gab, und von Farfarello stammten einige Scheiben Vollkornbrot die entweder mit Tofu oder einem Sojaaufstrich belegt waren. Farfarellos einziger Kommentar war "Es tut Gott weh wenn ich ein langes und gesundes Leben führe" und als Ken nach einem der Brote griff, durfte er sich von Farfarello erklären lassen, warum er eigentlich die Unterwäsche esse müsse. Aus den Taschen des ehemaligen Fußballprofis stammten verschiedene Müsli Riegel, die Schuldig, genau wie Farfarellos "Pausenbrote", mit dem Kommentar "Bäh, das ist ja gesund" bedacht hatte. Nagi hatte eine Tüte Lakritzschnecken beigesteuert und von Omi stammte ein halbes Päckchen Zahnpflege Kaugummi. "Wenigstens um unsere Zähne müssen wir uns keine Sorgen machen", hatte Schuldig gespöttelt, als er das Päckchen entdeckte. Ganz oben auf dem Häufchen thronten jedoch, von jeglichem Spott verschont, 8 Überraschungseier, die Crawford gehörten.

"Na, wo wir die Schokolade schon haben, brauchen wir das hier wohl nicht mehr," warf Yohji in die Stille des Aufzuges und legte eine Tüte mit Lutschern neben die Eier.

"Oracle... Überraschungseier?" fragte Schuldig ungläubig.

"Überraschungseier," erwiderte Crawford ruhig. Dann fügte er hinzu: "Ein paar von den Figuren können ganz schön wertvoll werden. Wehe ich kriege sie nicht alle zurück."

Schuldig schüttelte kurz den Kopf. "Jetzt weiß ich, wie du deine Rente finanzierst," sagte er, und griff nach einem Ei.

In kürzester Zeit war das Häufchen verputzt und Omi und Nagi hatten großen Gefallen an essbarer Herrenunterwäsche mit Vanillegeschmack gefunden, wohingegen Yohji hingebungsvoll an seinem Lutscher lutschte, wohl um das aufkommende Verlangen nach einer weiteren Zigarette zu unterdrücken. Crawford sammelte emsig wertvolle Sammelfiguren ein während Aya und Schuldig ein Gespräch über die schärfsten Chips führten und Ken und Farfarello stritten um den letzten verbleibenden Vollkorn-Birnen-Müsli-Riegel, bis Ken sich daran erinnerte, wie scheußlich der Riegel schmecken würde und sich dann doch lieber für ein paar Lakritzschnecken entschied.

Aber natürlich verlangt die Natur nicht nur das eine, sondern auch das andere Recht. Und nachdem der Hunger vorerst gestillt war, stellte sich ein neues Problem ein.


Es begann mit unbequemen hin- und her rutschen und der krampfhaften Suche nach einer halbwegs vernünftigen Art zu sitzen. Nervöses Beine übereinander schlagen, aufstehen, ein paar Schritte gehen, wieder hinsetzen. Weiter rutschen. Crawford kannte die Zeichen.

"Prodigy, sag es nicht, bitte," murmelte er, die Brille in der rechten Hand und die linke vor den Augen, als wolle er die Szene die sich sonst vor seinen Augen entfaltet hätte mit dieser Geste daran hindern, jemals stattzufinden.

"Warum nicht?" fragt Nagi und faltete die Beine übereinander.

"Weil du es nicht sollst," zischte der Amerikaner.

"Aber..."

"Nein!"

"Aber..."

"Prodigy, ich warne dich!"

"Aber... ich muß mal!"

"Argh!!!"

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Author's Note: So, der zweite Teil ist fertig. Erstmal vielen lieben Dank an alle, die sich die Zeit genommen haben, mir so tolle Reviews zu schreiben. Wirklich, darüber freue ich mich sehr. Ich bemühe mich darum auch, die Geschichte extra gut zu machen. Sorry, wenn es so lange dauert, aber so viel Zeit wie ich gerne hätte habe ich zum Schreiben nicht und für diese Geschichte möchte ich gerne so gut schreiben wie ich kann.

Ich habe beim letzten mal festgestellt, daß die ä's, ö's und ü's aus irgendeinem Grund nicht richtig auftauchen. Wenn dass bei diesem Teil genauso ist, werde ich wohl auf ae, oe und ue umsteigen muessen.

Und wenn Euch dieses Kapitel genauso gut gefallen hat wie das davor, dann nehmt Ihr Euch vielleicht auch die Zeit, mir noch einen kleinen Review da zu lassen? Bitte bitte bitte?